Gegensätze im Zeichen universeller Entfremdung Zur Musik von Wagners Parsifal

Zusammenfassung

Beklemmend ist der Anfang: Einstimmig intonieren Violinen und Violoncelli, je eine Klarinette und ein Fagott, später hinzutretend die Altoboe, einen langgedehnten Gesang — »sehr ausdrucksvoll«, mit großem Tone also; dem jedoch verhelfen Dämpfer höchst eingeschränkt zur Geltung. Was entfaltet werden soll, ist schon verhüllt, halb zurückgenommen. Aus der Tiefe steigt die Kantilene empor, in Terzen, hernach stufenweise — auffällig die Verkleinerung im Tonschritt; sie zeigt wachsende Beschwernis. Nach sechs Takten kippt der Aufstieg zur Drehung; ihr folgt der Absturz, der vervielfältigt sich, wenn ihm Einhalt geboten werden soll. Endlich verfängt sich die Bewegung im Pendel. Zurücknahme auch hier! Sie gilt dem Aufstieg und Fall gleichermaßen, löscht Bewegung aus. Verwischt sind die rhythmischen Konturen, überspült die Taktschwerpunkte, nach und nach alle Zählzeiten. Dem kommt das überaus langsame Tempo zur Hilfe: Unkenntlich die Maße, unscharf, vage der Schritt. Der dritte Takt jedoch ordnet die Verhältnisse — zum klarstichig gezeichneten Trauermarsch. Der wiederum verliert sich im Ungewissen. Unbestimmt sind die Farben; kaum merklich treibt sie das Crescendo auseinander; der Höhepunkt läßt die Altoboe ein wenig hervortreten; erlischt ihr Klang im Weg zurück, so bleibt Unschärfe.