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Zur Heterogenität der literaturwissenschaftlichen Fantastikkonzepte

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Fantastik im Realismus
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Zusammenfassung

Die literaturwissenschaftliche Fantastikdiskussion vermittelt auf den ersten Blick einen irritierenden Eindruck. Uneinigkeit besteht unter anderem bezüglich der Bestimmung des Phänomens selbst, der historischen Grenzen seines Vorkommens, der Gattungsgrenzen, den ideologischen Implikationen und der Abgrenzung zu verwandten Phänomenen. Das ‘Fantastische’ droht damit zu einem ‘scheinvertrauten interpretativen Grundbegriff’ zu werden oder es schon zu sein.

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Literatur

  1. Vgl. Roger Caillois, “Das Bild des Phantastischen. Vom Märchen bis zur Science-Fiction”, in: Phaicon I, Frankfurt/M. 1974, S. 44–83,

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  2. Tzvetan Todorov, Einführung in die fantastische Literatur, Frankfurt/M. 1992 (1976),

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  3. Winfried Freund, “Von der Aggression zur Angst. Zur Entstehung der phantastischen Novellistik in Deutschland”, in: Phaicon III, 1978 S. 9–31;

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  4. Rosemary Jackson, Fantasy. The literature of subversion, Methuen London New York 1981,

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  5. Karl Heinz Bohrer, Die Kritik der Romantik, Frankfurt 1981,

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  6. Renate Lachmann, “Remarks on the Foreign (Strange) as a Figure of Cultural Ambivalence”, in: Russian Literature 16 (1994), S. 335–346. Neben den Phaicon-Bänden und der Einführung Todorovs ist für die germanistische Diskussion wichtig gewesen: Phantastik in Literatur und Kunst, hrsg. v. C. Thomsen u. Jens Malte Fischer, Darmstadt 1980.

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  7. Vgl. Peter Cersowsky, Phantastische Literatur im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Kafka, Kubin, Meyrink, München 1983,

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  8. Gero v. Wilpert, Die deutsche Gespenstergeschichte. Motiv — Form — Entwicklung, Stuttgart 1994.

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  9. Ilse Nolting-Hauff, “Die fantastische Erzählung als Transformation religiöser Erzählgattungen (am Beispiel von Th. Gautier, ‘La Morte amoureuse’), in: Romantik. Aufbruch zur Moderne, hrsg. v. Karl Maurer, München 1991, S. 73–100, S.100. Zum barocken ‘Initialtext’

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  10. vgl. Hannelore Schlaffer, Poetik der Novelle, Stuttgart 1993, S. 207 ff. Eine ebenfalls andere Periodisierung ergibt sich in psychoanalytischer Perspektive.

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  11. Vgl. ohne explizite Verwendung des Fantastikbegriffes, die Hamletdeutung bei Niclas Abraham, “Aufzeichnungen über das Phantom. Ergänzung zu Freuds Metapsychologie”, in: Psyche, hrsg. v. Margarete Mit-scherlich-Nielsen, 1991, S. 691–698. Aufklärung und Säkularisation setzen mit einer deutlichen Mehrheit der Forschung u.a. Caillois (S. 57–81) und Wünsch (1991, S. 15) als Voraussetzung an.

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  12. Vgl. Lars Gustafsson, “Über das Phantastische in der Literatur,” in: Kursbuch, 15 (1968), S. 104–116 und Jackson (1981).

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  13. Man vergleiche etwa die Dracula-Lektüren von Wolfgang Schemme, “Vom literarischen Hunger nach Horror. Eine literaturdidaktische Besinnung auf ein umstrittenes Lektürefeld”, in: Deutschunterricht Berlin, 49 (1996) H.12, S. 586–600, S. 592 und Kittler, siehe unten 2.3.7.

