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Zusammenfassung

In Echo’s Bones, der Sammlung früher Gedichte, die Beckett zwischen 1931 und 1935 geschrieben hat, zeigt sich, daß der so asketisch wirkende Schriftsteller in seinen jüngeren Jahren den fleischlichen Dingen keineswegs abhold war. Hier ist von Bordellen und Huren die Rede, in deren Gegenwart sein Protagonist zwischen Verlangen und Abscheu hin- und hergerissen ist. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich allerdings die wenige Jahre später geschriebenen Poèmes 38–39 schon im wesentlichen auf die seelischen und rhetorischen Verstrickungen von Liebespaaren, und in den späten Mirlitonnades (1977–78) ist schließlich weder von Liebe noch von sexuellen Gelüsten die Rede.

Aber das darf ich offen sagen, daß ich jenes niedrige Laster, wenn mich auch Jugendglut und Fleischesschwäche dazu verführten, tief im Innern stets verabscheut habe.

Francesco Petrarca

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Literatur

  1. S. Beckett: Gedichte (engl./frz./dt). Wiesbaden 1969, S. 28ff. Alle nachfolgenden Zitate aus Echo’s Bones und Poèmes 38–39 beziehen sich auf diese Ausgabe.

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  2. Siehe dazu C. Fischer: Gärten der Lust. Eine Geschichte erregender Lektüren. Stuttgart 1997, Kap. „Kuppler war das Buch“, S. 95–148. Daß Beckett auch erotische Literatur las, ist bei J. Knowlson vermerkt (Damned to Fame. The Life of Samuel Beckett. London 1996, S. 131).

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  3. Vgl. A. Lecercle: „Echo’s Bones — La redoutable symétrie de l’œuf pourri ou Une poétique de la suture“; in: Jean-Michel Rabaté (Hg.): Beckett avant Beckett. Essais sur les premières œuvres. Paris 1984, S. 31, Fn. 2.

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  4. L.E. Harvey: Samuel Beckett. Poet and Critic. Princeton, N.J. 1970, S. 106, Knowlson 1996, S. 139f. Das Gedicht setzt sich aus einer Vielzahl realer Erlebnissen Becketts zusammen: einem Besuch im Freudenhaus einer gewissen Becky Cooper in Dublin (ebd.), Treffen mit den Freunden MacGreevy und Aldington in der „American Bar“ in der Rue Mouffetard (A. Cronin: Samuel Beckett. The Last Modernist. New York 1997, S. 110) und Becketts Vorliebe fürs Billardspielen mit seinem Freund Reavey in den Cafés des Boulevard Montparnasse (ebd., S. 113).

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  5. C. Stange: Beatrice in Dantes Jugenddichtung. Göttingen u.a. 1959, S. 167f.; vgl. auch Harvey 1970, S. 306, über Becketts Gedicht From the Only Poet to a Shining Whore.

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  7. Interview mit Knowlson 1996, S. 59, 717, Fn. 70; vgl. auch Bair 1994, S. 88f.

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  8. Knowlson 1996, S. 83ff.; zu Beckett und Peggy Sinclair siehe auch Bair 1994, S. 129.

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  9. Siehe hierzu E. Tophoven: „Samuel Becketts Wanderjahre in Deutschland (1928–1937)“; in: P. Brockmeier u. C. Veit (Hg.): Komik und Solipsismus im Werk Samuel Becketts. Stuttgart 1997, S. 153ff.

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  11. Während die Bordelle in Dublin seit 1925 verboten waren und geschlossen wurden, waren sie in Paris legal und ein nicht ungewöhnlicher Treffpunkt unter Freunden. Zu Becketts Erfahrungen damit siehe Knowlson 1996, S. 139, Bair 1994, S. 114f.

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  12. Knowlson 1996, S. 131.

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  13. Zum allgemeinen „Unbehagen in der Kultur“ in Becketts Werken siehe P. Brockmeier: ‘Seul dans mon lit glacé’ — Samuel Becketts Erzählungen vom Unbehagen in der Kultur. Öffentliche Vorlesungen 65. Humboldt-Universität zu Berlin 1995.

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  14. Harvey 1970, S. 68–124.

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  15. Fischer 1997, S. 116, Harvey 1970, S. 82f.

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  16. Harvey 1970, S. 78–98.

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  17. P. Kuon: „Die Einsicht ins Unabänderliche — Das Antepurgatorium als letzter Kreis der Hölle in Le dépeupleur von Samuel Beckett“; in: Ders.: lo mio maestro e ’l mio autore. Die produktive Rezeption der ‘Divina Commedia’ in der Erzählliteratur der Moderne. Frankfurt a.M. 1993, S. 207–235.

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  19. Beckett 1969, S. 24ff.

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  20. Harvey 1970, S. 146; „my bloated lantern behind a Wild Woodbine“, wobei „Wild Woodbine“ nicht nur eine Zigarettenmarke, sondern auch ein Geißblattbusch ist, welcher wiederum ein altes Liebesmotiv ist, z.B. bei Marie de France: Chèvrefeuille; in: Dies.: Les Lais [ca. 1180]. Übers, v. P. Jonin. Paris 1982, S. 133–136.

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  21. Vgl. Harvey 1970, S. 148.

