Zusammenfassung
Als Zeichner einiger vielreproduzierter Jean-Paul-Porträts, besonders aber als Herausgeber mehrerer Werkausgaben und Kompilationen aus dem Nachlaß seines Schwiegervaters hat Ernst Förster das Jean-Paul-Bild des 19. Jahrhunderts maßgeblich mitgeprägt. Noch größere Beachtung als in dieser Rolle, die ihm 1826 durch seine Verheiratung mit Emma Richter in den Schoß gefallen war, erntete der ursprüngliche Historienmaler zu Lebzeiten jedoch in seiner Hauptbeschäftigung als Kunsthistoriker und Publizist: neben zahlreichen Zeitungsartikeln zur aktuellen Kunstszene und zu verschiedenen kunsthistorischen Themen publizierte Förster eine stattliche Anzahl von Werken zur italienischen und deutschen Kunstgeschichte, die er nicht selten mit eigenen Zeichnungen illustrierte. Darüber hinaus trat er als einer der ersten Verfasser von Kunstreiseführern in Erscheinung, die als Nebenprodukt seiner kunstwissenschaftlichen Studien entstanden und in zahlreichen Auflagen und Übersetzungen erschienen. Zudem war Förster einer der Gründerväter der Deutschen Schillerstiftung und förderte durch seine Initiativen und guten Beziehungen die Aufstellung der Weimarer Herder- und Goethe-Schiller-Denkmale, — zwei weitere Verdienste, die seine beeindruckende Vielfach-Begabung und seinen großen Aktionsradius verdeutlichen.
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Anhang: Bio-Bibliographische Chronik
1800
■ Geburt am 8.4.1800 in Münchengosserstädt/Saale.
1818–1821
Studium der Theologie und Philosophie zunächst in Jena, ab 1819 in Berlin (u.a. bei Hegel und Schleiermacher); Bekanntschaft mit Georg Reimer; 1820 Zusammentreffen mit Peter Cornelius und Schelling.
1821–1822
Besuch der Kunstakademie in Berlin, Schüler von Wilhelm Schadow und Wilhelm Wach; Wohnung im Hause Reimers; 1821 zeitweilige Verhaftung.
1823–1825
■ ab Herbst 1823: Zusammen mit Wilhelm Kaulbach Schüler von Peter Cornelius an der Akademie in Düsseldorf.
■ Mitarbeit an den »Theologie«-Fresken der Bonner Universitätsaula (mit C. Hermann und J. Götzenberger); abermals kurzzeitige Verhaftung wegen des Verdachts, Mitglied einer hochverräterischen Verbindung zu sein.
1824
■ 1 .Oktober bis 15. November: Aufenthalt in Paris.
1825
■ Ende Oktober: Peter Cornelius wird zum Direktor der Königlichen Akademie der schönen Künste in München ernannt und E.F. beschließt, ihm zu folgen.
■ 5.-14. November: Aufenthalt in Weimar, mehrfache Zusammenkünfte und Gespräche mit Goethe; Porträt Johann Peter Eckermanns.
1826
■ 7. Januar: in Bayreuth Bekanntschaft mit Emma Richter, Jean Pauls Tochter.
■ 12. Januar: Ankunft in München; bis Mai rege Korrespondenz mit Emma Richter.
■ Mai: längerer Aufenthalt in Bayreuth, Bekanntschaft mit Emanuel Osmund und Christian Otto.
■ 29. Mai: Verlobung mit Emma Richter.
■ August-Oktober: erste Italienreise.
■ 12. Oktober: Heirat und gemeinsame Wohnung in München.
1826–28
Als Schüler von Peter Cornelius Mitarbeit an den Fresken der Arkaden des Münchner Hofgartens (»Otto von Witteisbach in der Veroneser Klause, 1155«).
1827
Oktober: Reise nach Berlin.
1826–1833
Hrsg.: Wahrheit aus Jean Paul’s Leben. 8 Bde. Breslau 1826–1833 (Bde. I-I1I hrsg. von Christian Otto, ab Bd. IV [1829] hrsg. von Ernst Förster, unterstützt von Caroline Richter und Emma Förster. Arbeit daran ab 1828).
1828
■ Mitorganisator des Dürer-Fests in Nürnberg (300. Geburtstag).
