Zusammenfassung
Mitte August des Jahres 1910 fiel Anton Webern der beißenden Ironie seines Lehrers zum Opfer — wobei es für ihn nichts zu lachen gab. In einem Brief vom 15. 8. an Schönberg schreibt er:
Lieber Herr Schönberg, es kann mich nur Ihr lieber Brief etwas beruhigen. Aber das war ein harter Schlag. Ich verstehe nicht, wie konnte ich Ihnen zu so einer Bemerkung anlaßgeben. Das Lied (Natur) sei besser als ich meine. Mir das; ich staune alle Tage diese Dinge an; ich wollte alles so schön als möglich machen. […] Und weil ich schlecht handelte, muß ich das alles über mich ergehn lassen. […] So ein Witz, es kann doch nur ein Witz sein, ist das furchtbarste. Drum hasse ich seit je den Witz. […] Ich habe doch nicht die Absicht gehabt, Ihre Lieder möglichst schlecht im Klavierauszug darzustellen. Und was meine Meinung gerade von diesen Liedern ist, das habe ich Ihnen ja geschrieben. Warum thun Sie mir dieses Leid an? Mein Gott, ich sehe natürlich ein, daß die Klavierauszüge fehlervollst sind. Verstehn sie mich recht.1
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Abel, Angelika: Die Zwölftontechnik Weberns und Goethes Methodik der Farbenlehre. Zur Kompositionstheorie und Ästhetik der Neuen Wiener Schule (= BzAfMw Bd. 19), Wiesbaden 1982.
Baßler, Moritz: „Lehnstühle werden verrückt.“ Spiritismus und emphatische Moderne: Zu einer Fußnote bei Wassily Kandinsky, in: Hofmannsthal-Jahrbuch 1 (1993), 287–307.
ders.: Die Entdeckung der Textur. Unverständlichkeit in der Kurzprosa der emphatischen Moderne 1910–1916, Tübingen 1994.
Berg, Alban: Die musikalische Impotenz der „neuen Ästhetik“ Hans Pfitzners, in: Alban Berg, Glaube, Hoffnung und Liebe. Schriften zur Musik, hg. von Frank Schneider, Leipzig 1981, 191–204.
Briefwechsel Webern-Schönberg-Berg, Typoskript im Staatlichen Institut für Musikforschung, Berlin.
Böhme, Jakob: De signatura rerum [1622], in: ders.: Sämtliche Schriften, Bd. 6, hg. von Will-Erich Peuckert, Stuttgart 1957.
Bölsche, Wilhelm: Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena zu einer realistischen Ästhetik, Leipzig 1887.
ders.: Was ist die Natur, Berlin 1907.
ders.: Weltblick. Gedanken zu Natur und Kunst, Dresden 1904.
Bohrer, Karl Heinz: Die Kritik der Romantik. Der Verdacht der Philosophie gegen die literarische Moderne, Frankfurt 1989.
Budde, Elmar: „Reglos stehen, die Augen zu, so wärs mir am liebsten.“ Über Anton Webern, in: Musik befragt, Musik vermittelt. Festschrift Peter Rummenhöller zum 60. Geburtstag, hg. von Thomas Ott und Heinz von Loesch, Augsburg 1996, 173–180.
Gebhard, Walter: „Der Zusammenhang der Dinge“. Weltgleichnis und Naturverklärung im Totalitätsbewußtsein des 19. Jahrhunderts, Tübingen 1984.
Gratzer, Wolfgang: Zur „wunderlichen“ MystikAlban Bergs, Wien 1993.
Haeckel, Ernst: Die Welträthsel, Volksausgabe, 28. bis 47. Tausend, Bonn 1903.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Werke, hg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt 1986.
Japp, Uwe: Theorie der Ironie, Frankfurt 1983.
Moldenhauer, Hans und quan Rosaleen: Anton von Webern. Chronik seines Lebens und Werkes, Zürich 1980.
Morgenstern, Soma: Alban Berg und seine Idole, Lüneburg 1995.
Neuwirth, Gösta: Weberns Rede, in: Musik-Konzepte, Sonderband Anton Webern II, hg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, München 1984, 112–136.
Noller, Joachim: Bedeutungsstrukturen. Zu Anton Weberns „alpinen“ Programmen, in: Neue Zeitschrift für Musik 151 (1990), 12–18.
ders.: Faßlichkeit — Eine kulturhistorische Studie zur Ästhetik Weberns, in: Archivßr Musikwissenschaft 43 (1986), 169–180.
Opus Anton Webern, hg. von Dieter Rexroth, Berlin 1983.
Rode-Breymann, Susanne: „…gathering the divine from the earthly…“: Ferdinand Avenarius and his significance for Anton Webern’s early settings of lyric poetry, in: Webern Studies, hg. von Kathryn Bailey, Cambridge 1996, 1–31.
Schlegel, Friedrich: Über die Unverständlichkeit, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 2, hg. von Ernst Behler, München u.a. 1967, 363–372.
Schönberg, Arnold: Harmonielehre, Wien 1911.
Arnold Schönberg — Wassily Kandinsky. Briefe, Bilder und Dokumente einer außergewöhnlichen Begegnung, hg. von Jelena Hahl-Koch, Salzburg 1980.
Schuhmacher, Eckhard: Die Unverständlichkeit der Ironie, in: Sprachen der Ironie-Sprachen des Ernstes, hg. von Karl Heinz Bohrer, Frankfurt 2000, 91–120.
Stückrath, Jörn: „Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie“. Naturalistische Modelle der Wirklichkeit, in: Literarische Moderne. Europäische Literatur im 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Rolf Grimminger u.a., Reinbek 1995, 140–168.
Anton Webern 1883–1983. Eine Festschrift zum hundertsten Geburtstag, hg. von Ernst Hilmar, Wien 1983.
Anton Webern, Briefe an Heinrich Jalowetz, hg. von Ernst Lichtenhahn, Mainz 1999.
Wille, Bruno: Offenbarungen des Wacholderbaums, Bd. 2, Jena, 51920.
Zuber, Barbara: Gesetz und Gestalt. Studien zum Spätwerk Anton Weberns, München 1995.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Böggemann, M. (2002). Ironie und Individualität oder: Warum Webern keinen Spaß versteht. In: Schwab-Felisch, O., Thorau, C., Polth, M. (eds) Individualität in der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02839-6_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02839-6_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45273-3
Online ISBN: 978-3-476-02839-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)