Zusammenfassung
Nach dem Ersten Weltkrieg, der als historischer Einschnitt diese Untersuchungen zur Rolle antiker Sujets in der französischen Musik um 1900 zeitlich begrenzt, bildeten antike Sujets in Frankreich auffallenderweise weiterhin einen beständigen und dominierenden Themenschwerpunkt des musikalischen Schaffens. Die Relevanz dieses Themas ist bereits von Theo Hirsbrunner (1995) für die Zeit zwischen 1917 und 1929 erfaßt und am Beispiel verschiedener französischer oder in Paris schaffender Komponisten erörtert worden.2 Auch Volker Scherliess ist in dem Kapitel ‚Die Herstellung einer „neuen Antike“‘ seines Buches ‚Neoklassizismus: Dialog mit der Geschichte‘ (1998) auf die Bedeutung der Antike für die Musik des 20. Jahrhunderts eingegangen.3 Seine Ausführungen basieren unter anderem auf den Untersuchungen von Stefan Kunze, der bereits in seinem Aufsatz ‚Die Antike in der Musik des 20. Jahrhunderts‘ (1987) auf diesen Tatbestand hingewiesen hat.4 Ebenso hat Hermann Danuser die deutliche Präsenz antiker Sujets im Neoklassizismus festgestellt, wobei die Hinwendung zu den meist mythologischen Stoffen unter dem Aspekt „antipsychologische[r] Tendenzen der Dramaturgie“ gesehen wird, „die der Ernüchterung des musikalischen Ausdrucks entsprachen“.5 Von diesen Arbeiten ausgehend soll in dem folgenden, knappen Überblick auf die Kontinuität der Antikenrezeption in der französischen Musik bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts eingegangen werden, um einerseits die musikalische Gestaltung antiker Sujets als typisch französisches Phänomen zu würdigen und andererseits die verschiedenen mit diesem Sujet verbundenen Kompositionsstile zu skizzieren.
„Or, l’évolution, comme vous le savez d’après les meilleurs auteurs, c’est le passage de l’homogène à l’hétérogène.“1
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Notizen
P. Dukas, Chroniques musicales sur deux siècles 1892–1932 (1980), 219.
Th. Hirsbrunner, Die Musik in Frankreich im 20. Jahrhundert (1995), 116–128.
V. Scherliess, Neoklassizismus: Dialog mit der Geschichte (1998), 184–206.
St. Kunze, Die Antike in der Musik des 20. Jahrhunderts (1987).
H. Danuser, Die Musik des 20. Jahrhunderts, NHdM, Bd. 7 (1984), 147.
L. Finscher, Altes im Neuen, in: G. Böhm u.a. (Hrsg.), Canto d’Amore, Klassische Moderne in Musik und bildender Kunst 1914–1935 (1996), 64.
Vgl. Hirsbrunner, Igor Strawinsky in Paris (1982), 153f.
I. Strawinsky, Chroniques de ma vie, Bd. 2 (1935), 84.
A. Lessem, Schoenberg, Stravinsky, and Neo-Classicism: The Issues Reexamined, in: MQ 68, 4 (1982), 528.
V. Scherliess, teor Strawinskv und seine Zeit (1983). 176
Strawinsky, Poétique musicale (1952), 21. Strawinsky schreibt ferner an dieser Stelle: „…la musique s’établit dans la succession du temps et requiert donc la vigilance de la mémoire. La musique est par conséquent un art chronique, comme la peinture est un art spatial.“
Vgl. E. Fubini, Geschichte der Musikästhetik (1997), 288f.
Vgl. V. Jankélévitch, La Musique et l’Ineffable (1983), 41f.
M. Kahane/N. Wild, Les ballets Russes à l’Opéra (1992), 19–93.
Hirsbrunner, Die Musik in Frankreich im 20. Jahrhundert, 163. A. Hoérée, Albert Roussel (1938), 109.
A. Roussel, La Naissance de la Lyre, Conte lyrique en un acte et trois tableaux, Paris: Durand & Cie (1924), 1.
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Schneider-Seidel, K.M. (2002). Ausblick: Das antike Sujet in der Musik nach dem Ersten Weltkrieg. In: Antike Sujets und moderne Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02871-6_9
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