Zusammenfassung
Das Anlegen von Agenden gehört zu den grundlegenden Elementen der Arbeits- und Lebensorganisation Goethes. Dies bestätigt schon ein kurzer Blick in die bisher vorliegenden Bände der historisch-kritischen Tagebuchedition sowie in die — freilich bisher noch vollständigere — dritte Abteilung der Weimarer Ausgabe. Zwar wird diesen Arbeitslisten dort erst ab dem Jahr 1802 eine eigene (Teil)Rubrik zugestanden, doch findet sich bereits unter dem 1. Januar 1782 der Tagebucheintrag: „Früh verschiednes in Ordnung. Agenda durchgesehn und überlegt“ (GT I,1, S. 129). Im Januar 1790 nahm sich Goethe unter anderem die Fertigstellung der Bearbeitungen von Torquato Tasso, Lila, Jery und Bdtely sowie Faust für die Schriften vor; daneben finden sich auf der Agenda aber auch Einträge wie „Bergwerck“, „Schloß Bau“ oder „Erotica“ (WA III, 2, S. 323). Vom Anfang 1799 schließlich datiert eine Arbeitsliste Goethes, die mit dem Nebeneinander von Orts- und Personennamen, Titeln literarischer und naturwissenschaftlicher Werke, Sachbegriffen usw. bereits ein typisches Merkmal der späteren, bis zum März 1832 reichenden Agenden aufweist: „Agenda in Jena | vom 7. Jan. an. | Hiller. | Merseburg. | Farbenlehre | Propylaeen. 2. B. 1 Stück. | Faust. | Mahomet | Uber Piccolomini. | Sammler. | Bibliotheck | Tyger“.3
Ich arbeite jeden Tag etwas weg, aber es giebt des Stoffes so viel, daß ich denselben sich kaum vermindern sehe.2
Die vorliegende Darstellung ist die für den Druck überarbeitete Fassung einer Internetpräsentation, die im Jahre 1999 im Auftrag des Goethe-Instituts erstellt wurde. Siehe Sebastian Donat: Das Goethe-Universum. Eine Agenda vom November und Dezember 1827. URL: http://www.goethe.de/z/11/universum/deindex.htm (23. 8. 2001). Die Wiedergabe der Handschrift erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg.
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Notizen
Kanzler von Müller: Unterhaltungen mit Goethe. Kritische Ausgabe. Besorgt von Ernst Grumach. Weimar 1956, S. 171.
Vgl. Rudolf A. Fleischer: Die Buchhändlerfamilie Fleischer in der Zeit Goethes. Leipzig 1937, S. 115–118.
Gero von Wilpert: Goethe-Lexikon. Stuttgart 1998, S. 807. Vgl. Anne Bohnenkamp: Zur Verwendung des Begriffs „Paralipomena“. In: dies.: „… das Hauptgeschäft nicht außer Augen lassend“. Die Paralipomena zu Goethes „Faust“. Frankfurt/M., Leipzig 1994, S. 57–66.
Alessandro Manzoni: Die Verlobten. Eine Mailändische Geschichte aus dem siebzehnten jahrhundert. Übers. von Ernst Wiegand Junker. München 1989, S. 276. Vgl. Opere di Alessandro Manzoni. Hrsg. von Lanfranco Caretti. Mailand 31967, S. 404. Manzonis Zitat aus I Lombardi alla prima crociata betrifft Vers 5 aus der 16. Strophe des 10. Gesanges (vgl. Tommaso Grossi: Opere poetiche. Hrsg. von Raffaele Sirri. Neapel 1972, S. 224).
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Donat, S. (2002). Arbeitspensum eines Achtundsiebzigjährigen. Eine unbekannte Agenda Goethes vom November und Dezember 1827. In: Golz, J., Leistner, B., Zehm, E. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02861-7_27
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