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Die »unvermeidliche dunkle Geschichte« hinter den Texten

Überlegungen zum Verhältnis von Werk und Biographie bei Ingeborg Bachmann

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Jahrbuch für Frauenforschung 2001

Zusammenfassung

Die Biographie gilt als das wissenschaftliche Genre, das der Kunst am nächsten steht.1 Doch hat sie sich nicht wie der Roman gegen die periodischen Totsagungen behaupten können. Dabei wäre sie, wie dieser, nichts Gegebenes, nichts Feststehendes, sondern immer wieder neu zu erfinden, inspiriert von den avanciertesten wissenschaftlichen Textanalysen und von der modernen Literatur, die doch auch ohne organischen Erzähler, ohne identisches Ich und ohne das alte Vertrauen in die Sprache auskommt.

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Anmerkungen

  1. Vgl. Scheuer, Helmut: Biographie. Überlegungen zu einer Gattungsbeschreibung. In: Reinhold Grimm, Jost Hermand (Hg.): Vom Anderen und vom Selbst. Beiträge zu Fragen der Biographie und Autobiographie. Königstein/Ts. 1982, S. 9–29; hier S. 9.

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  2. Vgl. Raulff, Ulrich: Wäre ich Schriftsteller und tot … Vorläufige Gedanken über Biographik und Existenz. In: Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe (Hg.): Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Reinbek bei Hamburg 1996, S. 187–204; hier S. 190–197.

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  3. »Ist durch Einstein unser Zeit-Raum-System zum Grenzbegriff geworden, so durch den Anschauungsunterricht der Geschichte das selbstherrliche Subjekt. Allzu nachhaltig hat in der jüngsten Vergangenheit jeder Mensch seine Nichtigkeit und die der andern erfahren müssen, um noch an die Vollzugsgewalt des beliebigen Einzelnen zu glauben. Sie aber bildet die Voraussetzung der bürgerlichen Literatur in den Vorkriegsjahren. Die Geschlossenheit der alten Romanform spiegelte die vermeintliche der Persönlichkeit wider, und seine Problematik ist stets eine individuelle. Das Vertrauen in die objektive Bedeutung irgendeines individuellen Bezugssystems ist den Schaffenden ein für allemal verlorengegangen«. Kracauer, Siegfried: Die Biographie als neubürgerliche Kunstform (FZ 29. Juni 1930). In: Ders.: Das Ornament der Masse. Essays. Frankfurt/M. 1977, S. 75–80; hier S. 76.

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  6. Vgl. von der Lühe, Irmela: »Ich ohne Gewähr«. Ingeborg Bachmanns Frankfurter Vorlesungen zur Poetik. In: Dies. (Hg.): Entwürfe von Frauen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Berlin 1982, S. 106–131; hier S. 107.

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  13. Diesen Titel schlägt Ingeborg Bachmann im Brief an Siegfried Unseld, 16.6.1970, vor: »Ich bin zu meinem allerersten zurückgekehrt, und meine Sicherheit war wieder da; es kann nicht anders heißen.«

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  22. Vgl. z. B. Achberger, Karen: »Kunst als Veränderndes«: Bachmann und Brecht. In: Monatehefte für deutschsprachige Literatur und Kultur 83, 1991, H. 1, S. 7–16.

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  29. Benjamin 1963, S. 102 (s. Anm. 14).

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  30. Bachmann: Frankfurter Vorlesungen, S. 217.

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Irmela von der Lühe Anita Runge

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Höller, H. (2001). Die »unvermeidliche dunkle Geschichte« hinter den Texten. In: von der Lühe, I., Runge, A. (eds) Jahrbuch für Frauenforschung 2001. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02797-9_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02797-9_10

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