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Lulu von Alban Berg

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Zusammenfassung

Eine strenge Symmetriebildung durchzieht Alban Bergs Oper Lulu von der Großstruktur bis in Einzeldetails. Diese Symmetrie ist deutlich erkennbar, obwohl der dritte Akt der Oper unvollendet blieb. Damit entspricht der dramaturgische Gesamtbau zwar Bergs ästhetischen Grundsätzen, verdeckt aber ein wesentliches Moment der (übrigens auch von Karl Kraus hervorgehobenen) Intention Wedekinds1. Es handelt sich dabei um den gesellschaftskritischen Aspekt der Lulu-Dramen, der die weibliche Hauptrolle an dem rigiden, gewaltsamen, schein- oder doppelmoralischen Gebaren der männlichen Gesellschaft scheitern läßt. Die Kürzungen und Vereinfachungen, die Berg an den beiden Dramen Wedekinds vornahm, zielten, so Ernst Krenek, »auf eine ausschließlichere Herausarbeitung der von der Natur selbst über das Urweib Lulu verhängten Tragik.«2 Und Peter Petersen hebt hervor, »wie leicht sich für den Musiker Alban Berg die Inhalte […] in formale Elemente verwandeln und in ausgewogenen Grundmustern aufgehoben werden konnten. Berg unterwirft den gesellschaftlich brisanten Stoff einer spezifischen Ästhetisierung mit der Folge, daß er für die Gesellschaft, gegen die er gerichtet ist, verträglich wird.«3 — Ereignen sich hier ähnliche Kompensationsstrategien im Sinne des bürgerlichen Publikums, wie sie auch in Richard Strauss’ Salome zu beobachten waren? Eine Antwort auf die Fragen nach Distanz und Identifikation, nach Projektion und Individualisierung, die Funktionen und nuancierten Ausprägungen dieses Wechselspiels ist im Fall von Bergs Oper Lulu schwieriger zu finden als bei Strauss, da sich der kompositorische Sachverhalt wesentlich komplexer darstellt.

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Notizen

  1. Nach Hans Heinrich Eggebrecht, vgl. Werner Keil: »Von Quarten, Tristan-Akkorden und ›Callots Manier‹. Bemerkungen zur Musik Mahlers und De-bussys um 1900«, in: Keil 1995, S. 75–97, hier bes. S. 77ff., vgl. auch S. 81f.

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  2. Vgl. hierzu Patricia Hall: »The Progress of a Method: Berg’s Tone Rows for Lulu«, in: The Musical Quarterly, LCCI (1985), S. 500–519, fast unverändert wiederabgedruckt in Hall 1996, S. 109–127.

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  3. Ulrich Schreiber: »Hetzjagden bis in den Tod. Spiegelungen von ›Don Giovanni‹ und ›Lulu‹«, in: Csampai und Holland 1985, S. 282–290, Zitat S. 290.

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Unseld, M. (2001). Lulu von Alban Berg. In: »Man töte dieses Weib!«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02737-5_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02737-5_13

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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