Zusammenfassung
Robert Schumanns zweite und dritte Sinfonie bleiben heute, wie die Aufführungszahlen ausweisen, in der Wertschätzung hinter den früher komponierten Schwesterwerken Nr. 1 und 4 weit zurück. Dieser Unterschied hat nicht von Anfang an bestanden; im Falle der Rheinischen Sinfonie erscheint er besonders bemerkenswert, weil nach Schumanns ausdrücklichem Willen in ihr »volkstümliche Elemente vorwalten« sollten. Entsprechend schrieb Clara nach der Uraufführung am 6. Februar 1851 im Gürzenich in einem Brief, daß ihr mit Ausnahme des vierten Satzes »wohl kaum ein Takt unklar blieb; überhaupt auch für den Laien ist die Sinfonie, vorzüglich der zweite und dritte Satz, sehr leicht zugänglich«1 Möglicherweise haben zur Hintansetzung der Rheinischen Sinfonie auch Tschaikowskis Urteil aus dem Jahre 1871, insbesondere seine Kritik an der Instrumentation2 beigetragen und Brahms’ Auskünfte über die Mängel des Düsseldorfer Orchesters und Schumanns Versuche, diese durch massive Instrumentation zu verdecken.3 Nicht zuletzt, weil nur wiederholtes Anhören die Bewertung bedeutender Musik sicher fundiert, wirken negative Urteile, indem sie wiederholte Aufführungen verhindern, stets stärker als positive, ganz und gar so prominente, und dies erst recht, wenn sie durch die Befürchtung begünstigt werden, man könne der Naivität der Schumannschen Romantik und den Hilfskonstruktionen eines Inspirationsmusikers aufsitzen, den man vornehmlich als Meister der kleinen Form kennt und liebt.
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Anmerkungen
Beide Zitate nach A. Gebhardt, Robert Schumann als Symphoniker, Regensburg 1968, S. 210 bzw. 209.
P. Tschaikowski, Erinnerungen und Musikkritiken, ed. R. Petzoldt, Leipzig 1961, S. 142–147.
In einem Brief an Heinrich v. Herzogenburg; Joh. Brahms im Briefwechsel mit Heinrich und Elisabeth v. Herzogenberg, ed. M. Kalbeck, 2 Bände, Berlin 1907, S. 127.
Zitiert nach: Komponisten über Komponisten, ed. U. Kraemer, Wilhelmshaven 1972, S. 170.
D. Kerner, Krankheiten großer Musiker, Stuttgart 1963, S. 103–126.
neugedruckt in: W. Reich, Alban Berg, Zürich 1963, S. 194–206.
P. M. Young, Robert Schumann, Leipzig 1968, S. 243.
R. Réti, The Thematic Process in Music, New York 1951
K. H. Wörner, Das Zeitalter der thematischen Prozesse, Regensburg 1969, S. 29–31.
G. Knepler, Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, 2. Bände, Berlin 1961, Band2, S. 781.
Vgl. u.a. P. Gülke, Wider die Übermacht des Thematischen. Zur motivischen Einheit in César Francks Sinfonie d-Moll, in: BzMw XIII 1971, S. 261–272.
J. Besser in: Konzertbuch, ed. K. Schönewolf, Berlin 1961, S. 504.
K. Laux, Robert Schumann, Leipzig 1972, S. 217.
Zitiert nach M. Brion, Robert Schumann und die Welt der Romantik, Zürich-Stuttgart 1955, S. 94.
Nobert Nagler, Gedanken zur Rehabilitierung des späten Werks, in: Musik-Konzepte, Sonderband, Robert Schumann I, München 1981, S. 303, das Zitat S. 330.
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Gülke, P. (2001). Robert Schumanns »Rheinische Sinfonie«. In: Die Sprache der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02813-6_28
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02813-6_28
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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