Zusammenfassung
An die Stelle des gemordeten Gottes tritt gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der klassisch-romantischen Epoche eine Gegenreligion der Liebe.1 Das Zeichen, in dem sie ihren Siegeszug unter den Gebildeten Deutschlands antritt, ist das Bild des schönen liebenden Paares. Ihre Hymne hat Mozart geschrieben, indem er die Worte seines Librettisten Schikaneder zu Musik setzte: „Mann und Weib und Weib und Mann / Reichen an die Gottheit an“. Die Literatur der 1790er, damals ästhetisches Leitmedium der Gesellschaft in einem Maße wie heute allenfalls noch das Erzählkino, berichtet in immer neuen Varianten von diesen zwei jungen, schönen Menschen beiderlei Geschlechts, die an ihrer wechselseitigen Liebe den Himmel auf Erden haben wollen, jetzt und immer und unbedingt, die sich selbst genug sein wollen gegen Gott und Vaterland, die sich als geschlossenes System abkoppeln vom Funktionszusammenhang des Ganzen, denn ein ewiger Augenblick erfüllter Liebe gilt ihnen mehr als die heiligsten Traditionen ganzer Generationen von Vorvätern.
Liebende, wäre nicht der andre, der die Sicht verstellt, sind nah daran und staunen … Wie aus Versehn ist ihnen aufgetan hinter dem andern … Aber über ihn ommt keiner fort, und wieder wird ihm Welt.
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Schmidt, B.M. (2001). Gegenreligion Liebe. In: Denker ohne Gott und Vater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02749-8_2
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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