Zusammenfassung
»On ne peut pas dire que ces hymnes appartiennent à ce que Dufay a composé de meilleur au point de vue de la technique et de l’expression. Ce sont, en somme, des oeuvres assez ternes et d’une relative indigence musicale«1. Dieses Urteil eines um Du Fay hochverdienten Autoren zeigt, wie leicht der Anspruch des Rahmens, innerhalb dessen einer komponiert, mit dem Anspruch des Komponierten verwechselt werden kann. Es gibt eine Meisterschaft in mittleren Bereichen, welche schwer zu erkennen und eo ipso der Selbstbeschränkung aufs Mittelmäßige verdächtig ist, und es gibt dementgegen gute Gründe für die Annahme, daß der bei der »hörenswerten« Musik angekommene Du Fay interessiert war, seine in spektakulären Werken ausgewiesene Meisterschaft auch unspektakulär innerhalb enger Grenzen zu bewähren. Damit trug er wohl — in einem fast neuen Genre! -Repertoirewünschen der savoyischen, ferraresischen oder der päpstlichen Kapelle bzw. denen aller drei Rechnung und konnte zugleich ein Anliegen verfolgen, welches dem vom 23jährigen Johann Sebastian Bach formulierten »Endzweck«2 vergleichbar erscheint: Wie dieser mit Kantaten bestückt er das Kirchenjahr mit Hymnen, und wie dieser in den Chorälen führt er die Möglichkeiten des harmonischen bzw. polyphonen Satzes anhand bekannter Melodien exemplarisch vor. Die vorangegangene dichte Folge großer, ausgreifender Konzeptionen sollte uns anhalten, große einmal auch als Voraussetzungen der kleineren in Betracht zu ziehen und nicht nur umgekehrt die kleineren als eher usuell denn ästhetisch beglaubigte Notopfer.
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Notizen
Martin Geck, Bachs künstlerischer Endzweck, in: Festschrift für Walter Wiora, hrsg. von Christoph-Hellmut Mahling und Ludwig Finscher, Kassel 1967, S. 319 – 328;
Nachdruck in: Martin Geck, »Denn alles findet bei Bach statt«. Erforschtes und Erfahrenes, Stuttgart — Weimar 2000, S. 46 — 55.
Reinhart Koselleck, Vergangene Zukunft der frühen Neuzeit, in; ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main 1989, S. 17 – 37
Heinrich Besseler, Die Entstehung der Posaune, in: Acta musicologica XXII, 1950, S. 17 ff:; ders., 1950/1974, S. 85 ff.
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Gülke, P. (2003). Liturgischer Alltag? — Hymnen, Antiphonen, Sequenzen. In: Guillaume Du Fay. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02848-8_17
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