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  14. Bezeichnend ist die Kapitulation vor dem Abgrenzungsproblem Fantastik/ Groteske bei Thomas Wörtche. Vgl. Thomas Wörtche, Fantastik und Unschlüssigkeit, Meitingen 1987, S. 245. Zum Verhältnis zur Utopie siehe:

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  15. R. Jehmlich, “Phantastik — Science Fiction — Utopie. Begriffsgeschichte und Begriffsabgrenzung”, in: Phantastik in Literatur und Kunst, hrsg. v. Christian Thomsen u. Jens Malte Fischer, Darmstadt 1980, S. 11–33. Zum Verhältnis von Fantastik und Science-Fiction vgl. auch Wünsch (1991), S. 45.

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  16. Ansätze zu einer nicht lediglich historischen Typologie finden sich bei: Renate Lachmann, “Exkurs: Anmerkungen zur Phantastik,” in: Einführung in die Literaturwissenschaft, hrsg. v. Miltos Pechlivanos u.a., Stuttgart 1995, S. 224–229.

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  17. So — besonders präzise — bei Marianne Wünsch, Die fantastische Literatur der frühen Moderne (1890–1930), Definition — denkgeschichtlicher Kontext — Strukturen, München 1991 (eine Zusammenfassung findet sich ebda., S. 65–68).

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  18. Eine besondere Variante der Kapitulation vor dem Bestimmungsproblem ist die rein additive Aneinanderreihung disparater Begriffe, die aber alle angeblich auf dasselbe Phänomen Anwendung finden sollen. Vgl. Theo Loosli, Fabulierlust und Defiguration. ‘Phantastische’ Spiele der Einbildungskraft im Prosawerk Gottfried Kellers, Bern 1991, S.37 ff.

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  19. Auf das Textgruppenproblem, das bereits in Hempfers Gattungstheorie behandelt wird, weist in der Diskussion lediglich Wörtche (1984) hin. Vgl. Klaus W. Hempfer, Gattungstheorie. Information und Synthese, München 1973, S.134. Vgl. Wörtche (1987), S.35 f.

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  20. Vgl. Hans Richard Brittnacher, Ästhetik des Horrors, Frankfurt 1994.

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  21. Beide Konzepte zu verbinden versucht Wolgang Welsch, Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft, Frankfurt/M. 1994, zum Rhizom vgl. S.365 f., zur Familienähnlichkeit, S. 403 ff.

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  22. Die für diesen Abschnitt maßgebliche Argumentation hat Gottfried Gabriel in seiner Auseinandersetzung mit Harald Fricke wie folgt zum Ausdruck gebracht: “Man wird es (Fruchtbarkeit als Kriterium gelungener Explikation, G.R.) für diese (und andere hermeneutische) Wissenschaften dahingehend umformulieren können, daß Explikationen ihre Aussagekraft gerade umgekehrt, nicht im Allgemeinen, sondern im Besonderen, in Analysen (Interpretationen) einzelner Texte zu erweisen haben, indem sie relevante Unterschiede und Ähnlichkeiten im Gegenstandsbereich zu formulieren ermöglichen. Bedeuten kann das aber nicht, daß sie als terminologische Vorschläge für die Einzelanalyse verbindlich wären. (…) Als Folgerung ergibt sich, daß wir Explikationen in der Literaturwissenschaft nicht nach Carnaps Muster für die exakten Wissenschaften so verstehen sollten, daß das Explikandum ausschließlich im Sinne des Explikats zu verwenden ist. Weil es in der Literaturwissenschaft nicht um die Ableitung allgemeiner Sätze, sondern um die Analyse besonderer Texte geht, muß eine lokal abweichende Terminologie legitim sein.” Gottfried Gabriel, “Wie klar und deutlich soll Terminologie sein?”, in: Zur Terminologie der Literaturwissenschaften, hrsg. v. Christian Wagenknecht, Paderborn 1988, S. 24–34, S. 33.

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  23. So bei Schopenhauer und Turgenev. Dies beschreibt: Renate Lachmann, Phantomlust und Stereoskopie. Zu einer Erzählung aus dem Spätwerk Ivan Turgenevs, in: Mimesis und Simulation, hrsg. v. Andreas Kablitz u. Gerhard Neumann, Freiburg im Breisgau 1998 (b), S. 479–514, S. 486 f.

