Zusammenfassung
Die Geschichte der deutschen (d. h. deutschsprachigen) Literaturpsychologie in Österreich, Deutschland und der deutschen Schweiz fängt mit Freuds ersten Versuchen zur Anwendung der psychoanalytischen Theorie auf literarische Werke an. Das früheste Beispiel dafür ist seine Skizze einer Deutung der Geschichte Die Richterin von Conrad Ferdinand Meyer in seinem Briefwechsel mit Fließ (Brief vom 20. 6. 1898, Freud 1986, 347f.; auch in Wolff 1975,11 f.). In einem Kapitel der Traumdeutung (1900) löste Freud dann das Rätsel von Hamlets Zaudern, indem er die unbewußten Gründe seines Verhaltens mit Hilfe des Ödipuskomplexes erklärte. Freuds Schriften zur Literatur und Kunst erschienen zum erstenmal (Wien 1924) in Buchform. Heute sind sie in dem Band Bildende Kunst und Literatur der Studienausgabe (rev. Neuausg. 1989) und auch in vielen Taschenbuchausgaben erhältjich. Die ausführlichste Interpretation eines literarischen Werkes schrieb Freud über die Novelle Gradiva von Wilhelm Jensen (1907), nachdem er von C. G. Jung auf die Eignung des Textes für eine Analyse des darin beschriebenen Wahns und der Träume der Hauptperson hingewiesen worden war. Diese Art der Figurenanalyse, in der das Verhalten und Erleben der fiktiven Personen gedeutet werden, als ob es sich um reale Personen handelte, blieb längere Zeit maßgeblich.
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Literatur zur Geschichte der deutschen psychoanalytischen Literaturwissenschaft
Bibliographien
Pfeiffer, J.: Literaturpsychologie. Eine systematische, annotierte Bibliographie, 1989.
Zeitschriften
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KulturAnalysen. Zeitschrift für Tiefenhermeneutik und Sozialisationstheorie. Frankf.a.M. 1990 ff.
Literatur zur Geschichte der deutschen Literaturpsychologie
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Rutschky, M.: Lektüre der Seele. Eine historische Studie über die Psychoanalyse der Literatur, 1981.
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Lohmann, H.-M.: Alexander Mitscherlich mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 1987.
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Wichtige Werke der deutschen Literaturpsychologie I. 1900–1933
Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume in W. Jensens ›Gradiva‹, 1907.
Otto Rank: Der Künstler. Ansätze zu einer Sexualpsychologie, 1907.
Sigmund Freud: Der Dichter und das Phantasieren. In: Neue Revue 1(1908)10, 716–724.
Karl Abraham: Traum und Mythus. Eine Studie zur Völkerpsychologie, 1909.
Otto Rank: Der Mythus von der Geburt des Helden, 1909.
Wilhelm Stekel: Dichtung und Neurose. Bausteine zur Psychologie des Künstlers und des Kunstwerks, 1909.
Wilhelm Stekel: Die Träume der Dichter. Eine vergleichende Untersuchung der unbewußten Triebkräfte bei Dichtern, Neurotikern und Verbrechern, 1912.
Otto Rank: Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage. Grundzüge einer Psychologie des dichterischen Schaffens, 1912. 2., wesentlich vermehrte und verb. Aufl. 1926. Repr. 1974.
Theodor Reik: Dichtung und Psychoanalyse. In: Pan 2(1912), 519–526. Auch in: Urban 1973, 11–17.
Leo Kaplan: Zur Psychologie des Tragischen. In: Imago 1(1912), 132–157.
Theodor Reik: Flaubert und seine ›Versuchung des heiligen Antonius‹, 1912.
Otto Rank und Hanns Sachs: Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften, 1913.
Theodor Reik: Arthur Schnitzler als Psycholog, 1913.
Sigmund Freud: Das Motiv der Kästchenwahl. In: Imago 2(1913), 257–266.
Karl Weiss: Von Reim und Refrain. In: Imago 2(1913), 552–572.
Otto Rank: Der Doppelgänger. In: Imago 3(1914), 97–164.
Otto Rank: Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung, 1919.
Sigmund Freud: Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit. In: Imago 4(1916), 317–336.
Sigmund Freud: Eine Kindheitserinnerung aus ›Dichtung und Wahrheit‹. In: Imago 5(1917), 49–57.
Sigmund Freud: Das Unheimliche. In: Imago 5(1919), 297–324.
Georg Groddeck: Der Seelensucher. Ein psychoanalytischer Roman, 1921. Neuausg. 1971, 1979, 1983.
Georg Groddeck: Das Buch vom Es, 1923.
Sigmund Freud: Psychoanalytische Studien an den Werken der Dichtung und Kunst, 1924.
Hanns Sachs: Gemeinsame Tagträume, 1924.
