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»Ich müsste eigentlich im Exil sterben«

Der Heine-Essay von Max Aub

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Zusammenfassung

Der 1956 verfasste Aufsatz des spanischen Autors Max Aub über Heinrich Heine ist im Mai 2000 von der Max Aub-Stiftung neu verlegt und erstmals auch in deutscher Übersetzung herausgegeben worden.1 Dieses editorische Projekt erklärt sich aus dem längst überfälligen Neuinteresse, welches das Gesamtwerk dieses Exilschriftstellers in den letzten Jahren in Spanien geweckt hat. Zu Aubs »Heine« wurde auch eine Lesehilfe erstellt, so dass der spanische Text nicht nur als Paradebeispiel für einen literarischen Essay an Gymnasialschüler der Stadt Segorbe verteilt und erarbeitet, sondern von diesen auch in seiner Struktur und in seinem Gehalt eingehend erläutert werden kann.2 Über die beiden Buchausgaben wird darüber hinaus ein Heinebild an spanische Jugendliche vermittelt, das bei vielen von ihnen ein gesteigertes Interesse am Werk des deutschen Schriftstellers hervorruft. Eine solche Initiative ist also aus verschiedenen Gründen zu begrüßen.

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Anmerkungen

  1. Max Aub: Heine (zweisprachige Ausgabe, spanische Einleitung und Anmerkungen von Mercedes Figueras; Übersetzung und deutsche Anmerkungen von Berit Balzer). Fundacion Max Aub, Segorbe, 2000.

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  2. Berit Balzer: Max Aub: NA Heine. Gufa de Lectura. Fundacion Max Aub, Segorbe, 2000.

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  3. Es seien hier nur folgende erwähnt: Una nueva poesfa espafiola (1950–195 5). Mexiko, Imprenta Universitaria, 1957; Antologfa de la prosa espafiola del siglo Х1Х.(з Bde.), Mexiko, Antigua Libreria Robredo, 1952–1962; Manual de historia de la literatura espanola. (2 Bde.), Mexiko, Editorial Pormaca, 1966; Poesfa mexicana (1950–1960). Mexiko, Aguilar, i960; Poesfa espanola contemporänea. Mexiko, Ediciones Era, 1969; Guia de narradores de la Revoluciön Mexicana, Mexiko, Fondo de Cultura Econömica, 1969 (Neuauflage in Ensayos mexicanos, Mexiko, UN AM, 1974)-

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  4. Er stützte sich dabei wohl vor allem auf Enrique Diez-Canedos Übersetzung Paginas escogidas (Madrid, Biblioteca Calleja, 1918); auf Pedro Gonzalez Blancos Übersetzung aus dem Jahre 1911 der Confesiones y memorias (Valencia, Sempere); auf Max Brods Biographie: Heinrich Heine (Amsterdam, de Allert, 1934); auf Marcelino Menéndez y Pelayos Vorwort zur Heine-Überetzung von José Herrera: Poemas y fantasias (Madrid, Sucesores de Hernando, 1909); auf Joseph François Angelloz: La literatura alemana (1949); Georg Brandes: Heine (Paris, Mercure de France, 1952), Correspondance III (L’Allemagne) von 1900 (Neuaufl. Kopenhagen, Rosenkilde og Bagger, 1966) und Essais choisis. Renan-Taine-Nietzsche-Heine-Kielland-Ibsen, (Poitiers, G. Roy, 1914), und Die Hauptströmungen der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. IL Die Romantische Schule in Deutschland, Berlin, F. Duncker, 1873, sowie auf den Titel von Albert Béguin: Uâme romantique et le rêve. Essai sur le romantisme allemand et la poésie française (1946), der Aub auch in spanischer Ausgabe vorlag (El alma romântica y el sueno. Mexico, Fondo de Cultura Econömica, 1954). — Aub gibt seine Quellen oft nur vage an, was mir bei der Übersetzung seines Essays die Suche nach dem exakten Wortlaut der Heine-Zitate erheblich erschwert hat.-

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  5. La gaceta, FCE 20 (April 1956); Novedades (6.5.1956) und Excelsior, suplemento dominical (8.7.1956) druckten den Text von Aubs Vortrag ab. Nach dem Erscheinen seines Heine-Buches ein Jahr später wurden folgende Besprechungen in der mexikanischen Presse veröffentlicht: »También era revolucionario«, Tiempo (3.2.1958); Rezension von Ceferino Palencia in Novedades (14.2.1958); Rezension von Rafael Solana in El Universal (11.5.1958). Dieser letzte Kritiker meinte damals, Heine sei in Mexiko noch wenig bekannt und werde als Sensation wirken.

