Zusammenfassung
Bis heute sind Alte und Neue Welt verflochten durch politische Strukturen sowie durch einen Diskurs, der monologisch und auf Europa zentriert blieb. Am Beispiel Haitis und seiner Repräsentation in fünf Textkorpora von Heinrich von Kleist bis Hubert Fichte geht der Europäer Herbert Uerlings der Repräsentation des Anderen nach. Haiti deswegen, weil es eine Vorreiterrolle im Prozeß der Kolonisation und Dekolonisation einnahm: Seine Bewohner wurden ausgerottet, aber 1804 entstand dort die erste schwarze Republik der Weltgeschichte, die gegen die Kolonialmacht Frankreich behauptet werden mußte, die ihrerseits gerade die Revolution durchgesetzt hatte. Auch später, zumal während der Duvalier-Diktatur zwischen 1957 und 1986 und bis heute, blieb Haiti ein tropisches Armenhaus. Schon die Wahl dieses Gegenstandes führt auf Probleme, zu denen Uerlings hier wie auch an anderer Stelle dezidiert Stellung nimmt: Was ist mit dem Fremden gemeint und wie kann man darüber sprechen, ohne daß die eigene Rede Selbstrepräsentation bleibt? Wenn sich in einem Gegenstand Imaginäres und Reales innig vermengen, genügt es dann, sich auf den immanenten Diskurs zu beschränken und das »Referenzobjekt« (S. 6) aus dem Blick zu lassen? Der theoretische Ort der Arbeit ist also bei der Diskursanalyse zu suchen wie auch bei der Dekonstruktion. Zusammengehalten wird Uerlings’ Buch durch die Interpretation literarischer Zeugnisse interkultureller Begegnungen und die Fragestellung, »wie sich in ihnen jeweils die Wahrnehmung, Projektion und Darstellungsmuster inter—und innerkultureller Fremdheit und Differenz ineinander verschränken« (S. 8).
Über: Herbert Uerlings: Poetiken der Interkulturalität. Haiti bei Kleist, Seghers, Müller, Buch und Fichte. Tübingen: Niemeyer, 1997 (Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 92). 363 S.
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Notizen
Über: Herbert Uerlings: Poetiken der Interkulturalität. Haiti bei Kleist, Seghers, Müller, Buch und Fichte. Tübingen: Niemeyer, 1997 (Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte; 92). 363 S.
Elisabeth Bronfen, Nur über ihre Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik, München 1996.
Frantz Fanon, Schwarze Haut, weiße Masken, Frankfurt a.M. 1985.
Harald Fricke, Wie verständlich muß unsere Fachsprache sein? Die Humanwissenschaften zwischen Nachprüfbarkeit und Öffentlichkeitsanspruch. In: Ders., Literatur und Literaturwis-senschaft. Beiträge zu Grundfragen einer verunsicherten Disziplin, Paderborn u.a. 1991, S. 27–44
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Rösch, G. (2000). Der Körper, die Revolution und der Zerschriebene Diskurs des Weissen Mannes. In: Blamberger, G. (eds) Kleist-Jahrbuch 2000. Kleist-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02719-1_17
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