Marlene Lohner: Goethes Caravanen. Verkörpencngen der Phantasie im Spätwerk. Frank-furt am Main u. a., 118 S.

Zusammenfassung

Der Band umfaßt vier Beiträge mit unterschiedlichen Themen. Einer gilt dem Divan, weitere sind der Marienbader Elegie, dem Fausy schließlich dem Verhältrvs von Gottfried Benn zu Goethe gewidmet. Und doch gibt es Verbindendes. Gemeinsam ist den Beiträgen, daß es, trotz mancher Rückblicke, in allen Fällen vorzugsweise um Goethes Spätwerk geht. Verbunden sind sie aber auch in einem gemeinsamen Anliegen: dem Nachweis, daß in Auseinandersetzung mit sich verschärfenden geschicht-lichen Erfahrungen die Phantasie, und mit ihr die Selbstthematik der Poesie, eine neue und herausge-hobene Funktion gewinnt. So kündigt es sich bereits im Untertitel des Buches an: Verkörperungen der Phantasie im Spätwerk. Und so wird es auch in einer Einführung herausgearbeitet, die den vier Beiträ-gen vorangeht. Sie greift auf frühe Bekenntnisse Goethes zur Phantasie zurück. Das Thema hat — so gesehen — seine Kontinuität, und im Lichte der poetologischen Auseinandersetzungen seit der Auf-klärung, die Poesie und ,Einbildungskraft‘ aufs engste verklammern, verwundert das nicht weiter. Aber es wird nun vom Spätwerk Goethes aus auf einen veränderten Kontext bezogen. Er betrifft die ver-änderten, Goethe beengenden und bedrängenden geschichtlichen Erfahrungen ebenso wie die ästhe-tische Auseinandersetzung mit einer Unbegrenztheit, die ihn in der literarischen Überlieferung des Orients ansprach, die gegenläufig aber auch Kräfte der Bändigung und Formung auf den Plan rief. Es sind Bilder, ,Vermummungen‘, in denen die Phantasie beides vermittelt und sich zugleich zum Thema wird.