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Einführung

Naturwissen und Naturwissenschaften — Zur Wissenschaftskultur in Weimar/Jena

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Zusammenfassung

Die Darstellung der Situation der Naturwissenschaften um 1800 steht vor einer besonderen Problematik. Die Disziplinenstruktur der modernen Wissenschaftslandschaft ist um 1800 noch nicht ausdifferenziert, Begriffe wie „Biologie“ oder „Naturwissenschaften“ werden erst in dieser Phase etabliert.1 Dasselbe gilt für den institutionellen Rahmen der Wissenschaften; dieser konstituiert sich in weiten Teilen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts.2 Der Bereich einer Naturforschung muß sich im ausgehenden 18. Jahrhundert erst insgesamt professionalisieren. So ist beispielsweise G.-L. L. de Buffon, der mit seiner Histoire naturelle einen zentralen Beitrag für die Naturgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts leistete, selbst in kein akademisches Gefüge eingebunden; auch die Darstellungen der Mikroskopisten und deren Rezeption im 18. Jahrhundert sind gleichzeitig Teil einer umfassenden Wahrnehmungskultur wie eines — eben noch nicht etablierten — Wissenschaftsgefüges.3

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Notizen

  1. Vgl. aber J. E. McClellan III (1985) Science Reorganized. Scientific Societies in the Eighteenth Century. New York, zur Bedeutung gelehrter Gesellschaften und Akademien im 18. Jahrhundert, sowie zur besonderen Situation an der Universität Jena Gerhard Müller / Klaus Ries / Paul Ziche (Hg.) (2001) Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800. Stuttgart (Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Hg. v. R. vom Bruch. Bd. 2.).

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  2. Vgl. F. W. P. Dougherty (1980) Buffon’s gnoseological principle. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 11. S. 2; W. Lepenies (1976) Das Ende der Naturgeschichte. München/Wien; H.-J. Rheinberger (1990) Buffon: Zeit, Veränderung und Geschichte. In: History and Philosophy of the Life Sciences 12. S. 202–232. — Zur Entwicklung der Mikroskopie, ihrer Bedeutung für die Biologie und generell zur Biologie um 18. Jahrhundert vgl. die entsprechenden Abschnitte in Jahn (Hg.) (wie Anm. 1), S. 204–273; 0. Breidbach (2000) Das Große im Kleinen. In: B. Busch / L. Förster (Wiss. Red.) Wasser. Köln. S. 48–62. — Die Analysen von B. Stafford und J. Crary haben aus einer kunst- und kulturwissenschaftlichen Perspektive zumindest Momente dieser Wahrnehmungskultur verortet; vgl. J. Crary (51994) Techniques of the observer. On vision and modernity in the nineteenth century. Cambridge, Mass.; B. M. Stafford (51997) Body criticism. Imaging the unseen in enlightenment art and medicine. Cambridge, Mass. u. a.; dies. (1994) Artful science. Enlightenment, entertainment and the eclipse of visual education. Cambridge, Mass. u. a. Generell zu den Wissenschaften im 18. Jahrhundert und ihrer Beziehung zur Romantik: S. Poggi / M. Bossi (Hg.) (1994) Romanticism in Science. Science in Europe, 1790–1840. Dordrecht u. a.; A. Cunningham / N. Jardine (Hg.) (1990) Romanticism and the sciences. Cambridge; N. Saul (Hg.) (1991) Die deutsche literarische Romantik und die Wissenschaften. München; mit Blick auf die Aufklärung vgl. W. Clark / J. Golinski / S. Schaffer (Hg.) (1999) The Sciences in Enlightened Europe. Chicago / London.

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Olaf Breidbach Paul Ziche

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Breidbach, O., Ziche, P. (2001). Einführung. In: Breidbach, O., Ziche, P. (eds) Naturwissenschaften um 1800. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02828-0_1

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