Zusammenfassung
Jean Paul — das ist der „Bücher-Vampyr“,1 der Hüter der Exzerpte, der polyhistorische Metaphernjongleur und der poetische Enzyklopädist. Jean Paul ist aber auch der Visionär und Phantast, für den der Traum ein Faszinosum besonderer Art darstellt und der das „Unbewußte“ zur mächtigsten Kraft im Dichter erklärt.2 Albert Béguin hat diesem Jean Paul in seiner mittlerweile klassischen Studie Traumwelt und Romantik schon 1937 seine Huldigung erwiesen und ihn zum „unbestrittene(n) Meister der Traumwelt“ erklärt.3 Damit unterstreicht er die herausragende Bedeutung, die Jean Pauls Beschäftigung mit dem Thema innerhalb der Goethezeit zukommt. Die Forschung hat sich dann auch — vor und nach Béguin — immer wieder mit dem Problemkomplex des Traums bei Jean Paul befaßt. Allerdings konzentrieren sich die bisher vorliegenden Untersuchungen allesamt auf die poetischen Traumdarstellungen Jean Pauls, für die sich der Begriff Traumdichtungen eingebürgert hat. Sein gesteigertes Interesse am Traum manifestiert sich jedoch noch in drei weiteren Kontexten: Erstens macht Jean Paul den Traum zu einem zentralen Gegenstand seiner anthropologischen Reflexionen, zweitens entwirft er poetologische Konzepte, in denen dieser als Modell fungiert, und drittens schließlich zeichnet er zeitweise systematisch eigene Träume auf. Ausschließlich auf diese bisher weitgehend vernachlässigten Aspekte4 richten die folgenden Ausführungen ihren Fokus.
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Endnoten
Albert Béguin, Traumwelt und Romantik. Versuch über die romantische Seele in Deutschland und in der Dichtung Frankreichs. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Peter Grotzer. Bern, München 1972, S.206.
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Schmidt-Hannisa, HW. (2001). „Der Traum ist Unwillkürliche Dichtkunst“. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02794-8_7
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