1829
■ Beginn der regen publizistischen Tätigkeit für das Cottasche Morgenblatt fiir gebildete Ständeund insbesondere für dessen Kunst-Beilage, das Kunstblatt.Darin Beiträge zur deutschen und italienischen Kunstgeschichte, zur Kunstszene in München und Berlin, (Kunst-) Reiseberichte, Besprechungen von aktuellen deutschen und internationalen Kunstausstellungen, zahlreiche Rezensionen, vereinzelt auch Gedichte und Lieder zu festlichen Anlässen.
■ Zweite Italienreise, in Neapel Bekanntschaft mit dem preußischen Gesandten Graf Voss, einem begeisterten Jean-Paul-Verehrer.
1829–1833
Hrsg.: Jean Pauls Briefwechsel mit seinem Freunde Christian Otto. 4 Bde. Berlin 1829–1833.
1830
■ Fehde der Familie Richter/Förster mit Jean Pauls Neffen Richard Otto Spazier im Zusammenhang der Herausgabe der Gesamtausgabe Jean Paul’s sämmtliche Werke.
1832
Hrsg.: Jean Paul: Politische Nachklänge. Wiedergedrucktes und Neues. Heidelberg 1832.
1832–1833
Dezember bis September: Dritte Italienreise, im Auftrag des Kronprinzen Maximilian, mit dem Ziel, eine Sammlung von Handzeichnungen nach Werken älterer italienischer Künstler anzufertigen.
1833
■ Mitarbeit an den Wandgemälden im Münchner Königsbau.
1834
Leitfaden zur Betrachtung der Wand- und Deckenbilder des neuen Königsbaues. München 1834.
1835
■ In Wunsiedel Mitwirkung an der Planung eines Jean-Paul-Denkmals.
Beiträge zur neuern Kunstgeschichte. Leipzig 1835.
■ Für die Publikation der »Beiträge zur neuern Kunstgeschichte«, in denen F. die Studien und Forschungen seiner verschiedenen Italienreisen auswertete, verleiht ihm die Universität Tübingen den Doktortitel.
Guide pour la contemplation des tableaux des parois et des plafonds de la nouvelle résidence royale à Munie. Trad, de l’allem, par A. Munic 1835.
1836–1838
Hrsg.: Jean Paul’s sämmtliche Werke. Bde. LXI-LXV: Jean Pauls litterarischer Nachlaß. Berlin 1836–1838.
1837
■ März bis Oktober: Vierte Italienreise: kunsthistorische Studien, Kopien von Kunstwerken im Auftrag des Kronprinzen von Preußen und des Königs von Sachsen, Vorarbeiten für das Handbuch für Reisende in Italien(1840)
1838
Briefe über Malerei in Bezug auf die Gemäldesammlungen zu Berlin, Dresden und München. Stuttgart 1838.
München: ein Handbuch für Fremde u. Einheimische. München 1838.
Munich: Manuel complet de l’étranger dans cette capitale.[…]. München 1838.
1840
■ E.F. beendet seine Tätigkeit als Maler und Zeichner und konzentriert sich ganz auf das Verfassen kunsthistorischer Schriften.
Handbuch für Reisende in Italien. München 1840, 21842, 31846.
München: ein Handbuch für Fremde u. Einheimische. München 21840, 31843, 41845).
1840–42
Hrsg.: Jean Paul’s sämmtliche Werke. 2. Aufl. 33 Bde. Berlin 1840–1842.
1841
■ E.F.s Hoffnung auf die Kunstgeschichte-Professur an der Universität Bonn erfüllt sich nicht: August Wilhelm von Schlegel erhält den Vorzug.
■ Der Wagen mit der Jean-Paul-Statue Ludwig Schwanthalers defiliert vor dem Haus der Försters, bevor er zur einwöchigen Fahrt nach Bayreuth aufbricht.
Wandgemälde der St. Georgencapelle zu Padua. Berlin 1841.
1842
■ 10./12. Mai: im Kunstblatt,der Beilage zum Morgenblatt für gebildete Stände,erscheint anonym E.F.s Artikel Das eherne Standbild Jean Pauls in Bay-reut.
Munich: Manuel de l’étranger. München 21842.
1842–1849
■ ab Nr. 5 3 (5. Juli 1842) gemeinsam mit Franz Kugler Redaktion des Kunstblatts.
1843
■ Beginn der Mitarbeit an Ludwig Schorns Vasari-Übersetzung:
Ludwig Schorn, Ernst Förster (Hrsg.): Giorgio Vasari. Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567. Stuttgart/Tübingen 1832–49.
1844
■ Reise nach Paris und London.
