Zusammenfassung
Vergangenes in ein Bild zu verwandeln1 zählt zu den Talenten des Architekten in den Wahlverwandtschaften, Bilder in Lebendiges zu jenen des Autors Goethe. Deutlich werden die Gaben des einen wie des anderen mit dem Wirken des jungen Meisters der Einbildungskraft im Kreise der Wahlverwandten, jedenfalls jener, die zu Beginn des zweiten Teils noch zugegen sind: Ottilie, Charlotte und das ungeborene Kind. Hatte der erste Teil — von der Chemie bis zur Statik, von der Bau- und Gartenkunst bis zur Diätetik, Ökonomie und Verwaltung2 — vor allem unter der Fatalität rationalistischer Diskurse gestanden, so fällt der Text im zweiten Teil unter ein anderes Gesetz, unter das der Bilder.
Habilitationsvortrag an der Universität Wien am 11. April 2000. Mein Dank für die Finanzierung des zugrundeliegenden Forschungsprojekts gilt dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.
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Notizen
Vgl. Jeremy Adler: „Eine fast magische Anziehungskraft“. Goethes „Wahlverwandtschaften“ und die Chemie seiner Zeit. München 1987; Norbert W. Bolz (Hrsg.): Goethes „Wahlverwandtschaften“. Kritische Modelle und Diskursanalysen zum Mythos Literatur. Hildesheim 1981; sowie meine Habilitationsschrift Diätetik und Askese. Zur Dialektik der Aufklürung in Goethes Romanen. München 2001.
Vgl. Annemarie Gethmann-Siefert/Otto Pöggeler (Hrsg.): Kunst als Kulturgut. Die Bildersammlung der Brüder Boisserée — ein Schritt in der Begründung des Museums. Bonn 1995.
Vgl. Giulia Barone: La Santità nei processi di canonizzazione del ’300. In: Roberto Rusconi (Hrsg.): Santi e santità nel secolo XIV. Perugia/Neapel 1989, S. 55–78; sowie François Boespflug: Dieu dans l’Art. Sollicitudini Nostrae de Benoît XIV (1745) et l’affaire Crescence de Kaufbeuren. Paris 1984; und Hans Belting: Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. München 1990.
Vgl. Ludwig Bieler: Theíos anér. Das Bild des „göttlichen Menschen“ in Spätantike und Frühchristenturn. 2 Bde. Wien 1935 f.; Marc Van Uytfanghe/Theofried Baumeister: Heiligenverehrung — Hagiographie. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 14 (1988), Sp. 96–183.
Vgl. Norbert Miller: Mutrnaßungen über lebende Bilder. Attitüde und „tableau vivant“ als Anschauungsform des 19. Jahrhunderts. In: Helga de la Motte-Haber (Hrsg.): Das Triviale in Literatur, Musik und Bildender Kunst. Frankfurt/M. 1972, S. 106–130; August Langen: Attitude und Tableau in der Goethezeit. In: Jb. der Deutschen Schillergesellschaft 12 (1968), S. 249–258; Gisela Brude-Firnau: Lebende Bilder in den „Wahlverwandtschaften“. Goethes „Journal intime“ vom Oktober 1806. In: Euphorion 74 (1980), S. 403–416; Erich Trunz: Die Kupferstiche zu den „lebenden Bildern“ in den „Wahlverwandtschaften“. In: ders.: Weimarer Goethe-Studien. Weimar 1980, S. 203–217; Helmut Notenhauer: Sprachbilder. Untersuchungen zur Literatur seit dem 18. Jahrhundert. Würzburg 2000.
Vgl. Thomas W. Gaethgens (Hrsg.): Johann Joachim Winckebnann 1717–1768. Hamburg 1986; sowie Helmut Pfotenhauer: Um 1800. Konfigurationen der Literatur, Kunstliteratur und Ästhetik. Tübingen 1991.
Walter Benjamin: Goethes „Wahlverwandtschaften“ [1924]. In: Gesammelte Schnften. Bd. I, 1. Frankfurt/M. 1974, S. 123–201; hier: S. 178.
