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Im Schatten der Revolution — Goethe und Jena im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts

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„Dann ist Vergangenheit beständig…“
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Zusammenfassung

Daß er sich nach der Rückkehr aus Italien auch als Staatsbeamter und Minister ausschließlich mit Fragen der Kunst und Wissenschaft beschäftigt habe, gilt als ausgemacht. Der bekannte Brief an Carl August vom 17. März 1788 läßt kaum eine andere Deutung zu. „Ich darfwohl sagen:“, schrieb Goethe damals, „ich habe mich in dieser anderthalbjährigen Einsamkeit selbst wiedergefunden; aber als was? — Als Künstler! Was ich sonst noch bin, werden Sie beurtheilen und nutzen … Nehmen Sie mich als Gast auf, laßen Sie mich an Ihrer Seite das ganze Maas meiner Existenz ausfüllen und des Lebens genie-Ben; so wird meine Kraft, wie eine nun geöffnete, gesammelte, gereinigte Quelle von einer Höhe, nach Ihrem Willen leicht dahin oder dorthin zu leiten seyn“. Der Herzog sei, so liest man in weitverbreiteten Goethe-Biographien, dem Freunde in jeder Weise entgegengekommen. „Alle lästigen Ämter und Arbeiten nahm er dem Freunde und beließ ihm die Ehren.“1 Doch diese Darstellung ist nicht ganz korrekt, denn nicht um eine sachlich-fachliche Einschränkung der Aufgabenbereiche ging es damals, sondern um Befreiung von Routinearbeiten, lästigen Alltagsgeschäften, wie er sie in den Jahren zwischen 1776 und 1786 nur zu oft erledigen mußte, Routinearbeiten, die manch anderer ebensogut — und unter Umständen mit mehr innerer Befriedigung — erledigen konnte. Minister ohne festen Amtsbereich, „ohne Portefeuille“, so etwa läßt sich die Stellung umschreiben, die Goethe nach der Rückkehr aus Italien einnahm.

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Notizen

  1. Vgl. hierzu Paul Raabe: Das Protokollbuch der Gesellschaft der freien Männer in Jena 1794–1799, in: Festgabe für Eduard Berend zum 75. Geburtstag am 5. Dezember 1958, Weimar 1959, 336–383.

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  2. Wilhelm von Humboldt: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen (1792), in: Wilhelm von Humboldt. Werke in fünf Bänden, hg. von Andreas Flitner und Klaus Giel. Bd. 1: Schriften zur Anthropologie und Geschichte, Stuttgart 1960, 56–233.

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  3. Vgl. Rudolf Haym: Die Romantische Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes, 3. Aufl., Berlin 1914, 792–799.

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  4. Hans Bürgin: Der Minister Goethe vor der römischen Reise. Seine Tätigkeit in der Wegebauund Kriegskommission, Weimar 1933.

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  5. Walter H. Bruford: Die gesellschaftlichen Grundlagen der Goethezeit, Weimar 1936.

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  6. Pierre-Paul Sagave: Französische Einflüsse in Goethes Wirtschaftsdenken, in: Festschrift für Klaus Ziegler, hg. von Eckhard Catholy und Winfried Hellmann, Tübingen 1968, 113–131. Ders.: Ideale und Erfahrungen in der politischen Praxis Goethes im ersten Weimarer Jahrzehnt, in: Goethe-Jahrbuch, Bd. 93 (1976), 105–115. Anneliese Klingenberg: Goethes Roman „Wilhelm Meisters Wanderjahre“. Quellen und Konzeption, Berlin und Weimar 1972 (= Beiträge zur deutschen Klassik, Bd. 21), vgl. insbes. 71–125.

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Hahn, KH. (2001). Im Schatten der Revolution — Goethe und Jena im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. In: „Dann ist Vergangenheit beständig…“. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02793-1_6

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  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1044-7

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