Skip to main content

Der Komet als ästhetische Programmschrift — Poetologische Konzepte, Aporien und ein Sündenbock

  • Chapter
Book cover Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft

Zusammenfassung

Der Religions- und Kulturphilosoph René Girard hat anläßlich seiner Analysen kultisch-ritueller Grundstrukturen die These von der Identität zwischen Doppelgängern und Ungeheuern aufgestellt.1 Der monströse Doppelgänger spielt laut Girard bei der Selbstkonstitution von Kulturen eine zentrale Rolle. Gestützt wird die These, daß einer von zwei Doppelgängern ein Ungeheuer zu sein pflege, dieses aber nichts anderes sei als die abgespaltene andere Hälfte des eigenen Selbst, durch Fälle, wie sie in der romantischen Doppelgängerliteratur beschrieben werden: den des Protagonisten Medardus in E.T.A. Hoffmanns Elixieren des Teufels, den des William Wilson bei Edgar Allan Poe oder den des Doktor Jekyll bei Robert Louis Stevenson. Girard selbst nennt Dostojewskij als luziden Diagnostiker der wahren, sprich: mon-strösen Beschaffenheit des Doppelgängers.2 Girards Anschlußthese gilt der Funktion des monströsen Doppelgängers: Er ist Projektionsfigur kollektiver Schuld, der Aggression und des „Bösen“; er muß eine Sündenlast auf sich nehmen, die nicht allein die seine, ja vielleicht überhaupt nicht seine eigene ist, nur um seine komplementäre Hälfte zu entsühnen; er ist also ein Opfer, dazu bestimmt, vertrieben zu werden, um die Gemeinschaft von dem zu entlasten, was Schrecken hervorruft und ein friedliches Leben behindert.3 „Die sogenannten Besessenheitsphänomene“ stellen laut Girard „eine Teilinterpretation des monströsen Doppelgängers dar.“4

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Authors

Editor information

Helmut Pfotenhauer

Copyright information

© 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Schmitz-Emans, M. (2001). Der Komet als ästhetische Programmschrift — Poetologische Konzepte, Aporien und ein Sündenbock. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02794-8_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02794-8_6

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1158-1

  • Online ISBN: 978-3-476-02794-8

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics