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Kanonkünste

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Guillaume Du Fay
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Zusammenfassung

»Wie lange wird das gut gehen?« — so mögen die Sänger empfunden haben, die aus ein und derselben Stimme in einem Kanon mit fortwährend vergrößertem Abstand die beiden Cantus der Marienmotette Inclita stella maris1 sangen, und auf eine solche Reaktion, mithin auf besondere Weise die Mitwirkenden adressierend, muß Du Fay es in dem Mixtum compositum von Erkun dungsfahrt und hintergründigem Musikalischem Spaß — mindestens auch — angelegt haben. Liest man eine in Breven, Semibreven, Minimen und gelegentlich Fusen (in moderner Notation in Halben und kleineren Werten) notierte Stimme im Tempus perfectum (cum prolati one minori) bzw. im Tempus imperfectum, so differiert — ausgenommen der Fall, daß der Brevis innerhalb eines dreizeitigen Mensurtaktes eine Semibrevis oder zwei Minimen folgen — die Bewertung lediglich bei den größten Noten, den Breven: Punktierte Halbe (= per fekte Brevis) oder unpunktierte Halbe (= imperfekte Brevis). Dies benutzt Du Fay in den beiden Cantus, welche in gleicher Lage gleichzeitig einsetzen und, weil mit Breven, sofort Abstand gewin nen, mit drei Breven zunächst den Abstand eines dreizeitigen Mensurtaktes (Beispiel 1, in dem die dreizeitigen Takte von Cantus II und Contratenor I gezählt werden). Dies währt jedoch nicht lange, denn bald vergrößern drei weitere Breven (Takte 8/9 im Cantus I, Takte 9/11 im Cantus II) den Abstand um einen weiteren Takt; dasselbe geschieht abermals in den Takten 20/21 bzw. 22/25, nun mit dem Ergebnis von drei Takten Abstand.

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Notizen

  1. Hans Freyer, Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, Stuttgart 1955, S. 15 ff.

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Gülke, P. (2003). Kanonkünste. In: Guillaume Du Fay. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02848-8_14

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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