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  6. Vgl. José Rodriguez Richart, »Alemania, en la vida y en la obra de Max Aub«. — In: C. Alonso (Hrsg.): Max Aub y el laberinto espanol. Actas del Congreso Internacional. I, Valencia, 1996, S. 203–217.

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  7. Udo Rukser, der in Chile lebte, hat sich schon früh mit der Heine-Rezeption in der hispanischen Welt beschäftigt (Vgl. Deutsche Vierteljahrsschrift. 30 (1956), S. 474–510).

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  8. Die anderen Titel lauten »Hercules y D. Juan« (Herkules und Don Juan); »Lo mas del teatro espanol en menos de nada« (Hauptsächliches des spanischen Theaters in aller Kürze); »Prölogo para una ediciön popular del Quijote« (Prolog für eine Volksausgabe des Quijote) und das Vorwort zu »La Numancia« von Cervantes »Algunos Quijotes« (Einige Quijotes); »Prölogo para una ediciôn popular de Da Perfecta« (Prolog zu einer Volksausgabe von Dona Perfecta) und »Retrato de Unamuno para uso de principiantes« (Porträt Unamunos für den Anfängergebrauch). Über den Titel »Pruebas«, den er der Sammlung gab, äußerte er sich in seinen Tagebüchern (M. Aznar Soler (Hrsg): Max Aub, Diarios (1939–1972), Barcelona, Alba Ed., 1998, S. 305) am 5. Juli 1959 folgendermaßen: »Ich muss eine Sammlung von Aufsätzen Pruebas [=Versuche, Druckfahnen] nennen (in ihren verschiedenen Bedeutungen — am Ende waren alle schwierig- und keine reif)«.

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  9. Wie in Frankreich, so wurde auch in der hispanischen Welt Heines Antwort auf Mme. de Staël unter diesem Titel bekannt.

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  10. Vgl. Max Aub: Diarios [Anm. 8], S. 274.

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  11. Mit der Deutschen Schule in Tacubaya pflegte Max Aub nicht zuletzt deswegen Kontakt, weil eines seiner Enkelkinder dort eingeschult werden sollte. Außerdem zahlte er zwei Jahre lang (1957–1958) einen Mitgliedsbeitrag über $50 Pesos beim Deutsch-Mexikanischen Kulturinstitut. Seit seiner Ankunft in Mexiko 1942 hatte er Beziehungen zu Mitgliedern des dortigen Heine-Clubs, dessen Vorsitzende damals noch Anna Seghers war und in dem sich vorwiegend Emigranten aus Nazideutschland versammelten.

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  12. Vgl. Fritz Pohle: Das mexikanische Exil. Stuttgart 1986, S. 398.

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  13. P. Mas i Uso: Einleitung zu Max Aub: Antologia traducida. Segorbe, Fundacion Max Aub, 1998, S. 57.

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  14. Ebd., S. 62–63. Francisco de Quevedo (1580–1645) und Mariano José de Larra (1809–1837)—der als Neunjähriger Spanien verlassen musste, weil sein Vater unter Napoleon gedient hatte, und später mit französischem Gedankengut nach Spanien zurückkehrte — waren die beiden Hauptsatiriker der spanischen Literatur. Vgl. auch Susanne Zantop: Zeitbilder. Geschichte und Literatur bei Heinrich Heine und Mariano José de Larra. Bonn 1988.