1845
Erneute Hoffnung auf den Kunstgeschichte-Lehrstuhl an der Universität Bonn, doch Boiserée erhält dem Vorzug.
E.F. steht an der Spitze eines Vereins, der die Errichtung eines Herder-Denkmals in Weimar propagiert, und gewinnt die Unterstützung des Großherzogs von Weimar. Das von Schaller geschaffene Denkmal wird 1850 feierlich enthüllt.
■ August bis Oktober: Fünfte Italienreise.
Hrsg.: Der Papierdrache. Jean Paul’s Letztes Werk. Supplement zu Jean Paul’s sämmtlichen Werken. 2 Teile. Frankfurt am Main 1845.
Hrsg.: Jean Paul: Levana oder Erziehlehre. 3. aus dem literarischen Nachlaß des Verfassers vermehrte Auflage. Stuttgart/Tübingen 1845.
1846
I dipinti nella cappella di S. Giorginio in Padova. Illustrati dal dott. Ernesto Förster. Padova 1846.
1847
Handbuch für Reisende in Deutschland: mit 24 Eisenbahnkarten, 11 Städteplänen und 1 Reisekarte. München 1847.
1847–1849
Hrsg.: Jean Pauls ausgewählte Werke. 16 Bde. Berlin 1847–1849. Bd. 16: Aus Jean Paul’s (d. i. Johann Paul Friedrich Richter) Leben. Angefangen von ihm selbst, fortges. von Ernst Foerster. Mit Jean Paul’s Bildniss u. d. Facs. seiner Hs. von seinem 15. bis zu seinem 62. Jahre. Berlin 1849.
1848
Handbuch für Reisende in Italien: Mit einem Wegweiser für Leidende von Dr. Rudolph Wagner; mit vielen Karten und Plänen. — Vierte verbesserte und vermehrte Auflage. München 1848.
Manuel du voyageur en Italie. 4. Edition revue et augmentée d’un guide médical par Rud. Wagner. München 1848.
1849
■ Beiträge für die englische Zeitschrift Art Union.
1850
■ Mai: Übersiedlung Caroline Richters von Bayreuth nach München, Wohnung im Haus der Försters.
August: Aufenthalt in Weimar anläßlich der Enthüllung des Herder-Denkmals, in Gesprächen mit Großherzog Karl Friedrich von Weimar Anstöße zur Errichtung eines Goethe-Schiller-Denkmals.
Handbuch für Reisende in Deutschland: mit 28 Eisenbahnkarten, 11 Städteplänen und 3 Reisekarten. 2. verm. Ausg. der 1. Aufl. München 1850, 21852, 31855.
Wem gebührt der Kranz? Eine Festgabe bei Enthüllung der Bavaria. München 1850.
1850–1858
■ Zusammen mit E. Fentsch Redakteur der Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München.
1851
■ Juni: Im Auftrag der bayerischen Regierung Reise zur Weltausstellung nach London, bis Ende September Aufenthalt in England und Schottland.
1851–1854
Johann Georg Müller (1822-49), ein Dichter- und Künstlerleben. 2 Bde. St. Gallen 1851–1854.
1851–1860
Geschichte der deutschen Kunst. Von Einführung des Christenthums bis zur Gegenwart. — Das deutsche Volk in Vergangenheit und Gegenwart. 5 Bde. Leipzig 1851–1860.
1853
■ Februar: Tod Emma Försters.
Handbuch für Reisende in Italien. — 5., verb. u. verm. Aufl. München 1853.
1854
Gedichte. Leipzig 1854.
1855
Manuel du voyageur en Italic 5. Edition entièrement refondue et augmentée d’un guide médical par Rud. Wagner. München 1855.
1855–1869
Denkmale deutscher Baukunst, Bildnerei und Malerei. 12 Bde. Leipzig 1855– 1869. (auch in Separat-Ausgaben).
1857
■ Februar: E.F. heiratet in zweiter Ehe Alma Krause.
■ Februar bis Mai: Sechste Italienreise.
Handbuch für Reisende in Italien. — 6., verb. u. verm. Aufl. […].München 1857.
1857–1858
■ September bis Mai: Siebte Italienreise.
1858
■ 24. August: Tod von E.F. ’s zweiter Ehefrau Alma Förster, geb. Krause.
1859
■ Als Vorstandsmitglied der Deutschen Schillerstiftung München Haupt-Organisator der Schillerfeier (100. Geburtstag).