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  24. Vgl. den Ausschluß von “Poesie” und “Allegorie” bei Todorov (1976), S. 32 u. 55–68. Louis Vax, “Die Phantastik”, in: Phaicon I, Frankfurt/M. 1974, S. 11–43, S. 17.

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  25. So weisen beispielsweise fast alle gothic novels der Ann Radcliffe am Ende eine rationale Erklärung auf, ohne daß sie damit freilich eine Transfonnation der Geheimniskategorie in die des Rätsels vornähmen oder Prinzipien detektorischer Rationalität (Poe) oder gelingender “Spurensuche” (Doyle) affirmierten. Es wäre offensichtlich abwegig, alle Texte, die von ihrem Ende her mit Todorov als unheimlich zu klassifizieren wären, in dasselbe Verhältnis zum Todorovschen Fantastischen bringen zu wollen, wie Todorov selbst dies beabsichtigte. Vgl. Carlo Ginzburg, “Spurensicherung. Der Jäger entziffert die Fährte, Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli, Die Wissenschaftler auf der Suche nach sich selbst,” in Freibeuter, 1980 Nr. 3, S.7–17 und Nr. 4, S. 11–36. Eine Kritik an Radcliffes “ärgerlicher Gewohnheit”, “ihren Gespenstern am Schluß durch forcierte rationale Erklärungen den Garaus zu machen”, trug bereits Lovecraft vor, der zugleich die Irrelevanz dieses Endes akzentuierte für das, was Besonderheit und Reiz der Texte ausmachte.

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  26. Vgl. H.P. Lovecraft, Die Literatur der Angst. Zur Geschichte der Phantastik, Frankfurt/M. 1995 (Orig. 1927).

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  27. in der Epoche des Realismus war etwa der Glaube an das zweite Gesicht oder den Spuk noch recht weit verbreitet, so daß bestimmte Formen des Übernatürlichen dann durchaus der Wirklichkeit im Unterschied zur Einbildung, zuzurechnen waren, vgl. K.F. Boll, “Spuk, Ahnungen und Gesichte bei Theodor Storni”, in: Schriften der Theodor Storm Gesellschaft, 9 (1960), S. 9–23

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  28. und Rudolf Helmstetter, Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes. Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des Poetischen Realismus, München 1998, S. 202 (Anm. 265).

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  29. Vgl. Werner Strube, “Sprachanalytisch-philosophische Typologie literaturwissenschaftlicher Begriffe”, in: Zur Terminologie der Literaturwissenschaften, hrsg. v. Christian Wagen-knecht, Paderborn 1988, S. 35–49, S. 37 (als Beispiel für einen extensional präzis definierten Begriff dient der Trochäus). Eingliederbar ist die Todorovsche Fantastik einer historischen Stufenfolge, wie sie sich etwa (in diesem Fall viergliedrig) in Ziolkowskis Disenchanted Images beschrieben findet (S. 230, 233). Einer Phase konventioneller Akzeptanz von Motiven des Übernatürlichen folgte demnach die Todorovsche Unschlüssigkeit. Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts stand die konseqeuente Psychologisierung des Motivs und schließlich eine literarische Form, “where the marvelous can still be taken literally” (233). Die ‘wissenschaftlichen’ Erklärungen des Fantastischen unterschied demzufolge die Autoren der 30er und 40er Jahre des 19. Jahrhunderts von den Vertretern der gothic novel und schufen damit die Voraussetzung für die Fantastik i.S. Todorovs (241).

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  30. Theodore Ziolkowski, Disenchanted Images, Princeton, New York, 1977. Bei Rosemary Jackson folgen den “‘marvelous’ works” die “‘uncanny’ stories”, vgl. Jackson (1981), S. 24.

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  31. Vom Zelt heißt es: “Die jungen Herren halfen es ausspannen, und es überhing die ganze Ausspannung des Teppichs — und keiner fand noch etwas Außerordentliches darin. — Mir war schon lang unheimlich, ja graulich zumute;” Adelbert von Chamisso, Peter Schlemihls wundersame Geschichte, Stuttgart 1993, S. 20.

