Zusammenfassung
Musikalischer Realismus im 19. Jahrhundert ist — so hat Carl Dahlhaus nachgewiesen — »eher ein Idealtypus, an dem verschiedene konkrete Stile in wechselndem Ausmaß und mit immer wieder anderer Gruppierung der Merkmale teilhaben, als daß er in einzelnen Werken eine Gestalt annähme, in der sämtliche Begriffsmomente versammelt sind.«1 Daß dies sogar für Opern wie Boris Godunow, Carmen oder La traviata zutrifft, für die der Terminus musikalischer Realismus am ehesten reklamiert werden kann, rechtfertigt um so nachdrücklicher den Versuch, einzelnen seiner Merkmale auch in solchen Werken nachzuspüren, die vordergründig alles andere als realistisch zu sein scheinen. Es könnte also durchaus lohnend sein, den Stellenwert zu untersuchen, den Kategorien wie Realitätsbezug des Sujets, Verletzung der Stilhöhenregel und die damit korrespondierenden musikdramatischen beziehungsweise kompositionstechnischen Verfahren der Stilmischung und der Dialogisierung der Melodie in La forza del destino haben; einem Stück, das aufgrund seiner blutrünstigen Handlung und des — zumindest vordergründig — verworrenen dramaturgischen Aufbaus bisher als Paradigma des italienischen Melodramma angesehen wurde.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Weiterführende Literatur
Carl Dahlhaus, Musikalischer Realismus. Zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, München 1982
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Mattern, V. (2002). Musikalischer Realismus — melodramatische Kolportage? Zur Modernität von Verdis La forza del destino. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Die Wirklichkeit erfinden ist besser«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_24
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_24
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01870-0
Online ISBN: 978-3-476-02817-4
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)