Alfred Winterstein: Der Ursprung der Tragödie. Ein psychoanalytischer Beitrag zur Geschichte des griechischen Theaters, 1925.
Ludwig Jekels: Zur Psychologie der Komödie. In: Imago 12(1926), 328–335.
Hans Prinzhorn: Gespräch über Psychoanalyse zwischen Frau, Dichter und Arzt (1926). Neuausg., hrsg. von Bernd Urban, 1981.
Sigmund Freud: Dostojewski und die Vatertötung. In: R. Fülöp-Miller und F. Eckstein (Hrsg.): Die Urgestalt der Brüder Karamasoff, 1928, XI-XXXVI.
Theodor Reik: Künstlerisches Schaffen und Witzarbeit. In: Imago 15(1929), 200–231.
Walter Muschg: Psychoanalyse und Literaturwissenschaft. Antrittsvorlesung (1929). Berlin 1930. Auch in: Urban 1973, 156–176.
Sigmund Freud: Ansprache im Frankfurter Goethe-Haus. (Goethe-Preis-Rede). In: Die psychoanalytische Bewegung 2(1930), 421–426. II. 1945–1990
Alfred von Winterstein: Adalbert Stifter. Persönlichkeit und Werk. Eine tiefenpsychologische Studie, 1946.
Ludwig Marcuse: Freuds Ästhetik. In: Publications of the Modern Language Association of America 72(1957), 446–463.
Georg Groddeck: Psychoanalytische Schriften zur Literatur und Kunst. Ausgew. und hrsg. von Egenolf Roeder von Diersburg, 1964. Neuausg. 1978.
Ernst H. Gombrich: Freuds Ästhetik. In: Literatur und Kritik 2(1967), 511–528.
Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse, 1968.
Wilhelm Laiblin (Hrsg.): Märchenforschung und Tiefenpsychologie, 1969.
Peter Dettmering: Dichtung und Psychoanalyse. Thomas Mann — Rainer Maria Rilke — Richard Wagner, 1969.
Wolfgang Paulsen (Hrsg.): Psychologie in der Literaturwissenschaft. Viertes Amherster Kolloquium zur modernen deutschen Literatur, 1971.
Johannes Cremerius (Hrsg.): Neurose und Genialität. Psychoanalytische Biographien, 1971.
Alexander Mitscherlich (Hrsg.): Psycho-Pathographien I: Schriftsteller und Psychoanalyse, 1971.
Wolfgang Beutin (Hrsg.): Literatur und Psychoanalyse. Ansätze zu einer psychoanalytischen Textinterpretation, 1972.
Norbert Groeben: Literaturpsychologie. Literaturwissenschaft zwischen Hermeneutik und Empirie, 1972.
Peter von Matt: Literaturwissenschaft und Psychoanalyse. Eine Einführung, 1972.
Yorick Spiegel (Hrsg.) : Psychoanalytische Interpretationen biblischer Texte, 1972.
Jack J. Spector: Freud und die Ästhetik. Psychoanalyse, Literatur und Kunst (engl. 1972), 1973.
Dieter Wellershoff: Literatur und Lustprinzip. Essays, 1973.
Jean Starobinski: Psychoanalyse und Literatur, 1973.
Heinz Politzer: Hatte Ödipus einen Ödipuskomplex? Versuche zum Thema Psychoanalyse und Literatur, 1974.
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Sebastian Goeppert (Hrsg.): Perspektiven psychoanalytischer Literaturkritik, 1978.
Georg Groddeck: Psychoanalytische Schriften zur Literatur und Kunst. Hrsg. von H. Siefert, 1978.
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Thomas Leithäuser und Birgit Volmerg: Anleitung zur empirischen Hermeneutik. Psychoanalytische Textinterpretation als sozialwissenschaftliches Verfahren, 1979.
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Heinrich Mettler: Autoren schreiben anders: der Einfluß der Psychoanalyse auf die moderne Literatur. In: Condrau 1979, 836–850.
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Peter Dettmering: Das ›Selbst‹ in der Krise. Literaturanalytische Arbeiten 1971–1985, 1986.
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Albert M. Reh und Bernd Urban: Literatur und Psychologie (I). In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 19(1987) 1, 8–35.
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Peter Gay: Freud. A Life for Our Time. New York 1987. Deutsche Übers.: Freud. Eine Biographie für unsere Zeit, 1989. (Das Kap. »Geschmackssachen« (347–366) behandelt Freuds Ästhetik und die Anwendung der Psychoanalyse auf Kunst und Literatur.)
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Schönau, W. (1991). Zur Geschichte der deutschen psychoanalytischen Literaturwissenschaft. In: Einführung in die psychoanalytische Literaturwissenschaft. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02810-5_5
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