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Annäherung an eine fremde Welt: Fellini-Satyricon im Spannungsfeld von klassischem Antikenfilm und literarischer Vorlage

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Bewegte Antike

Zusammenfassung

Fellini-Satyricon ist ein außergewöhnliches Werk, das in vielerlei Hinsicht quer in der filmhistorischen Landschaft steht. Sein Reiz besteht zu einem großen Teil darin, daß es schwer einzuordnen ist, stark abweicht vom Genre des Römerfilms und auch innerhalb von Fellinis Gesamtwerk eine Sonderstellung einnimmt. Bei aller Differenz und Einzigartigkeit offenbaren sich jedoch interessante Bezüge zu anderen filmischen Adaptionen antiker Stoffe sowie zu verschiedenen Filmen Fellinis. Zudem erweist sich die literarische Vorlage Petrons als sehr aufschlußreich für das Verständnis von Fellini-Satyricon, auch wenn sie bei weitem nicht die einzige Inspirationsquelle darstellt.136 Im Folgenden sollen einige Aspekte der komplexen Beziehung zwischen Film und literarischer Vorlage beleuchtet werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Einfluß von Erzählstil und -struktur des Romans sowie auf die filmische Erzählweise gerichtet. Zuerst soll Fellini-Satyricon jedoch vor dem Hintergrund des klassischen Römerfilms situiert werden.

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Notizen

  1. Fellini und sein Co-Drehbuchautor Bernardino Zapponi haben sich nicht nur von verschiedenen literarischen Texten — Apuleius’ Metamorphosen des Lucius oder Horaz’ Satiren —, sondern auch von historischen Schriften wie Jérôme Carcopinos La vie quotidienne à Rome inspirieren lassen. Vgl. B. Curchod, „Le sourire et la fresque: La représentation de l’antiquité dans Fellini-Satyricon“, Positif 276 (1984), 31.

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  2. Vgl. M. Wyke, Projecting the Past: Ancient Rome, Cinema and History, London 1997, 24–25.

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  3. Antikenfilme haben zum Beispiel das Format des mehrere Rollen umfassenden und schließlich auch abendfüllenden Films etabliert. Vgl. D. Robinson, „Spectacle“, Sight and Sound 25/1 (1995), 23, und Neale, Genre and Hollywood, New York 2000, 86.

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  4. Ein Großteil der italienischen Sandalenfilme der Fünfziger- und Sechzigerjahre baut auf bekannte mythologische Stoffe aus der Antike — daher die Bezeichnung „neomythologische“ Filme —, wobei das Interesse vor allem den abenteuerlichen Taten muskulöser Helden wie Samson, Herkules oder Ursus gilt, die sich erfolgreich gegen Unterdrückung und Versklavung wehren. Vgl. C. Fritze/G. Seesslen/C. Weil, Der Abenteurer: Geschichte und Mythologie des Abenteuer-Films, Hamburg 1983, 83–90.

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  5. Vgl. A. Barra, „The Incredible Shrinking Epic“, American Film 14/5 (1989), 40–45, 60.

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  6. Vgl. A. Wieber-Scariot, „Herrscherin und doch ganz Frau: Zur Darstellung antiker Herrscherinnen im Film der 50er und 60er Jahre“, Metis 7 (1998), 77–84; dies., „Film“, Der Neue Pauly 13 (1999), 1137–1138.

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  7. Fruchtbare Ansätze zur Untersuchung des Verhältnisses historischer Filme zu ihrer Entstehungszeit wurden vor allem von den französischen Historikern Marc Ferro und Pierre Sorlin initiiert. M. Ferro, Analyse de film, analyse de société, Paris 1975; ders., Cinéma et histoire, Paris 1977;

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  8. P. Sorlin, Sociologie du cinéma: Ouverture pour l’histoire de demain, Paris 1977; ders. The Film in History: Restaging the Past, Oxford 1980. Vgl. auch Wyke (o. Anm. 137), 12–13.

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  9. Eine umfassende Darstellung des klassischen Hollywood-Erzählstils findet sich bei D. Bordwell/J. Steiger/K. Thompson, The Classical Hollywood Cinema: Film Style and Mode of Production to 1960, New York 1985, bes. 1–84.

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  11. Zur Wirkung des Blicks in die Kamera vgl. M. Vernet, Figures de l’absence: De l’invisible au cinéma, Paris 1988, 8–28.

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  12. Die Professoren Ettore Paratore und Luca Canali. Vgl. dazu G. Highet, „Whose Satyricon — Petronius’s or Fellini’s?“, Horizon 12 (1970), 43–47.

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  13. Ausführlich A. Sütterlin, Petronius Arbiter und Federico Fellini: Ein strukturanalytischer Vergleich (Studien zur klassischen Philologie 97), Frankfurt a.M. 1996.

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  14. Narrationstheoretische Ansätze, die vergleichend die filmische und literarische Erzählweise untersuchen, sind in diesem Zusammenhang interessant. Vgl. z.B. S. Chatman, Story and Discourse: Narrative Structure in Fiction and Film, Ithaca 1978; ders., Coming to Terms: The Rhetoric of Narrative in Fiction and Film, Ithaca 1990.

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  15. Zur Gattungsfrage vgl. bes. F.I. Zeitlin, „Petronius as Paradox: Anarchy and Artistic Integrity“, in: S.J. Harrison (Hrsg.), Oxford Readings in the Roman Novel, Oxford 1999, 1–49. Der Aufsatz ist für die folgenden Ausführungen eine wichtige Grundlage.

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  16. Vgl. dazu C. Panayotakis, Theatrum Arbitri. Theatrical Elements in the Satyrica of Petronius, Leiden 1995.

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  17. Zum Phänomen der theatralischen Inszenierung einzelner Handlungen oder Handlungssequenzen sowie zum Rollenspiel in der (nicht-dramatischen) Literatur vgl. G. Neumann (Hrsg.), Szenographien: Theatralität als Kategorie der Literaturwissenschaft, Freiburg i.Br. 2000.

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  18. Vgl. auch A. Malits/T. Fuhrer, „Stationen einer Impotenz. Zur Funktion der Frauenfiguren Quartilla, Circe, Oenothea und Proselenos in Perrons Satyrica“, in: B. Feichtinger/G. Wöhrle (Hgg.), Gender-Studies in den Altertumswissenschaften: Möglichkeiten und Grenzen, Trier 2001 [im Druck].

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  19. Dazu vgl. W. Iser, Der implizite Leser, München 31994.

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  20. Die Bedeutung dieser beiden Wörter ist umstritten; vgl. dazu M.S. Smith, Petronii Arbitri Cena Trimalchionis, Oxford 1975, 141;

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  21. A. Aragosti, Petronio Arbitrio, Satyricon, introduzione, traduzione e note, Milano 1995, 251.

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Ulrich Eigler

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Brütsch, M., Fuhrer, T. (2002). Annäherung an eine fremde Welt: Fellini-Satyricon im Spannungsfeld von klassischem Antikenfilm und literarischer Vorlage. In: Eigler, U. (eds) Bewegte Antike. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02842-6_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02842-6_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-02842-6

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