Zusammenfassung
Im Jahr 1809 erschien zur Leipziger Buchmesse an Ostern in zwei Bänden Dr. Katzenbergers Badereise, nebst einer Auswahl verbesserter Werkchen. Jean Paul hatte zu diesem Zeitpunkt den Zenit seines Ruhms schon über-schritten: 16 Jahre lag der Durchbruch mit dem ersten Roman Die unsichtbare Loge zurück, 14 Jahre der große Publikumserfolg, der Roman Hesperus. Seit 1796, also seit seinem dritten Roman Siebenkäs, mußte er immer wieder Enttäuschungen, Anfeindungen und Niederlagen verwinden. Das ehrgeizige Großprojekt, der 1801 bis 1803 in vier Bänden erschienene Roman Titan, fiel bei der Kritik durch und verkaufte sich schlecht. Seine Vorschule der Ästhetik von 1804 wurde in den theoretischen Debatten der Zeit, im Streit um den Weimarer Neoklassizismus und bei den Diskussionen der Romantiker, weitgehend ignoriert. Goethe und Schiller hielten Jean Paul planvoll auf Distanz. Weder hat Goethe auf das devote Widmungsschreiben zur Unsichtbaren Loge, das Jean Paul „mit einer namenlosen Empfindung“ an den „Verfasser des Tasso“ richtete, noch auf den schüchternen Begleitbrief zur Übersendung des Hesperus geantwortet.1
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Notizen
Vgl. Hendrik Birus, Vergleichung. Goethes Einführung in die Schreibweise Jean Pauls. Stuttgart 1986 (=Germanistische Abhandlungen 59).
Max Kommerell, Jean Paul. 4, unveränderte Aufl. Frankfurt a.M. 1967, S.27.
Emil Staiger, Jean Paul: „Titan“, in: E.S., Meisterwerke deutscher Sprache aus dem 19. Jahrhundert. München 1973, S.49–86, hier: S.81.
Wolfgang Harich, Jean Pauls Revolutionsdichtung. Versuch einer neuen Deutung seiner heroischen Revolutionsromane. Reinbek 1974, S.505f.
Joachim Saltzwedel, Trunkenheit von Innen, in: Der Spiegel Nr. 9 (1996), S.188–193, hier: S.189.
Michel Foucault, Archäologie des Wissens. 5. Aufl. Frankfurt a.M. 1992, S.36.
Werner Gerabek, Naturphilosophie und Dichtung bei Jean Paul. Das Problem des Commercium mentis et corporis. Stuttgart 1988, S.265.
Vgl. Gerhard Neumann, „Rede, damit ich Dich sehe“. Das menschliche Ich und der physiognomische Blick, in: Ulrich Fülleborn, Manfred Ulrich (Hrsg.), Das neuzeitliche Ich in der Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts. Zur Dialektik der Moderne. Ein internationales Symposion. München 1988, S.71–108, bes. S.89.
Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Mit einem Vorwort von Victor Brombert und einem Nachwort von Uwe Japp. Frankfurt a.M. 1979, S.126f.
Johann Kaspar Lavater, Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe. Bd.III. Winterthur 1787, S.156.
Gotthold Ephraim Lessing, Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie, in: G.E.L., Sämtliche Schriften. Neunter Band, hrsg. von Karl Lachmann. Dritte, auf‘s neue durchgesehene und vermehrte Aufl., besorgt durch Franz Muncker. Stuttgart 1893. Reprint Berlin 1968, S.147.
Gilles Deleuze und Felix Guattari, Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie 2. Berlin 1992, S.68f.
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Schäfer, A. (2002). Jean Pauls monstrÖses Schreiben. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02858-7_10
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