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Gnade statt Gerechtigkeit

Puschkins „Angelo“ und Shakespeares „Maß für Maß“

  • Chapter
„Von Pol zu Pol Gesänge sich erneun…“
  • 31 Accesses

Zusammenfassung

Puschkins Verserzählung Angelo ist 1834 im Almanach Novoselje (Teil 2, S. 48–80) erschienen und erregte großes Aufsehen. Der damals schon einflußreiche Kritiker Wissarion Belinskij (1810-1848) schrieb, das Poem sei ein neues Zeugnis für den Verfall von Puschkins Talent, seine dichterische Begabung sei erloschen.1 Puschkin war tief gekränkt, er konnte die Gleichgültigkeit der Leser und Kritiker nicht verstehen. Zu seinem Freund P. Nascokin soll er gesagt haben: „Unsere Kritiker haben dieses Gedicht nicht bemerkt und glauben, es sei eines meiner schwächsten Werke; eigentlich habe ich nie etwas Besseres geschrieben.“2 Kritiker und Literarhistoriker haben Angelo auch später nicht bemerken wollen. Erst 1859 sagte A. Druzinin, es sei „ein sonderbares und rätselhaftes Werk“. Das Epitheton rätselhaft wurde öfters wiederholt. Auch der sowjetische Forscher Boris Mejlach gab 1964 seinem Vortrag über Angelo den Titel Ein geheimnisvolles Poem von Puschkin.3 Zehn Jahre später nennt Jurij Lotman seinen außerordentlichen Artikel Die Ideenstruktur von Puschkins Poem „Angelo4, aber den Eindruck des Rätselhaften hat er ebenfalls nicht überwinden können.

Herr Prof. Dr. Efim Etkind verstarb im November 1999. Ein Manuskript, erstellt aus Herrn Etkinds Aufzeichnungen zu seinem Vortrag, verdanken wir Frau Prof. Dr. Elke Liebs; für die Ergänzung und Bearbeitung des Manuskripts danken wir voll Herzlichkeit Herrn Prof. Dr. Rolf-Dietrich Keil.

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Notizen

  1. V. G. Belinskij: Polnoe sobranie sočinenij v 13 tomach. Bd. 1. Moskau 1953, S. 73.

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  11. Das erste seetüchtige Schiff Rußlands, erbaut von dem Holländer Brant.

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  12. Aus Anlaß des 10. Jahrestages der Niederschlagung des Strelitzen-Aufstands amnestierte Peter eine Anzahl von Verurteilten und feierte mit ihnen das beschriebene Fest. Das Gedicht wurde zehn Jahre nach der Niederschlagung des Dekabristen-Aufstands geschrieben.

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  17. Da der Alexandriner im Deutschen ein typisches Barockmetrum ist und zudem leicht „klappert“, hat Keil in der hier zitierten Übersetzung den shakespeareschen Blankvers gewählt und nur bisweilen, am Ende von Repliken, den Reim verwendet.

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  18. Übersetzung von R.-D. Keil. Bei Engelhard (Anm. 10), S. 953 lauten diese Zeilen: „Weil ich die Freiheit pries in mitleidlosen Tagen / Und für die Schuld um Gnade rief.“

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Jochen Golz Wolfgang Müller

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© 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Etkind, E. (2001). Gnade statt Gerechtigkeit. In: Golz, J., Müller, W. (eds) „Von Pol zu Pol Gesänge sich erneun…“. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02767-2_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02767-2_13

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1150-5

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