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Wilhelm Meisters „Theatralische Sendung“ und dessen „Lehrjahre“ im 20. Jahrhundert bei Botho Strauß und Thomas Bernhard

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Zusammenfassung

Unter allen Romanen Goethes haben — neben dem Werther und den Wahlverwandtschaften — Wilhelm Meisters Lehrjahre die größte Resonanz und folgenreichste Rezeption erfahren.1 Die außerordentliche Wirkung dieses Goetheschen Romans beruht sowohl auf seiner Stellung innerhalb des gesamten Oeuvres Goethes als auch auf seiner „unendlichen Auslegbarkeit“ im Horizont unterschiedlicher Erwartungen und Anschlußmöglichkeiten. Dem Faust vergleichbar hat Friedrich Schlegel bereits 1808 anläßlich der Rezension von Goethes Werken die Sonderrolle der Lehrjahre hervorgehoben:

Der Meister hat auf das Ganze der deutschen Literatur sichtbar wie wenige andere Erscheinungen gewirkt, und recht eigentlich Epoche gemacht, indem er dieselbe mit der Bildung und dem Geist der guten und schlechten Gesellschaft in Berührung setzte, und die Sprache nach einer ganz neuen Seite hin mehr bereicherte, als es vielleicht in irgendeiner Gattung durch ein einzelnes Werk auf einmal geschehen ist.2

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Notizen

  1. Zur Rezeptionsgeschichte vgl.: Goethes „Wilhelm Meister“. Zur Rezeptionsgeschichte der Lehr- und Wanderjahre. Hrsg. von Klaus F. Gille. Königstein/Ts. 1979.

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  2. Außerdem die Dokumente zur Wirkungsgeschichte in: Johann Wolf gang Goethe: „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp und Herbert Jaumann. Unter Mitwirkung von Almuth Voßkamp. Frankfurt a.M. 1992, S. 1273–1362.

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  3. Vgl. auch: Wilhelm Voßkamp: „Man muß den Roman mehr als einmal lesen.“ Zur Wirkungsgeschichte von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre[n]“. In: Offenes Gefüge. Literatursystem und Lebenswirklichkeit. Fs. für Fritz Nies. Hrsg. von Henning Krauß. Tübingen 1994, S. 199–210.

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  9. Wilhelm Voßkamp: Klassik als Epoche — Zur Typologie und Funktion der Weimarer Klassik. In: Epochenschwelle und Epochenbewußtsein. Hrsg. von Reinhart Herzog und Reinhart Koselleck. München 1987, S. 493–514.

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  10. Zum Begriff der Krise vgl. Reinhart Koselleck: „Krise“. In: Geschichtliche Grundbegriffe: Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Stuttgart 1982, S. 617–650. Ders.: Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt. Freiburg/München 1959 (Neudruck Frankfurt 1973).

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  39. Hans-Ulrich Kreichel: Auslöschungsverfahren. Exemplarische Untersuchung zur Literatur und Poetik der Moderne. München 1995, S. 52.

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  40. Vgl. Manfred Engel: Der Roman der Goethezeit Bd. 1. Stuttgart/Weimar 1993, S. 388 f.

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Vosskamp, W. (2000). Wilhelm Meisters „Theatralische Sendung“ und dessen „Lehrjahre“ im 20. Jahrhundert bei Botho Strauß und Thomas Bernhard. In: Keller, W. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02710-8_15

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