Leben und Werke des Fra Giovanni Angelico de Fiesole: eine Monographie. Regensburg 1859.
1860
■ Tod Karoline Richters.
1860–1862
Hrsg.: Jean Paul’s sämmtliche Werke. 3. verm. Aufl. 34 Bde. Berlin 1860– 1862.
1861
Leben und Werke des Fra Giovanni Angelico de Fiesole: eine Monographie. Regensburg 1861.
Vorschule der Kunstgeschichte. Leipzig 1861/62.
1862
■ Arbeit an den Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Jean Paul Friedrich Richter,unter Beteiligung seines Sohnes Brix Förster.
Reisen in Italien, in England und Schottland. Vermischte Schriften Bd. 1. München 1862.
1863
■ März: Teilnahme an den dreitägigen Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Jean Pauls in Bayreuth.
■ Juli: E.F. heiratet in dritter Ehe Agnes von Melle.
Hrsg.: Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Jean Paul Friedrich Richter.
Zur Feier seines 100jährigen Geburtstages. 4 Bde. München 1863. Epilog gesprochen beim hundertjährigen Geburtsfest Jean Pauls in Bayreuth 20. März 1863.Bayreuth 1863. Geschichte der neuen deutschen Kunst. 2 Bde. Leipzig 1863. (Separat-Ausga-be aus »Denkmale dt. Baukunst«). Handbuch für Reisende in Italien. —7., verb. u. verm. Aufl. 2 Tle. München 1863.
1864
■ E.F. veröffentlicht in der Gartenlaubemit den Artikeln »Aus der guten alten Zeit« und »Ein Besuch beim Altmeister Goethe in Weimar« Vorstufen seiner erst posthum erschienenen Autobiographie Aus der Jugendzeit.
Abriss der allgemeinen Kunstgeschichte. Dresden 1864. Abrégé de l’histoire de I ’art. Dresden 1864.
1864–1865
■ Dezember bis Mai: Achte Italienreise.
1865
Reise durch Belgien nach Paris und Burgund. Leipzig 1865.
Hrsg.: Jean Pauls ausgewählte Werke. 16 Bde. 2. Auflage. Berlin 1865.
1866
Handbuch Jur Reisende in Italien. — 7., verb. u. verm. Aufl. 2 Tie. München 1863.
1867–1868
Raphael. Leipzig 1867–1868.
1869–1878
Geschichte der italienischen Kunst. 5 Bde. Leipzig 1869–1878.
1870–1882
Denkmale italienischer Malerei vom Verfall der Antike bis zum 16. Jahrhundert. Leipzig 1870–82.
1871
■ März bis Mai: Neunte Italienreise.
■ Oktober bis November: Zehnte Italienreise.
1872
■ August bis November: Elfte Italienreise.
1874
September bis November: Zwölfte Italienreise. Peter v. Cornelius: ein Gedenkbuch aus seinem Leben und Wirken / mit Benutzung seines künstlerischen, wie handschriftlichen Nachlasses, nach mündlichen und schriftlichen Mittheilungen seiner Freunde und eigenen Erinnerungen und Aufzeichnungen. 2 Tie. Mit Cornelius Bildniß (in Stahlst). Berlin 1874.
1875
■ E.F. erhält von König Ludwig II. den Titel eines Königlichen Hofrats.
Cornelius, Peter von: Entwürfe zu den kunstgeschichtlichen Fresken in den Loggien der Königlichen Pinakothek zu München. Gestochen von H. Merz, mit erklärendem Text von Ernst Förster. Leipzig 1875.
Peter v. Cornelius.Vortrag. Berlin 1875.
1876
■ April: Dreizehnte Italienreise.
1877–1879
Die deutsche Kunst in Bild und Wort. Für Jung und Alt, für Schule und Haus. Hrsg. von Ernst Förster. Leipzig 1879.
1882
(mit G. Pfannschmidt u. A. Feuerbach): Mittelalter oder Renaissance? Berlin 1882.
1883
Genelli, Buenaventura: Umrisse zum Homer. Mit Erläuterungen von Ernst Förster. Mit 48 Umrißradierungen. Stuttgart 1883.
1885
■ Tod Ernst Försters.
1887
Aus der Jugendzeit. Berlin und Stuttgart 1887.
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Will, M. (2004). Kein »stubengelehrter Tintenfisch« — Ernst Förster (1800–1885): Schwiegersohn, Herausgeber und Porträtzeichner Jean Pauls. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02857-0_11
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