Zusammenfassung
Eine zentrale Rolle in der italienischen ›Opern-Industrie‹ des 19. Jahrhunderts kam den Musikverlagen zu. Im Lauf der Zeit übernahmen sie einen Großteil der Aufgaben, die zuvor der impresario ausgefüllt hatte. War in der ersten Jahrhunderthälfte die Initiative in der Regel von Theaterpraktikern wie Domenico Barbaja ausgegangen, die, ihrem Gespür vertrauend, junge Künstler gefördert und bei diesen neue Kompositionen in Auftrag gegeben hatten, so wurden jetzt die Verlage die maßgeblichen Ansprechpartner der Komponisten. Opern entstanden nun nicht mehr im Auftrag eines bestimmten Theaters, sondern wurden von vornherein für den gesamtitalienischen, wenn nicht sogar internationalen Markt geschrieben, wodurch die ohnehin nur noch in Resten vorhandenen lokalen Traditionen weiter an Bedeutung verloren. Selbst der Ort der Uraufführung verlor allmählich an Bedeutung — Pietro Mascagnis Le maschere wurde beispielsweise 1901 an sechs Theatern gleichzeitig uraufgeführt. Die Besetzung wurde den Erfordernissen der Werke angepaßt, und nicht mehr die Opern den zufällig zur Verfügung stehenden Sängern. An der Wende zum 20. Jahrhundert übernahmen Verlagshäuser gelegentlich sogar die Direktion einzelner Theater und übten so die totale Kontrolle über die zu verpflichtenden Künstler und vor allem über die aufzuführenden Opern aus. Der Verlag Sonzogno etwa betrieb zeitweise das Teatro Lirico in Mailand und verfügte so über eine hervorragende Möglichkeit, das eigene Programm zu lancieren.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Bibliographie
Conati, Marcello, I periodici teatrali e musicali italiani a metà ottocento, in: Periodica musica 7 (1989), S. 13–28.
Gerhard, Anselm, Die Verstädterung der Oper: Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts, Stuttgart/Weimar: Metzler 1992.
Ghislanzoni, Antonio, In chiave di baritono: Storia di Milano dal 1836 al 1848, Milano: Brigola 1882.
Hanslick, Eduard, Die moderne Oper, Berlin: Hofmann 1875.
Jensen, Luke, Giuseppe Verdi and Giovanni Ricordi With Notes on Francesco Lucca: From ›Oberto‹ to ›La traviata‹ (Garland Reference Library of the Humanities, 896), New York/London: Garland 1989.
Rolandi, Ulderico, Il libretto per musica attraverso i tempi, Roma: Ateneo 1951.
Rosmini, Enrico, La legislazione e la giurisprudenza dei teatri: Trattato dei diritti e delle obbligazioni degli impresari, artisti, autori, delle direzioni, del pubblico, degli agenti teatrali, ecc: contenente le leggi, i regolamenti e decreti […], 2 Bde., Milano: Manini, 1872–1873.
Sartori, Claudio, Casa Ricordi: 1808–1958, Milano: Ricordi 1958.
Sprang, Christian, Grand Opéra vor Gericht (De Schriftenreihe des Archivs für Urheber-, Film-, Funk- und Theaterrecht, 105), Baden-Baden: Nomos 1993.
Werfel, Franz, Verdi: Roman der Oper, Berlin/Weimar: Aufbau 1986.
Werr, Sebastian, Die Opern von Errico Petrella: Rezeptionsgeschichte, Interpretationen und Dokumente (Primo Ottocento, 2), Wien: Praesens 1999.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Werr, S. (2001). Medien der Popularisierung. In: Gerhard, A., Schweikert, U., Fischer, C. (eds) Verdi Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02717-7_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02717-7_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01768-0
Online ISBN: 978-3-476-02717-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)