Thronprätendent in Kurland Maurice de Saxe

Zusammenfassung

Man schrieb den 6. August 1727, als aus Kurland ein Brief nach Paris geschickt wurde, der mit folgenden Worten begann: „Me voilà dans mon île comme Sancho Pança, Dieu veuille que mon gouvernement dure plus longtemps que le sien. L’avantage de l’île des exilés est qu’elle n’est pas en terre ferme comme celle de Barataria, ce qui pourrait bien mener les choses jusqu’à la gelée. Mais laissons là l’île des proscrits, c’est ainsi qu’elle s’appelle à présent“¹. Gerichtet war der Brief an die Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, Geliebte des Briefschreibers im fernen Kurland. Es war nicht der einzige Brief, der von ihm in Frankreich eintraf. Es gab auch Adressaten in Rußland, Sachsen, Polen und anderswo. In all seinen Briefen beklagte er, daß sein „gouvernement“ chimärisch sei, es infolge allzu vieler Gegner untergehe, er aber dennoch sich bemühe, dieses „gouvernement“ zu erhalten und darum kämpfen werde. Der so schrieb, war der Graf Moritz von Sachsen — eines der über 300 Kinder, die der zeugungsfreudige Kurfürst von Sachsen Friedrich August außerhalb seiner Ehe in die Welt gesetzt hatte. Als Maurice de Saxe sollte der Briefschreiber später eine europäische Karriere machen — freilich nicht als Briefschreiber, sondern als einer der großen Feldherren, die das 18. Jahrhundert hervorbrachte. Doch noch war es nicht soweit, und der Graf saß auf einer „île des proscrits“ fest und harrte der Feinde, die von zwei Seiten gegen ihn vorrückten, um seinem ephemeren „gouvernement“ ein Ende zu bereiten.