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Goethes Theologie der Natur

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Zusammenfassung

In gut zwei Jahrhunderten hat das theologische Gespräch mit Goethe einen weiten Entwicklungsbogen beschrieben: weder die polemische konfessionelle Kritik am weltanschaulichen Konkurrenten Goethe noch die affirmative protestantische Kultursynthese prägen die Rezeption der neueren Zeit entscheidend. Vielmehr zeichnet sich die Tendenz ab, Goethes Leben mit seinem poetischen und naturwissenschaftlichen Werk als eigenständigen Beitrag zum theologischen Gespräch zu werten. Goethe kann weder für die protestantische noch für die katholische Theologie beansprucht werden, so deutlich manche Berührung auch sein mag. Ich möchte die These vertreten: er ist ein Theologe sui generis nicht nur, wenn er poetisch und begrifflich von der „Gott-Natur“ spricht, sondern als religiöser Mensch schlechthin. Es ist nicht die Sache der Theologen, ihn auf etwaige Rechtgläubigkeit zu befragen, sondern vielmehr ihre Aufgabe, in das Gespräch mit ihm einzutreten. Sie lernen in ihm einen Gesprächspartner jenseits konfessorischer oder konfessioneller Eindeutigkeit kennen; das macht ihn schwierig und anziehend zugleich.

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Notizen

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  11. Dies trifft den „ganz wesentlichen Punkt, daß nämlich nach Goethes Überzeugung dem Menschen in der Natur die göttliche Ordnung sichtbar gegenübertritt. Nicht das Naturerlebnis des einzelnen Menschen, so sehr es ihn als jungen Menschen erfüllt hatte, war dem älteren Goethe wichtig, sondern die göttliche Ordnung, die in diesem Erlebnis erkennbar wird. Es ist für Goethe nicht nur dichterische Metapher, wenn etwa in dem Gedicht ‚Vermächtnis altpersischen Glaubens‘ der Gläubige durch den Anblick der über dem Gebirge aufgehenden Sonne dazu bewegt wird, ‚Gott auf seinem Throne zu erkennen, ihn den Herrn des Lebensquells zu nennen, jenes hohen Anblicks wert zu handeln und in seinem Lichte fortzuwandeln‘“ (Werner Heisenberg: Das Naturbild Goethes und die technisch-naturwissenschaftliche Welt. In: Goethe 29 [1967], S. 27–42; hier S. 35).

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  15. Vgl. Alfred Schmidt: Artikel Natur. In: Goethe-Handbuch, Bd. 4. 2., hrsg. von Hans-Dietrich Dahnke und Regine Otto. Stuttgart und Weimar 1998, S. 755–776.

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Hofmann, P. (2000). Goethes Theologie der Natur. In: Keller, W. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02710-8_29

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02710-8_29

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1120-8

  • Online ISBN: 978-3-476-02710-8

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