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Zusammenfassung

Beginnt seit der Moderne die Schrift am Platz des Königs in metonymischen Metaphern zu sprechen, so möchte ich die damit sich vollziehende Neubestimmung von Literatur über die Figur der Hyperbel zu begreifen suchen. Bevor ich mich zu diesem Zweck aber dem konkreten Fall der Prosa Jahnns zuwenden kann, ist die ereignishafte Bedeutung, die ihr Durchbruch für die Moderne darstellt, zu verdeutlichen. Hyperbolische Konfigurationen ausschließlich in Jahnns Prosa nachzuweisen, worum es mir ursprünglich ging, hätte das Hyperbolische als einen bloßen Sonderfall innerhalb der Literatur erscheinen lassen, noch dazu im Rahmen eines Prosawerks, dessen singulärer Rang von der universitären Wissenschaft noch immer nicht zur Kenntnis genommen wird. Aus diesem Grund wurde es notwendig, zumindest die allgemeine diskursive Kontur der Hyperbel und ihr erstes mächtiges Auftauchen im Werk Hölderlins, also im Rahmen jenes Ereignisses, das nach Foucault als die Geburt der Literatur im eigentlichen Sinne zu gelten hat, nachzuzeichnen. Wie man weiß, zählt die Hyperbel zu den rhetorischen Stilfiguren, die von alters her kein besonderes Ansehen genießen. In der Rhetorik des Aristoteles wird sie als Ausdruck einer zumeist denunzierenden kumulativen Übertreibung den Metaphern zugerechnet,1 und auch bei Quintilian findet man sie nicht unter den Tropen der ersten Ordnung, die „um der Wortbedeutung willen in Anspruch genommen werden“, wie Metapher, Synecdoche, Metonymie, Antonomasie, Onomatopoiie, Katachrese und Metalepsis, sondern die Hyperbel wird den „restlichen Tropen“ zugerechnet, die nur Verwendung finden, „um die Rede zu schmücken und zu steigern“ (Quintilian 1975, 235), und auch dort wird sie erst an letzter Stelle hinter Epitheton, Allegorie, Ironie, Periphrase und Hyperbaton genannt. Aufgrund ihrer „besonders kühnen schmückenden Wirkung“ dient die Hyperbel, was ihre Steigerungs- (Litotes) wie ihre Verkleinerungsform (Meiosis) betrifft, zur „schicklichen Übersteigerung“ der Wahrheit (Quintilian 1975, 247).

Unter ihnen liegt die Hyperbel der Erde. Über ihnen schwimmt der Himmel der Metaphern.

Jossif Brodskij

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Hengst, J. (2000). Hyperbolische Metapher. In: Ansätze zu einer Archäologie der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02740-5_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02740-5_8

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45249-8

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