Zusammenfassung
Fr. 323 K.—A. des Kratinos wird in einem Scholion zu Sophokles’ Antigone (404) aufgrund der Verwendung des Artikels nach dem Relativpronomen überliefert:
ὅνπερ Φιλoκλέης τὸν λόγον διέφθορεν
„den λόγος, den Philokles verdorben hat“. Fraglich ist in diesem Vers, dessen Kontext unbekannt ist, was mit dem im Mittelpunkt stehenden Begriff λόγος gemeint ist. Die allgemeinere Bedeutung von ,Geschichte, Erzählung‘ läßt sich reichlich belegen (z.B. Isocr. 3,27, Plat. apol. 34e, Xen. 7,1). Es gibt aber auch den technischen Sinn von ,Argumentum‘, der durch Beispiele aus der dramatischen Dichtung und später aus der Theorie des Dramas belegt wird. Diese Bedeutung von λόγος ist bei Kratinos selbst zu finden: fr. 151 K.-A. σίγα νυν πα̂ς, ἕχε σΐγα, } και πάντα λόγον τάχα πεύση } ήμΐν δ’ ’Iθάκη πατρίς έστιν, } πλέομεν δ’ άμ’ ’Oδυσσέι θείω. Auch Aristophanes scheint λόγος so zu verwenden: in vesp. 54 sagt Xanthias zu den Zuschauern φέρε νυν, κατεΐπω τοΐς θεαταΐς τὸν λόγον; in pac. 50ff. sagt der zweite Sklave ebenfalls zu den Zuschauern έγώ δὲ τὸν λόγον γε … φράσω1. In einem Fragment aus der Komödie Παιδιαί (fr. 28 K.—A.) beschwert sich Krates über den Vorteil der tragischen Dichter, der darin besteht, sich nicht jedesmal einen neuen λόγος aussuchen zu müssen: τοΐς δέ τραγωδοΐς ἕτερος σεμνὸς πα̂σιν λόγος άλλος ὅδ’ ἕστιν2.
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Notizen
Vgl. S.D. Olson, Aristophanes. Peace, Oxford 1998, z.St: „The λόγος is the basic story or conception about which a drama is constructed“.
Richtig interpretiert von M.G. Bonanno, Studi su Cratete comico, Padova 1972,121
Vgl. jetzt F. Conti Bizzarro, Poetica e critica letteraria nei frainmenti dei poeti comici greci, Napoli 1999, 117: «puὸ riferirsi alla trama di una narrazione o di una composizione teatrale» (meine Rezension zu diesem Buch wird demnächst in Gnomon erscheinen).
R. Merkelbach, Kritische Beiträge zu antiken Autoren, Meisenheim am Glan 1974, 26f., ignoriert von N. Dunbar, Aristophanes. Birds. Ed. with Introd. and Comm, by N.D., Oxford 1995, z.St.
L. Koenen, Tereus in den Vögeln des Aristophanes (zu 16 und 279ff.), in: H. Dahlmann/R. Merkelbach (Hrsg.), Studien zur Textgeschichte und Textkritik (FS G. Jachmann), Köln 1959, 85ff.; vgl. auch Snell/Kannicht zu TrGF 24 T 6a „verum ordinem (278. 287. 280–86. 279. 288sqq.) rest. Wil. Herm. 7, 1873, 149“.
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Bagordo, A. (2001). Die Degeneration eines tragischen Argumentum (Cratin. fr. 323 K.-A.). In: Zimmermann, B. (eds) Rezeption des antiken Dramas auf der Bühne und in der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02840-2_4
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