Zusammenfassung
Max Frisch scheint der Neigung manches Literaturwissenschaftlers, das Œuvre eines Autors aus dessen vita abzuleiten oder es doch wenigstens mit wichtigen Ereignissen in seinem Leben zu verknüpfen, durchaus entgegenzukommen. Die Rückgriffe auf biographisches Material sind z. B. in »Jürg Reinhart«, in »Homo faber« und »Stiller« zu offensichtlich, als daß man sie gänzlich übergehen möchte; vor allem hat Frisch in den Tagebüchern, deutlicher in »Dienstbüchlein« und am radikalsten in der Prosaarbeit »Montauk« seine Person so betont in den Mittelpunkt gerückt, daß die Frage berechtigt erscheint, wieweit von seinem Selbstverständnis aus seine poetische Produktion zu erklären, wenigstens zu erläutern ist. Schon zu Beginn des Tb I formuliert Frisch: »Schreiben heißt: sich selber lesen« (II, 361), im Briefwechsel mit Höherer (»Dramaturgisches«) nennt er sich einen »Egomanen«, denn: »ich schreibe nicht, um zu lehren, sondern um meine Verfassung auszukundschaften durch Darstellung« (W 37, 19); und im Interview mit Arnold heißt es: »ich komme nämlich nicht von der Literatur, sondern von der Eigenerfahrung her und würde, wenn man das Wort nicht mißbrauchen will, mich zu der Gattung der Notwehrschriftsteller rechnen […] — das tönt alles sehr egozentrisch und ist es wahrscheinlich auch« (W 77, 44).
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Petersen, J.H. (1989). Voraussetzungen. In: Max Frisch. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02823-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02823-5_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-12173-8
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