Zusammenfassung
In der vorangehenden Untersuchung wurden Orientreisetexte französischsprachiger Frauen des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit aktuellen feministischen Theorien erstmalig bzw. neu interpretiert und bisherige Forschungsperspektiven im Sinne einer interdisziplinären feministischen Wissenschaft in Frage gestellt. Im Vordergrund standen dabei Bedeutungsmöglichkeiten des Begriffs Orientalismus durch die Verbindung mit genderspezifischen Aspekten. In Anlehnung an Lisa Lowe und Sara Mills, die den Orientalism in historischer Abgrenzung zu Edward Said als einen mehrsprachigen Diskurs auffassen, habe ich gezeigt, daß es kein homogenes Modell der Machtbeziehungen zwischen Kolonisierten und Kolonisatoren gibt. Durch die Einbeziehung der reisenden Frauen kommt es zu einer größeren Heterogenität der Texte, da sie graduelle Unterschiede hinsichtlich kolonialer Involviertheit erkennen lassen. Den Orient als ein monolithisches Anderes darzustellen, ist spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr möglich. Texte von T E. Lawrence, Arthur Rimbaud, Isabelle Eberhardt oder Odette du Puigaudeau sind viel zu komplex, als daß man ihre Aussagen auf ein »Bild des Anderen« des kolonisierten Landes reduzieren könnte. Reisen bedeutet hier, selbst die Rolle der Fremden, die Position der Ausgeschlossenen, einzunehmen.
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Anmerkungen
Vgl. Grewal, Inderpal: Home and Harem. Nation, Gender, Empire, and the Cultures of Travel (Durham/London 1996) 66.
Lechner, Wolfgang: Eine Gräfin im Orient (Die Zeit, 4. Februar 1999, 53)[Herv. der Verf.].
Huntington, Samuel P.: Clash of Civilisations (New York 1996). Seine Thesen wurden 1993 erstmals publiziert.
Shayegan, Daryush: Le Choc des civilisations (Esprit, avril 1996, 38–53) 40fF. [Herv. die Verf.].
Vgl. Kristeva, Julia: Etrangers à nous-mêmes (Paris 1988) 250.
Vgl. Todorov, Tzvetan: Nous et les autres. La réflexion française sur la diversité humaine (Paris 1989).
Ricoeur, Paul: Civilisation universelle et cultures nationales (Esprit, no. 29, 1961, 439–453) 446£
Wilhelm Mühlmann, zit. nach: Greverus (1978) 17f.
Moimoi, Aneti M.: Der Traum von den freundlichen Inseln (Adliswil 1997).
Kern, Evelyn : Sand in der Seele (Hamburg 1997).
Hofmann, Corinne: Die weiße Massai (München 1998).
Kresta, Edith: Reisen verführt (TAZ, 29./30. Mai 1999, 16).
Strasser, Peter: Monaden, Maden, Nomaden — Der dritte Weg. In: Habert, Horst Gerhard (Hg.): auf, und, davon. EineNomadologie derNeunzi-rer(GrzL 1990, 159–177)
Potel, Isabelle: Est-ce de l’art ou de l’ethno? (Libération, 8 octobre 1996, 33–34) 33.
Vgl. Lerner, Sabine: Reisen ohne anzukommen. In: Willems, Elvira(Hg.): Annemarie Schwarzenbach: Autorin — Reisende — Fotografin (Pfaffenweiler 1998, 153–168).
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Ueckmann, N. (2001). Resümee. In: Frauen und Orientalismus. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02772-6_5
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