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  32. Vgl. Wünsch (1991), S. 18 ff. Ein “Nichtempirisches, das als Empirisches erscheint”, kann somit vieles, muß aber, im Unterschied zu Adornos Bestimmung, nicht etwas Fantastisches sein. Vgl. Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt/M. 1973, S.36. Dasselbe gilt für den “Riß”, den Einbruch des Fremden in die vertraute Welt. Dahinter können sich der plötzliche Ausbruch einer Seuche (Camus, Die Pest) ein Erdbeben (Kleist, Ein Erdbeben in Chili) oder vielerlei andere natürliche Phänomene verbergen, die in literarische Texte Eingang gefunden haben, welche niemandem jemals in den Sinn kam, als fantastische zu bezeichnen.

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  33. Für das folgende vgl. Winfried Freund, “Phantasie, Aggression und Angst — Ansätze zu einer Sozialpsychologie der neueren deutschen Literatur”, in: Sprachkunst 11 (1980), S. 87–100. Vgl. auch ders. (1978) und Jackson (1981), S. 1–10. Jackson spricht allerdings von einer kompensatorischen (1981, S. 180), Freund, zumindest bezogen auf die romantische Fantastik, von einer utopischen Funktion.

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  34. Vgl. Winfried Freund, Literarische Phantastik. Die phantastische Novelle von Tieck bis Storm, Stuttgart, Berlin, Köln 1990, S. 110.

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  35. So heißt es über die “sinnlich intensiven Metaphern” bei Jünger: “Sie verändern die realistische Situation der Explosion zu einer phantastischen, ‘magischen’ Situation in der das nie Vorhergesehene sichtbar werden soll. Das vorher so nie Gesehene sind Bilder des der physischen Zerstörung anheimgegeben Menschen. Physische Zerstörung zu zeigen, ohne daß dabei der Riegel einer moralischen Kontrolle interveniert, ist die vorherrschende Funktion der ins Irreale, Unheimliche verfremdeten Metaphorik. Sie begründet also einen das Authentische des Krieges fassen wollenden Stil. Das Authentische ist aber für Jünger die Umkehrung aller bis dahin geltenden Regeln ins ‘Grauen’.” Karl Heinz Bohrer, Die Ästhetik des Schreckens. Die pessimistische Romantik und Ernst Jüngers Frühwerk, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1983, S. 143 (Hervorhebung, G.R).

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  36. Bohrer schreibt: “Im Falle Wildes wie Carrolls verhindert der victorianische Witz ein solches Pathos der totalen Unterbrechung des ‘Zusammenhangs.’ Erst wo dieser keine Kontrolle mehr ausüben kann, die moderne Emphase also den Text konstruiert, wird das Chok-kelement des ‘Phantastischen’ freigesetzt.” Bohrer (1983), S. 396.

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  37. Einen eher allgemein gehaltenen Hinweis darauffindet sich bei Jackson : “Unlike the marvellous or the mimetic, the fantastic is a mode of writing which enters a dialogue with the real and incorporates that dialogue as part of its essential structure.” Jackson (1981), S. 36.

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  38. Siehe dazu: Gerhart v. Graevenitz, Das Ornament des Blicks. Über die Grundlagen des neuzeitlichen Sehens, die Poetik der Arabeske und Goethes ‘West-östlichen Divan’, Stuttgart Weimar 1994.

