Zusammenfassung
Mancherlei Rücksichten bestimmen mich, mit diesem Blatt […] aus der Masse anonymer Institute herauszutreten. Demnach bleibt der Zweck desselben zwar, in der ersten Instanz, Unterhaltung aller Stände des Volks; in der zweiten aber ist er, nach allen erdenklichen Richtungen, Beförderung der Nationalsache überhaupt: und mit meinem verbindlichsten Dank an den unbekannten Herrn Mitarbeiter, der, in dem nächstfolgenden Aufsatz, zuerst ein gründliches Gespräch darüber eingieng, unterschreibe ich mich, der Herausgeber der Abendblätter Heinrich von Kleist (BA, Bl. 19)
Das Auffinden der Signatur »Heinrich von Kleist« in der 19. Ausgabe der ›Berliner Abendblätter‹ gibt zu der Hoffnung Anlaß, sich auch im Falle Kleists schließlich noch einer Person mit einem gewissen Wollen und Wünschen gegenüber zu sehen, einer Person, der Texte als Mittel dienen, um etwas Bestimmtes zu erreichen. Wo die Grenze zwischen dem Literarischen, dem Fiktionalen einerseits und dem Zeitzeugnis andererseits überschritten wird, da glaubt man sich auf etwas weniger wankendem Boden zu finden; da hofft man traditionell auf Anhaltspunkte, die bei der Lösung der Rätsel, die die Literatur als solche aufgibt, hilfreich sein könnten.
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Notizen
Vgl. DKV IV, 542–549, außerdem Klaus Müller-Salget, »Anything goes?« Reinhard Pabst und die Würzburger Reise. In: KJb 1998, S. 317–321.
Vgl. zu Geschichte und Begriff der Privatpolitik: Ursula Geitner, Die Kunst der Verstellung. Studien zum rhetorischen und anthropologischen Wissen im 17. und 18. Jahrhundert, Tübingen 1992.
Sehr lohnenswert dazu: Georg Stanitzek, Der Projektmacher. Projektionen auf eine »unmögliche« moderne Kategorie. In: Ästhetik und Kommunikation 17 (1987), H. 65/66, S. 135–146. Stanitzek beschreibt die immer auf der Grenze zum Lächerlichen balancierende Figur des Projektmachers als historischen Gegenentwurf zum Genie.
Daß es tatsächlich die Informationspolitik ist, die Kleist interessiert, dafür mag das schon 1809 entstandene ›Lehrbuch zum französischen Journalismus‹ als Nachweis dienen (SW II7, S. 361–367). Vgl. dazu auch: Martin Dönike, »…durch List und den ganzen Inbegriff jener Künste, die die Notwehr dem Schwachen in die Hände gibt.« Zur Gedankenfigur der Notwehr bei Kleist. In: KJb 1999, S. 53–66.
Dazu bekanntlich: Paul de Man, Ästhetische Formalisierung: Kleists ›Über das Marionettentheater‹ In: Ders., Allegorien des Lesens, Frankfurt a.M. 1988, S. 205–233.
Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe, Berlin und Stuttgart 1901, Vorwort S. I.
Heinrich Aretz, Heinrich von Kleist als Journalist. Untersuchungen zum ›Phöbus‹, zur ›Germania‹ und den ›Berliner Abendblättern‹, Stuttgart 1983, S. 316.
Bernhard Dotzler, »Federkrieg«. Kleist und die Autorschaft des Produzenten. In: KJb 1998, S. 37–61, hier S. 52.
Vgl. Roland Reuß, Geflügelte Worte. Zwei Notizen zur Redaktion und Konstellation von Artikeln der ›Berliner Abendblätter‹ In: Brandenburger Kleist-Blätter II, 1997, S. 3–9, hier vor allem S. 7 ff.
So läßt sich z.B. die ›Sonderbare Geschichte, die sich, zu meiner Zeit, in Italien zutrug‹ (BA, Nr. 2), mit der ›Marquise von 0…‹ in Verbindung bringen; der Text ›Ueber den Zustand der Schwarzen in Amerika‹ (BA, Nr. 10) steht in Beziehung zur ›Verlobung in St. Domingo‹. Zu den mit der Erzählung ›Der Zweikampf‹ korrespondierenden Texten und der entsprechenden Erzählweise Kleists vgl. Gerhard Neumann, Der Zweikampf. Kleists »einrückendes« Erzählen. In: Kleists Erzählungen, hg. von Walter Hinderer, Stuttgart 1998, S. 95–110.
Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, § 49. In: Ders., Werke in 7 Bänden, Neuausgabe (Studienausgabe), hg. von Wilhelm Weischedel, Darmstadt 1998, Bd. V, S. 419.
Michael Rohrwasser, Eine Bombenpost. Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben. In: Heinrich von Kleist, Text und Kritik, Sonderband 1993, hg. von Heinz Ludwig Arnold, München 1993, S. 151–163.
Vgl. Günter Blamberger, Das Geheimnis des Schöpferischen oder: Ingenium est ineffa-bile?, Studien zur Literaturgeschichte der Kreativität zwischen Goethezeit und Moderne, Stuttgart 1991, S. 12 ff.
Vgl. Günter Blamberger, Agonalität und Theatralität. Kleists Gedankenfigur des Duells im Kontext der europäischen Moralistik. In: KJb 1999, S. 25–40. Blamberger hat wohl als erster in Kleists Texten die höfische Tradition der Klugheitslehre vorgefunden. Er spricht jedoch lediglich von einem Changieren zwischen bürgerlicher »Herzenssprache« und höfischen Verhal-
Lothar Bornscheuer, Zum ideologischen Problem des rhetorischen und ästhetischen Scheins—eine Skizze. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 11 (1977), H. 1, S. 8–26.
Vgl. dazu Gerhart Schröder, Kunst und List. Zur Archäologie der Übermoderne. In: Militia contra Malicia, hg. von Dirk Baecker, Berlin 1999, S. 15–31.
Vgl. dazu Sibylle Peters, Wie Geschichte geschehen lassen? Theatralität und Anekdotizi-tät in den ›Berliner Abendblättern‹. In: KJb 1999, S. 67–86, vor allem S. 72 f.
Vgl. Helmut Sembdner, Die Berliner Abendblätter Heinrich von Kleists, ihre Quellen und ihre Redaktion, Berlin 1939, S. 374 f.
Dirk Grathoff, Die Zensurkonflikte der ›Berliner Abendblätter‹ In: Klaus Peter u.a., Ideologiekritische Studien zur Literatur, Frankfurt a.M. 1972, S. 35–168, hier S. 89.
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Peters, S. (2000). Von der Klugheitslehre des Medialen. (Eine Paradoxe.). In: Blamberger, G. (eds) Kleist-Jahrbuch 2000. Kleist-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02719-1_8
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