Zusammenfassung
Die Geschichte der Ästhetik seit der Antike ist durch die Bemühung geprägt, das Wesen der verschiedenen ästhetischen Praktiken durch den Vergleich mit deren jeweiligen Nachbarkünsten zu bestimmen. Insofern die Künste vielfach explizit, stets aber implizit selbstbezüglich sind,,bestimmen‘ sie sich zudem unablässig selbst, und auch dabei spielen die Nachbarkünste eine wichtige Rolle. Die Beziehung der Literatur zur Malerei stand lange im Zeichen der Paragone; verhandelt wurden die Vorbildrolle und der höhere Rang. Entscheidende Basis für den Vergleich von Malerei und Dichtung war die Mimesis-Poetik; beide Künste wurden ja in der platonisch-aristotelischen Tradition als „mimetisch“ begriffen, und noch im 18. Jahrhundert stand die Theorie der Künste im Zeichen des Versuchs, das spezifisch Mimetische der einzelnen Künste differenzierend zu bestimmen. Lessings Schrift Laokoon handelt (so der Nebentitel) „über die Grenzen der Malerei und Poesie“; was Lessing meint, sind die Grenzen gegeneinander. Auch er setzt also bei der Differenzierung an, um das Wesen von Malerei und Poesie zu bestimmen, und er markiert (in den Spuren Moses Mendelssohns, Herders und anderer Medienästhetiker) einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Künstevergleichs: Der Blick wendet sich dezidierter denn je den Mitteln (den,Medien‘) der Darstellung zu, die fiir Malerei einerseits, Dichtung andererseits konstitutiv sind.
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Notizen
Gotthold Ephraim Lessing, Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie. Mit beiläufigen Erläuterungen verschiedener Punkte der alten Kunstgeschichte, nach der Ausgabe von Julius Petersen und Waldemar v. Olshausen. Stuttgart 1964/1976.
Hugh Blair, Lectures on Rhetoric and Belles lettres. Ed. Thomas Bale. London 1874, S.475f.
E.T.A. Hoffmann, Der Artushof, in: Die Serapionsbrüder. Darmstadt 1979, S.145–169, vgl. S.156–157. Berklinger sitzt „vor einer großen aufgespannten grau grundierten Leinwand“, und er preist seinem Besucher sein imaginäres Gemälde; es sei das Gegenstück zu einem anderen Bild, betitelt „das verlorene Paradies“, und stelle „das wiedergewonnene Paradies“ dar (S.156). Berklingers vermeintlicher Sohn (ein Mädchen) erklärt: „Er sitzt ganze Tage hindurch vor der aufgespannten grundierten Leinwand, den starren Blick darauf geheftet; das nennt er malen […].“ (S.157).
Hans Blumenberg, Wirklichkeitsbegriff und Möglichkeit des Romans, in: Nachahmung und Illusion. München 1969, S.9.
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Schmitz-Emans, M. (2002). Sankt Lukas als Statist. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02858-7_4
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