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  39. Daß die Fantastik “die Grenze zwischen dem anwesenden Signifikanten und dem abwesenden Signifikat als Grenze zwischen dem Realen und dem Irrealen (inszeniert)” (1994, S. 28), muß nicht bedeuten, daß dies in Form einer poetologischen Selbstproblematisierung literarischer Wirklichkeitskonstruktion geschieht. Es ließe sich auch im Sinne einer auf Transparenzillusion basierenden Irritation fingierter Wirklichkeit lesen, so wie dies der Todo-rovsche Begriff meint, auf den v. Graevenitz sich an dieser Stelle bezieht. Bei Raffael konnte sich das Problem so nicht stellen, denn dort ist ja mit der Linearperspektive der Graevenitz-sche Zuschreibungskontext aufgerufen. Das Problem stellt sich dort, wo der Deutungsansatz von der Bildform auf die literarische Sprache übertragen wird. Ein entsprechendes Unterscheidungskriterium könnte in der Präsenz nicht-fantastischer Elemente zweifelsfreier Selbstbezüglichkeit gefunden werden, die die Transparenzillusion untergraben, so daß dann in Korrelation mit diesen Elementen es naheliegend erscheint, auch das Fantastische im Graevenitzschen Sinne als poetologische Reflexionsfigur zu lesen. Dies geschieht, wenn auch mit anderen Implikationen, in Renate Lachmanns Lektüre von Bruno Schulz in Bezug auf Fantastik und Arabeske. Vgl. Renate Lachmann, “Dezentrierte Bilder. Die ekstatische Imagination in Bruno Schulz Prosa,” in: Psychopoetik. Wiener Slavistischer Almanack, Sonderband 31, Wien 1992, S.439–461, S. 21.

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  40. Vgl. Tobin Siebers, The Romantic Fantastic, London 1984 und Metzner (1980).

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  41. Vgl. Renate Lachmann, “Das Leben — ein Idyllentraum. Goncarovs ‘Son Oblomova’ als ambivalentes Phantasma”, in: Compar(a)ison, Bern 1993/2, S. 279–300, S. 289 f.

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  42. Daß sich damit keine literaturwissenschaftliche Programmatik verbindet, zeigt neben anderen Arbeiten des Autors die Debatte mit Walter Haug. Vgl. Walter Haug, “Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft”, in: DVjs 73 (1999), S. 63–93, Gerhart v. Graevemtz, “Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Eine Erwiderung”, S. 94–115, Walter Haug, “Erwiderung auf die Erwiderung”, S. 116–121.

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  43. Vgl. Renate Lachmann, “Gedächtnis und Weltverlust. Borges memorioso — mit Anspielungen auf Lurijas Mnemonisten,” in: Memoria. Vergessen und Erinnern. Poetik und Hermeneutik. 15, hrsg. v. Anselm Haverkamp und Renate Lachmann unter Mitwirkung von Reinhart Herzog, München 1993 (b), S. 492–519.

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  44. Vgl. Renate Lachmann, “Zum Zufall in der Literatur, insbesondere der Phantastischen”, in: Kontingenz, Poetik und Hermeneutik XVII, hrsg. v. Gerhart v. Graevenitz und Odo Marquardt, in Zusammenarbeit mit Matthias Christen, München 1998, S. 403–432, S. 412.

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  45. Vgl. Renate Lachmann, “Intertextualität und Dialogizität”, in: Gedächtnis und Literatur, Frankfurt/M. 1990, S. 51–199. Die anderen Begriffe sind den zitierten Passagen aus dem Borges-Aufsatz und aus Remarks on the foreign entnommen.

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  46. Arabeske und Groteske sind nicht auf dieselbe Weise subversiv sein wie etwa die Obszönität bei Rabelais oder, in wieder anderem Sinne, die Zersetzung fundamentaler Kategorien rationaler Wirklichkeitsbemächtigung bei Borges. Vgl. das Vorwort von Renate Lachmann in: Michail Bachtin, Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur, Frankfurt/M. 1995, S. 7–46. Bei Lachmann ist es die Fiktionshäresie, die im Rückgriff auf den begriff des Simulacrums zeichentheoretisch fundiert werden soll: “Every image as complex of signs is inscribed with an opposing sign, the simulacrum, a false or dissimulating sign. By presenting the similar as potentially dissimilar, the simulacrum deprives the sign of the semantic legitimation stabilizing it”, (1994, S. 343 f., Hervorhebung im Original). Eine semiotische Fundierung der fantastischen Irritation als non-signification hatte bereits Jackson (1981) im An-schluß an Irène Bessière vorzunehmen versucht.

