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Ironie und Individualität oder: Warum Webern keinen Spaß versteht

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Zusammenfassung

Mitte August des Jahres 1910 fiel Anton Webern der beißenden Ironie seines Lehrers zum Opfer — wobei es für ihn nichts zu lachen gab. In einem Brief vom 15. 8. an Schönberg schreibt er:

Lieber Herr Schönberg, es kann mich nur Ihr lieber Brief etwas beruhigen. Aber das war ein harter Schlag. Ich verstehe nicht, wie konnte ich Ihnen zu so einer Bemerkung anlaßgeben. Das Lied (Natur) sei besser als ich meine. Mir das; ich staune alle Tage diese Dinge an; ich wollte alles so schön als möglich machen. […] Und weil ich schlecht handelte, muß ich das alles über mich ergehn lassen. […] So ein Witz, es kann doch nur ein Witz sein, ist das furchtbarste. Drum hasse ich seit je den Witz. […] Ich habe doch nicht die Absicht gehabt, Ihre Lieder möglichst schlecht im Klavierauszug darzustellen. Und was meine Meinung gerade von diesen Liedern ist, das habe ich Ihnen ja geschrieben. Warum thun Sie mir dieses Leid an? Mein Gott, ich sehe natürlich ein, daß die Klavierauszüge fehlervollst sind. Verstehn sie mich recht.1

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Oliver Schwab-Felisch Christian Thorau Michael Polth

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Böggemann, M. (2002). Ironie und Individualität oder: Warum Webern keinen Spaß versteht. In: Schwab-Felisch, O., Thorau, C., Polth, M. (eds) Individualität in der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02839-6_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02839-6_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45273-3

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