Zusammenfassung
Michel Foucault hat die „Kritik“ als glühenden Willen zum Widerwillen gegenüber der Autorität verstanden, als Aufbegehren, das nicht nur das Verhältnis von Macht und Wahrheit in Frage stellt, sondern eine Frage eröffnet und offenhält, die heißt: „Wie nicht regiert werden?“4. Diesen entschiedenen Willen wider die Macht situiert Foucault im Kontext einer Vielfalt von Regierungstechniken, die — angefangen mit dem christlichen Dogma der Gewissensführung — davon ausgehen
„… daß jedes Individuum unabhängig von seinem Alter, von seiner Stellung sein ganzes Leben hindurch und bis ins Detail seiner Aktionen hinein regiert werden müsse und sich regieren lassen müsse: daß es sich zu seinem Heil lenken lassen müsse und zwar von jemandem, mit dem es in einem umfassenden und zugleich peniblen Gehorsamsverhältnis verbunden sei.“1 — „Sodann hat sich diese Regierungskunst in den verschiedensten Bereichen vervielfältigt: wie regiert man die Kinder, wie regiert man die Armen und die Bettler, wie regiert man eine Familie, ein Haus, wie regiert man die Heere, wie regiert man die verschiedenen Gruppen, die Städte, die Staaten, wie regiert man seinen eigenen Körper, wie regiert man seinen eigenen Geist?“2
Die „Explosion der Menschenregierungskunst“3, die Michel Foucault in der Neuzeit ausmacht, bringt ihr kritisches Potential, so Foucaults These, selbst hervor. Wenn sich in der Epoche des Wissens die sozialen Praktiken zur Regierbar-machung der Gesellschaft auf Wahrheit berufen und das Wissen selbst die Form der Macht angenommen hat, wird es die Funktion der Kritik sein, die Regel zu verweigern, nach der sich das eine mit dem anderen, das Wissen mit der Macht verschränkt.
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Kafka, F., Jarry, A., Foucault, M. (2000). „Pfuisik“ der Kritik. In: Die Logik des Parasitären. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02696-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02696-5_4
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