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  47. Friedrich Kittler, “Draculas Vermächtnis”, in: Zeta 02. Mit Lacan, Berlin 1982, S.103–136 (auch in: ders.: Technische Schriften, Leipzig 1993, S. 11–57). Dem Verhältnis der Kulturen und den Strategien werthafter Vergleiche ordnet Ceserani die Fantastik zu, wenn er die Gothic Novel und ihr Renaissancebild als Element der antipäpstlichen Kultur Englands liest,

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  48. vgl. Remo Ceserani, “Skepsis und phantastische Literatur”, in: Skepsis oder das Spiel mit dem Zweifel. Festschrift für Ralph-Ramer Wuthenow zum 65. Geb., hrsg.v. Hans Joachim Piechotta u.a. Frankfurt/M. 1994, S. 92–101, S. 93.

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  49. Vgl. Michel Foucault, “Das Denken des Draußen”, in: ders., Schriften zur Literatur, Frankfurt/M. 1988, S. 130–156.

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  50. Die Orientierung des vorliegenden Kapitels war indessen keine enzyklopädische. Vgl. Sigmund Freud, “Das Unheimliche”, in: ders., Studienausgabe IV, Frankfurt /M. 1973, S. 251–274.

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  51. Offensichtlich ist das Unbekannte, das in einer Erzählung wie Maupassants Le Horla begegnet, ein irreduzibel Unbekanntes in einem anderen Sinne als klischeehafte Protagonisten des fantastischen Motivinventars, das sich in teils ebenso geläufige topoi gliedern läßt wie das Nicht-Fantastische und das zur Einordnung des Horrors als “Schema-Literatur” geführt hat, vgl. Schemme (1996), S. 593 f. Entsprechende Phänomene dürfte Wolfgang Iser gemeint haben, als er die Phantasie der fantastischen Literatur eine verdinglichte nannte, vgl. Wolfgang Iser, Das Fiktive und das Imaginäre, Frankfurt/M. 1993, S. 412–425. Iser spricht von den “Versteinerungen, die das Imaginäre in der phantastischen Literatur erfährt — die überdies oft trivial und selten Anreiz zu erneuter Lektüre ist”, a.a.O., S. 414. Und weiter: “In der phantastischen Literatur hingegen ist das Imaginäre dadurch verdinglicht, daß es thematisiert wird. Es nimmt daher einen gegenständlichen Charakter an, der in dieser Literatur in vergleichsweise großer Monotonie — bei aller thematischen Variation — als die faktische Existenz des Unwirklichen geboten wird”. (S. 422). Auch hier bleibt allerdings die tatsächlich avisierte Textgruppe mangels Begriffsbestimmung im Dunkeln. Die Todorovsche Fantastik fällt komplett heraus (“faktische Existenz des Unwirklichen”), dafür wird Sciene-Fiction komplett hinzugezählt, vgl. S. 412 u. 415, das Übernatürliche im Übrigen auf seltsam anmutende Weise als etwas beschrieben, das einerseits “faktisch gegeben”, andererseits aber “unwirklich” sein soll. Als faktisch gegeben wäre es demnach eben ein Wirkliches, analog dem Todorovschen Wunderbaren.

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  52. Bernd Rieken, “Die Spinne als Symbol in Volksdichtung und Literatur,” in: Fabula 36 (1995), S. 187–204, S. 201. Eine fantastische Subversion der Psychonalyse findet sich bei Bruno Schulz, vgl. dazu: Lachmann (1992), S.439–461.

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  53. In anderer Weise beschreibt die Psychoanalyse als Deutungsverfaliren: Ulla Haselstein, Entziffernde Hermeneutik. Zum Begriff der Lektüre in der psychoanalytischen Theorie des Unbewußten, München 1991.

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Reichelt, G. (2001). Zur Heterogenität der literaturwissenschaftlichen Fantastikkonzepte. In: Fantastik im Realismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02846-4_2

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