Vom Nutzen und Nachteil der Aufklärung für das Leben

Zusammenfassung

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ist der nach rationalen Vorgaben hochgezüchtete oder gar manipulierte Mensch das Ziel oder gar das Ende aller Vernunft? Diese Frage bewegt die Menschen von Jahr zu Jahr, ja fast von Monat zu Monat entschiedener — und sie bewegt uns nicht nur, sie erregt uns Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten auch. Und sie regt uns auf. Plötzlich kommt uns eine Problematik zu Bewußtsein, über die schon seit Jahrhunderten diskutiert wird. Goethes Faust handelt von nichts anderem. Allerdings ist Homunculus, das,künstliche Menschlein’, weitaus älter als Goethes Dichtung. Es wurde nicht erst von Goethe, sondern schon rund 300 Jahre zuvor von Paracelsus in die wissenschaftliche Denkwelt der Neuzeit projiziert. Intensiv beschäftigen sich seither große Geister mit den existenziellen Kernfragen des Vernunft-Menschen, die Leibniz in der Theodizee auf den Punkt brachte. Regiert den Menschen die Notwendigkeit? Wie kann, ja wie muß er sich seines freien Willens bedienen, um seine Freiheit mit den Notwendigkeiten des Daseins zu koordinieren? Und schließlich: Wenn Gott allmächtig ist und gütig, warum läßt er das Übel zu?

Festvortrag, gehalten auf der 77. Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar 2001.