Zusammenfassung
Dichtung und Wahrheit enthält eine bekannte Episode zwischen dem damals 25jährigen Dichter und seiner Mutter:
Ein sehr harter Winter hatte den Main völlig mit Eis bedeckt und in einen festen Boden verwandelt. […] Grenzenlose Schrittschuhbahnen, glattgefrorne weite Stellen wimmelten von bewegter Versammlung. Ich fehlte nicht vom frühen Morgen an und war also, wie späterhin meine Mutter, dem Schauspiel zuzusehen, angefahren kam, als leichtgekleidet wirklich durchgefroren. Sie saß im Wagen in ihrem roten Sammetpelze, der, auf der Brust mit starken goldnen Schnüren und Quasten zusammengehalten, ganz stattlich aussah. „Geben Sie mir, liebe Mutter, Ihren Pelz!“ rief ich aus dem Stegreife […] „mich friert grimmig.“ Auch sie bedachte nichts weiter; im Augenblick hatte ich den Pelz an, der, purpurfarb bis an die Waden reichend, mit Zobel verbrämt und mit Gold geschmückt, zu der braunen Pelzmütze, die ich trug, gar nicht übel kleidete. So fuhr ich sorglos auf und ab […].1
Festvortrag, gehalten auf der 78. Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar 2003.
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Notizen
Gerhard Kaiser: Goethes Idylle „Der Wandrer“— gelesen im Licht der Vergil-Tradition. In: ders.: Mutter Natur und die Dampfmaschine. Ein literarischer Mythos im Riickbezug auf Antike und Christentum. Freiburg i. Br. 1991, S. 13–36.
Dazu Gerhard Kaiser zuletzt: Polarität von Mann und Frau. Ein kulturelles Konzept und was daraus zu retten ist. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 579 (1997), S. 496–509.
Gerhard Kaiser: Französische Revolution und deutsche Hexameter. Goethes „Hermann und Dorothea“ nach zweihundert Jahren. In: ders.: Goethe — Nähe durch Abstand. Vorträge und Studien. Jena, Weimar 2 2001, S. 61–82.
Zu meiner Faust-Konzeption siehe Gerhard Kaiser: Ist der Mensch zu retten? Vision und Kritik der Moderne in Goethes „Faust“. Freiburg i. Br. 1994.
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Kaiser, G. (2004). Wandrer und Idylle im Werk Goethes — speziell im „Faust“. In: Frick, W., Golz, J., Zehm, E. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02860-0_6
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Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
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