Vgl. Ingrid Felber: Goethe in Italien. Der Protestant im Zentrum der katholischen Welt. In: Jörn Göres (Hrsg.):,,… auf klassischem Boden begeistert.“ Goethe in Italien. Mainz 1986, S. 22–32; Heinz Schlaffer: Goethes Versuch, die Neuzeit zu hintergehen. In: Paolo Chiarini (Hrsg.): Bausteine zu einem neuen Goethe. Frankfurt/M. 1987, S. 9–21; Max-Eugen Kemper: Goethe im Zentrum des Katholizismus. In: Konrad Scheurmann/Ursula Bongaerts-Schomer (Hrsg.): „… endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt!“ Goethe in Rom. Bd. 1: Essays. Mainz 1997, S. 120–131.
Vgl. Ernst Osterkamp: Goethes Kunsterlebnis in Italien und das klassizistische Kunstprogramm. In: Scheurmann/Bongaerts-Schomer (Anm. 13), S. 140–147, und das Kapitel Erweiterung und Grenzen des Klaasischen. Goethes Bearbeitung von Philostrats „Eíkones“ in Osterkamps grundlegendem Werk: Im Buchstabenbilde. Studien zum Verfahren Goethescher Bildbeschreibungen. Stuttgart 1991, S. 185–223.
AA 11, S. 57. Vgl. zu Goethes Palladio-Rezeption Andreas Beyer: Kunstfahrt und Kunstgebilde. Goethes „Italienische Reise“ als neoklassizistische Programmschrift. In: Sabine Schulze (Hrsg.): Goethe und die Kunst. Frankfurt/M. 1994, S. 447–454 sowie Ernst Osterkamps Beitrag Andrea Palladio (1508–1580). In: Goethe-Handbuch, Bd. 4.2, S. 827 f.
Vgl. Dirk Kemper: Goethe, Wackenroder und das „klosterbrudrisierende, stembaldisierende Unwesen“. In: Jb. des Freien Deutschen Hochstifts (1993), S. 148–168.
Zur Entwicklung dieses Mythenkomplexes bei Goethe vor dem Zeithintergrund vgl. Gottfried Diener: „Pandora“ — zu Goethes Metaphorik. Entstehung, Epoche, Intepretation des Festspiels. Bad Homburg u. a. 1968; Dieter Borchmeyer: Goethes „Pandora“ und der Preis des Fortschritts. In: Etudes germaniques (1983), S. 17–31.
Hans Blumenberg: Die Arbeit am Mythos. Frankfurt/M. 1979. Vgl. auch Christoph Janune: Vom „Garten des Alcinous“ zum „Weltgarten“. Goethes Begegnung mit dem Mythos im aufgeklärten Zeitalter. In: GJb 1988, S. 93–114. Zur zunehmenden Bedeutung des Mythos als andere Struktur der Wekerfassung und -darstellung in Goethes Romanen auch Hannelore Schlaffer: „Wilhelm Meister“ — Das Ende der Kunst und die Wiederkehr des Mythos. Stuttgart 1980.
Vgl. Peter Utz: Das Auge und das Ohr im Text. Literarische Sinneswahrnehmung in der Goethezeit. München 1990; Gabriele Dürbeck: Einbildungskraft und Aufklärung. Perspektiven der Philosophie, Anthropologie und Ästhetik um 1750. Tübingen 1998; Albrecht Koschorke: Körperstirince und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts. München 1999.
Wakraud Wiethölter: Legenden. Zur Mythologie von Goethes „Wahlverwandtschaften“. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 56 (1982), S. 1–64; Bernhard Buschendorf: Goethes mythische Denkform. Zur Ikonographie der „Wahlverwandtschaften“. Frankfurt/M. 1986.
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Egger, I. (2002). Eíkones: zur Inszenierung der Bilder in Goethes Romanen. In: Golz, J., Leistner, B., Zehm, E. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02861-7_21
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