Zusammenfassung
„Niemand lehrt die Wahrheit besser suchen und schlechter finden als Bayle“ (SW II/5,31). Immer wieder taucht dieser Name im Gesamtwerk Jean Pauls auf, von der ersten unter Pseudonym erschienenen Satirensammlung bis zum letzten Romanfragment ein halbes Jahrhundert später macht Jean Paul ihn zum Wetzstein der Selbstverständigung. An der eigenen Geschichtlichkeit des hugenottischen Emigranten ist Jean Paul dabei in keinem Fall interessiert. Für ihn ist Pierre Bayle keine positive Größe, die sich aus der genauen Lektüre seines Werks und dessen kontroversen Dialogs mit den Zeitgenossen zusammensetzen ließe. Er hat keine Physiognomie, keinen Charakter, weder Lebenszeit noch -ort:,Pierre Bayle‘ ist eine Funktion und kein Eigenname.1 Diese Methode, Pierre Bayle‘ gewinnt allein dann Kontur, wenn das Licht ihr opponierender Haltungen auf sie fällt, wenn sie von anderen Modellen abweichen darf. Jean Pauls Texte fingieren immer wieder diese zeitlose Gleichzeitigkeit, um Philosophiegeschichte durch Gewaltenteilung zu zähmen. Die ahistorisch gemachten Begriffe ehemaliger Philosophennamen üben auf das rezeptive Vermögen Jean Pauls eine Kraft aus, die nur mit dem Anrufen eines Widerstandes zu ertragen ist. Deshalb zitiert Jean Paul seine Referenzfiguren paarweise.
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Endnoten
Wolfgang Ernst, Antiquarianismus und Modernität. Eine historiographische Verlustbilanz. In: Geschichtsdiskurs. Bd.2: Anfänge modernen historischen Denkens. Hrsg. von Wolfgang Küttler u.a. Frankfurt a.M. 1994 (=ftw 11476), SA36–147; hier: S.138.
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Wirtz, T. (2001). Konstruiertes Leben. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02794-8_8
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