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  22. Knowlson 1996, S. 167.

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  23. Unter diesem Titel hatte Beckett das Gedicht einem Brief an seinen Freund Thomas MacGreevy beigelegt. (Brief v. 13.5.1933, Trinity College Dublin, MS 10402/50).

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  24. Knowlson 1996, S. 169, Bair 1994, S. 129.

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  25. Vgl. beispielsweise das „Strafbedürfnis“, das Freud beim moralischen Masochismus konstatiert. (S. Freud: „Das ökonomische Problem des Masochismus“; in: Ders.: Psychologie des Unbewußten. Studienausgabe Bd. 3. Frankfurt a.M. 1982, S. 349–354)

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  26. Zur Geschichte der Flagellation in der Literatur vgl. C. Fischer: „Erfand Sade den Sadimus?“; in: Freibeuter. Nr. 76. April 1998, S. 75–83.

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  27. Beckett 1992, S. 102. — L.H. Burghardt zeigt am Beispiel von Beatrice und Rahab in dem Gedicht From the Only Poet to a Shining Whore, daß Becketts Frauenbild auf dem traditionellen christlichen Dualismus beruht („The Bawds of Euphony: Images of Women in Beckett’s Early Poems“; in: E. Morot-Sir u.a. [Hg]: Samuel Beckett. The Art of Rhetoric. Chapel Hill, N.C. 1976, S. 151–156).

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  28. Beckett 1992, S. 3.

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  29. S. Beckett: Murphy [1938]. London 1973. Wegen Murphys Trennung des Körpers vom Geist ist der Roman auch auf Cartesianismus hin untersucht worden; Becketts Cartesianismus beruhte besonders auf den Theorien des Descartes-Schülers Arnold Geulincx. Siehe dazu P. Brockmeier: Beckett. Eine Einführung. Stuttgart (voraussichtlich 2000), Kap. 2.5: „Das Reflexionsmodell nach Geulincx“.

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  30. Beckett 1969, S. 20.

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  31. Knowlson 1996, S. 61.

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  32. Harvey 1970, S. 103, spricht — in Anlehnung an Dantes Beatrice — von Alba als „the girl“.

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  33. Auch hier offenbart sich trotz aller Wirklichkeitstreue Becketts poetische Verarbeitung des biographischen Materials: Ethna MacCarthy war keine Prostituierte; es handelt sich dabei also um sein subjektives Empfinden von ihr in dem Sinne, wie es oben beschrieben ist.

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  34. Eine Gleichsetzung von Beatrice und Alba, wie sie häufig in der Forschungsliteratur vorgenommen wird (z.B. Harvey 1970, S. 103; Burghardt 1976, S. 154), kann also nur mit Einschränkung geschehen, etwa auf der Basis, daß beide der Kategorie der „Heiligen“ angehören.

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  35. Siehe dazu z.B. A. Taeger: Die Kunst, Medusa zu töten. Zum Bild der Frau in der Literatur der Jahrhundertwende. Bielefeld 1987, S. 7ff.

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  36. C. Hughues: Petrarch, Dante and the Trobadors. The Religion of Love and Poetry, Kidderminster 1993, S. 35f. Dies gilt nicht zuletzt für Dante selbst (vgl. Stange 1959, S. 157).

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  37. Beckett 1973, S. 65: „It was the same kick, but corrected as to direction.“

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  38. Hughues 1993, S. 23.

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  40. P. Guggenheim: Ich habe alles gelebt. Bekenntnisse einer Sammlerin aus Leidenschaft [1946]. Übers, v. D. Mulch. Bern u. München 31980, S. 131–164.

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  41. Knowlson 1996, S. 287.

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  43. P. Guggenheim, zitiert nach Knowlson 1996, S. 284.

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  44. Vgl. Burghardt 1996, S. 152.

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  45. Beckett 1969, S. 58.

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  46. „faisant la fleur“ beschreibt im Französischen ein Fingerspiel. (Harvey 1970, S. 194)

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  47. Das entspricht dem Selbstverständnis der späteren Beckettschen Erzähler als hohle Kugel (Murphy in Murphy) oder als Kasten (Molloy in Molloy [1951]. Paris 1989).

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  48. D. Frey: Bissige Tränen. Eine Untersuchung über Elegie und Epigramm von den Anfängen bis zu Bertolt Brecht und Peter Hüchel. Würzburg 1995, S. 11–41.

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  49. Siehe z.B. S. Freud: „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“; in: Ders.: Sexualleben. Studienausgabe Bd. 5, S. 85 u. 140f.

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  50. Beckett 1969, S. 56.

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  51. Das Tragische an dem Gedicht ist, daß das letzte Wort „Liebe“ ist und nicht nur „Sex“. Dadurch wird die Reinheit des Ich ambivalent, denn der Schutz vor der körperlichen Liebe wird gleichzeitig zum Hindernis für die emotionale Zuneigung.

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  52. Beckett 1969, S. 54.

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  53. S. Beckett, Malone meurt, Paris 1951, S. 144f.

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  54. Ebd., S. 148.

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Veit, C. (2000). Beckett, Beatrice und die fleischliche Lust. In: Fischer, C., Veit, C. (eds) Abkehr von Schönheit und Ideal in der Liebeslyrik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02695-8_27

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