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  15. Zum Beispiel Gérard de Nervals Übersetzung des »Lyrischen Intermezzos« oder von »Nordsee« III in den Poèmes et légendes (Paris, Michel Lévy Frères, 1861).

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  16. A. Lopez-Casanova: »Creaciön poética de ruptura (Un acercamiento a la obra lfrica de Max Aub)«. — In: С Alonso [Anm. 6], S. 628.

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  17. I. Soldevila: El compromiso de la imaginaciön (Vida y obra de Max Aub). Segorbe, Fundacion Max Aub, 1999, S. 219.

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  18. Max Aub: Diarios [Anm. 8], S. 423. Er hätte es als schlimmer angesehen, in einem von Franco unterdrückten Spanien sterben zu müssen.

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  19. Nach Meinung M. Duräns (»Humor«. — In: C. Alonso [Anm. 6], S. 124): »Was den von der preußischen Polizei verfolgten Heine betrifft, so musste er nach Frankreich auswandern und lernte die Bitterkeit und die Ungewissheit der Verbannung kennen. Diese Leidensetappen, die er durchmachte, stehen jedoch in keinem Verhältnis zu Max Aubs bewegtem Lebensweg.«

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  20. In Heines Prosanotizen (DHA X, 323) lesen wir »mon esprit exilez dans une langue étrangère«. Und in seinen »Memoiren« (DHA XV, 62) gestand er sogar: «Ich hätte für Frankreich sterben können, aber französische Verse machen, nimmermehr!«

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  21. Vgl. M. Tunön de Lara: Vorwort und Anmerkungen zu Max Aub: Novelas escogidas. Mexico, Aguilar, 1970, S. 24.

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  22. Benito Pérez Galdös (1843–1920) hat dem Spanien des 19. Jahrhunderts in seinen bekannten Gesellschaftsromanen, aber auch durch sein historisches Romanwerk (Episodios nacionales, 1873–79, 20 Bde.) ein literarisches Monument gesetzt.

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  23. Der erste Vers von »Enfant perdu«, ein Gedicht, das den Zyklus »Lamentazionen« — »Lazarus« seines »Romanzero« beschließt, vgl. DHA III/1, 121.

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  24. Über Goethe schrieb er 1949 »El centenario de Goethe y la guerra frfa« (Goethes 200-Jahrfeier und der Kalte Krieg), einen Aufsatz, den er sehr viel später in die Sammlung von unveröffentlichten Schriften: Hablo como hombre (Ich spreche als Mensch). Mexiko, Ed. Joaquin Mortiz, 1967, aufnahm. In diesem kurzen Essay lobt er Goethes Internationalismus und Humanismus und auch, dass er »die Einigkeit der Menschen trotz regionaler Unterschiede in ihren Kulturen« gesichert wissen wollte, denn »das Einzelne verbirgt das Generelle. Jeder wünscht sich insgeheim das Verschwinden der anderen. Die Dinge werden nicht mehr an ihrem Wert, sondern an ihrer Nützlichkeit gemessen. Die Mächtigen begrüßen das, was ihnen förderlich ist, wie immer, aber niemand erhebt seine Stimme -und die müsste zudem sehr kraftvoll sein- zugunsten der universellen Werte.« Vgl. ebd., S. 31 ff.

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  25. A. Lopez-Casanova [Anm. 16], S. 625.

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  26. Max Aub: Campo de los almendros. Madrid, Alfaguara, 1998, S. 189.

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  27. Wenige Jahre zuvor hatte Aub die spanische Prosa dieser Epoche in den 3 Bänden einer Anthologie zusammengestellt (Mexiko, Antigua Libreria Robredo, 1952–1962), und jetzt erklärte er die Ursprünge der zeitgenössischen Lyrik aus ihrer Verwurzelung im 19.Jahrhundert heraus. Ein Großteil seines Heine-Aufsatzes beschäftigt sich mit diesem Thema.

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  28. M. Tunön de Lara: Vorwort und Anmerkungen zu Max Aub: Novelas escogidas. Aguilar, Mexico, 1970, S. 24.

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  29. Vgl. Heines Prophezeiung im 3. Buch von »Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland«, DHA VIII/i, 117–120.

