Zusammenfassung
Der Aufstieg des sog. Volksmärchens — im deutschsprachigen Kulturraum zunehmend gleichgesetzt mit den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm — vollzieht sich im 19. Jahrhundert. Dabei lassen sich in zwei Phasen unterscheiden: Zunächst ging es darum, das Volksmärchen als unverfänglichen, volkstümlichen Lesestoff für jung und alt, als elementarste gemeinsame Lektüre im Schoß der bürgerlichen Familie zu etablieren.1 Das machte eine Befreiung des Märchens vom aufklärerisch-rationalistischen Verdikt schädlicher, die Ausbildung nützlichkeits- wie realitätsorientierter Haltung verhindernder Ammenerzählung notwendig, wie es noch in Wielands vergleichsweise mildem Urteil aus der — anonymen — Vorrede zu der von ihm herausgegebenen Märchensammlung Dschinnistan (1786) anklingt: „Ammenmärchen, im Ammenton erzählt, mögen sich durch mündliche Überlieferung fortpflanzen; aber gedruckt müssen sie nicht werden.“ (zit. nach Wührl 1984, 54)
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Steinlein, R. (2000). Das Volksmärchen als Medium nationaler Geistesbildung in der literaturpädagogischen Diskussion des 19. Jahrhunderts. In: Ewers, HH., Nassen, U., Richter, K., Steinlein, R. (eds) Kinder- und Jugendliteraturforschung 1999/2000. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02718-4_2
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