Zusammenfassung
Ein strahlender Ritter erscheint unverhofft, bringt Hilfe für eine in Not geratene Frau, bietet ihr nicht nur Glanz und Schutz, sondern auch seine Hand für den Bund des Lebens. Dabei stellt er nur eine Bedingung: »Nie sollst du mich befragen, / noch Wissens Sorge tragen, / woher ich kam der Fahrt, / noch wie mein Nam’ und Art!«1 Elsa, die zarte Frau an der Seite des unbekannten Ritters, wird durch ihre böse Nebenbuhlerin verführt, dennoch nachzufragen. Der Zweifel an der Herkunft des Unbekannten wächst, noch in der Hochzeitsnacht stellt Elsa die verbotene Frage. Lohengrin muß sich zu erkennen geben und Elsa verlassen. In Richard Wagners romantischer Oper Lohengrin (1850 uraufgeführt) steht ein Frageverbot im Mittelpunkt der gesamten Handlung2. Derjenige, der es ausspricht, kommt aus einer anderen Welt, aus dem Reich des heiligen Grals, um der Menschenfrau Hilfe und Rettung in höchster Not zu gewähren3. Das Tabu, das Elsa durch die Frage bricht, rührt an der Herkunft Lohengrins, an der Reinheit der Gral-Gemeinschaft. Nur als Unwissende könnte sie das Glück mit Lohengrin erleben.
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Notizen
Der Künstler-Welt-Konflikt wird von Zemlinsky häufig thematisiert, vgl. dazu Sommer 1996, bes. S. 60ff.
Hamburger Programm, zit. nach Floros 1985, S. 29; vgl. dort auch die Analyse der »Naturlaute«, S. 29f.
Hierin unterscheiden sich Mélisande und Bachmanns Undine, die von sich sagt: »Ich habe keine Kinder von euch.« (Bachmann 1993, II, S. 254).
Vgl. auch Christoph Wulf: »Präsenz des Schweigens«, in: Kamper und Wulf 1992, S. 7–16.
Aus: Mir zur Feier (1909), Rilke SW I, S. 194f.
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Unseld, M. (2001). Frageverbote — Sprechverbote. In: »Man töte dieses Weib!«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02737-5_8
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