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Zusammenfassung

Foucault verfaßte seine erste größere Schrift, die 1954 erschienene Einleitung zur französischen Übertragung von Ludwig Binswangers Traum und Existenz,1 mit dem Anspruch einer Fundamentalanalyse (Foucault 19923, 7). Der Text, der nur bedingt als eine Einführung in das Werk Binswangers zu bezeichnen ist,2 setzt sich mit zentralen Fragen von Phänomenologie, Psychoanalyse, Anthropologie und nicht zuletzt Existenzphilosophie auseinander. Dabei demonstriert Foucaults Untersuchung eine umwertende, kritische und kontaminierende Lektüre der Schriften Freuds, Husserls, Heideggers und insbesondere Sartres, die schon früh typische Merkmale der archäologischen Vorgehensweise aufzeigt. Die Bedeutung dieses Textes ist nicht so sehr darin zu sehen, fertige Antworten und Erkenntnisse zu liefern, sondern ein heterogenes Netzwerk von Problemstellungen anzulegen, das den Anlaß zu einer Vielzahl möglicher Verzweigungen und Fortsetzungen bietet. Ein wesentlicher Bereich betrifft die Behandlung der Anthropologie, des späteren Hauptangriffsziels der Archäologie. Dabei scheint es sich bei diesem frühen Text auf den ersten Blick selbst um einen anthropologischen Ansatz zu handeln, dessen Prinzip und Methode nur durch die Vorzugsstellung seines Gegenstandes bestimmt ist, „des Menschen oder vielmehr des Menschseins.“ (Foucault 19923, 8) Zwei thematische Anknüpfungsmöglichkeiten werden entwickelt: zum einen lehrt die mit Binswanger sich abzeichnende Geschichte des Traumes eine anthropologische Erkenntnis, und zwar die Offenbarung der Welt in ihrer Transzendenz und die Modulierbarkeit der Welt in ihrer Substanz, zum anderen läßt sich die Möglichkeit einer Anthropologie der Kunst ableiten, die keine psychologische Reduktion mehr erlaubt und die Ausdrucksstruktur an den Bewegungslinien der menschlichen Freiheit hervortreten läßt (Foucault 19923, 43/71).

Sobald es Eines gibt, gibt es Mord, Verletzung, Traumatisierung.

Jacques Derrida

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Notizen

  1. Der Ausdruck „Zeitgenossen im Wechselspiel“, wie Foucault Sartre und Lacan in einem im Jahre 1981 geführten unveröffentlichten Gespräch mit Didier Eribon nannte (Roudinesco 1996, 493), geht an der unmißverständlichen Befremdung, mit der Lacan dem Werk Sartres gegenüberstand, vorbei.

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  2. Gespräch mit Didier Eribon, vom Corriere della Sera im Jahre 1981 veröffentlicht (jetzt in Dits et écrits).

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Hengst, J. (2000). Ordnung des Imaginären. In: Ansätze zu einer Archäologie der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02740-5_4

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