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  30. Vgl. auch Max Aubs Vorwort zu: H. Heine. Alemania. Mexiko, UN AM, 1972.

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  31. Vgl. Figueras/Balzer [Anm. 1], S. 184.

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  32. Ebd., S. 217.

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  33. Max Aub: Diarios [Anm. 8], S. 191.

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  34. Ebd., S. 249.

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  35. Heine erzählte die spaßige Anekdote: Als er eines Tages auf Französisch nach seinem Namen gefragt wurde, habe er geantwortet, dieser schreibe sich »avec une hache« anstatt »avec un hache« [mit einer Axt, statt mit einem H]. Vgl. Wolfgang Preisendanz: Heinrich Heine. München 1973,

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  36. Sein langjähriger Freund Juan Chabäs beschreibt Aubs ersten Auftritt in Madrid im Jahre 1922 mit folgenden Worten: »Er kleidet sich elegant, sehr europäisch, und wenn er spricht, rollen ihm die Rs aus der Kehle über die Lippen«. Juan Chabäs: Literatura espafiola contemporänea, Havanna 1952, S. 652.

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  37. »jQué mala leche tiene!« (Ein alter Giftzahn!), so bezeichnete Luis Bunuel den Tonfall, den Aub in seiner Reisechronik »La gallina ciega« (1971) verwendet, wo er seine Eindrücke über Land und Leute im Spätfranquismus darlegt. Das Buch rief in Spanien wütende Proteste hervor.

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  38. J.A.Pérez Bowie: Vorwort zu Max Aub: La calle de Valverde. Madrid, Cätedra, 1985, S. 37.

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  39. Geständnisse. DHA XV, 38.

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  40. M. Durän:, »Humor, indignacion: dos extremos en la obra de Max Aub«. — In C. Alonso [Anm. 6], S. 124.

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  41. DHAXIV/1,301.

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  42. V M. Irün Vozmediano: »Jacara del Avaro (1935). Max Aub«. — In: C. Alonso [Anm. 6], S. 269, stellt fest, Max Aub balanciere »mit seiner überschäumenden, ja sogar üppig vollen Sprache, zwischen einer bewussten grundlegenden Aufrichtigkeit, die keine Zweifel zulässt, und einem besonderen Klang von schriftstellerischer Verspieltheit und Verschmitztheit, so dass er die spani- sche Sprache als begabter Neuankömmling in Angriff nimmt und ihr die Frische seiner immer experimentellen und erlebten Prosa gibt. Er ist ein Schmied von Charaden, ein Alchimist der Sprache, wobei er ab und zu ein klein wenig zuviel Witz an den Tag legt«. Das Zuviel oder das rechte Maß ist hierbei allerdings Geschmackssache.

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  43. I. Soldevila [Anm. 17], S. 129.

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  44. Max Aub: Heine, S. 217.

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  45. Man denke an Heines spöttische Verse aus der Nr. LVIII der »Heimkehr«: »Ich will mich zum deutschen Professor begeben, / Der weiß das Leben zusammen zu setzen, / Und er macht ein verständlich System daraus;« (DHA I/i, S. 135).

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  46. D. Adame: »Max Aub en Mexico: teatro y crftica«. — In: C. Alonso [Anm. 6], S. 804.

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  47. W. Hogrebe: Heinrich Heine und Europa. Erlangen und Jena 1993, S. 20.

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  48. Das ganze Gedicht kann von der strikt mythologischen Seite her interpretiert werden oder auch lediglich von den Umständen der Gegenwart her.

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  49. Max Aub: Diarios [Anm. 8], S. 462–463. Man vergleiche Aubs Gedanken, der »Schatten eines Mythos« zu sein, mit Heines Gedicht »Der Scheidende«, in welchem er sich selbst als »Schattenfürst in der Unterwelt« bezeichnet. Vgl. DHA III/2, 1505 / В VI/i, 350.

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  50. DHA VIII/1,119.

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Balzer, B. (2001). »Ich müsste eigentlich im Exil sterben«. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 2001. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02819-8_6

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