Zusammenfassung
Das Lehnwort »libertin« gelangte als lateinischer Rechtsterminus durch die Übersetzung der Bibel und lateinischer Historiker mit dem Beginn des 16.Jahrhunderts ins Französische. Seit den vierziger Jahren des Jahrhunderts ist es als Bezeichnung einer bestimmten Gruppe schwärmerischer Spiritualen in den spanischen Niederlanden, also etwa dem heutigen Belgien, und Nordfrankreich belegt und wird besonders von den französischsprachigen Reformatoren verwendet. Eine besondere Mitwirkung der Bibelstelle Apostelgeschichte VI, 9 läßt sich dabei nicht nachweisen. Der Name »libertins« charakterisiert sowohl den amoralischen Pantheismus der antinomistischen Sektierer wie auch ihre allgeorisierende, das Gesetz spiritualisierende Bibelauslegung, vereint also Heterodoxie und Amoralismus in sich. Diese beiden Elemente bleiben auch weiterhin für die Bedeutung des Wortes bestimmend, als nach dem Verschwinden der schwärmerischen Sektierer das offenbar anpassungsfähige Wort häufig zur Charakterisierung jeder Heterodoxie bei Viret und den späteren protestantischen Autoren verwendet wurde.
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Schneider, G. (2000). Zusammenfassung. In: Der Libertin. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02755-9_7
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