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Tragische Aspekte im Märchen Aschenbrödel von Robert Walser

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Das Tragische

Zusammenfassung

Robert Walsers Märchen-Dramolette Aschenbrödel (1901), Schneewittchen (1901) und Dornröschen (1920) erschienen 1986 zum ersten Mal gemeinsam mit dem Titel “Komödie. Märchenspiele und szenische Dichtungen”2. Ihr Herausgeber Jochen Greven betont, daß es sich bei diesen lyrischen Einaktern eher um Lesedramen handelt, da sie sich nur geringfügig durch die äußerlich szenische Form von Walsers Prosastücken unterscheiden.3 Weiterhin sei die Gattungsbezeichnung Komödie nur als ein vorläufiger Oberbegriff zu verstehen, der auf das 1919 editierte Buch Komödie4 zurückverweist. Damals bemühte sich Walser in einem Zeitraum von fast zwanzig Jahren um die Veröffentlichung der frühen Dramolette, welche er in einem Brief an den Verleger Rascher aus Zürich folgendermaßen charakterisiert: Das Buch habe “Kraft und Rasse”, schrieb er am 14. Juni 1918; es seien “kühne, freie jugendliche tänzerische Prosa- und Versspiele, Bühnenvorgänge… <Komödie> liest sich gut und steht in mehr als einer Hinsicht zu all dem sonstigen Geschehen in einem originellen, durchaus unbeabsichtigten Zusammenhang.”5

Die Bücher waren alle schon geschrieben, die Taten alle scheinbar schon getan.

Alles, was seine schönen Augen sahn, stammte aus früherer Bemühung her.1

El presente trabajo se encuadra dentro de la línea de investigaciön “Adaptatión del teatro clásico al teatro moderno occidental” GV98-09-116, subvencionada por el Programa de Projectes d’Investigació i Desenvolupament Tecnològic de la Generalitat Valenciana.

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Notizen

  1. Aus dem Gedicht “Beschaulichkeit”, Jochen Greven (Hg.), Robert Walser, Sämtliche Werke in Einzelausgaben, Bd. 13, Gedichte. Frankfurt/M. Suhrkamp 1986, S. 228.

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  2. Jochen Greven (Hg.), Robert Walser. Sämtliche Werke in Einzelausgaben, Bd. 14, Komödie. Märchenspiele und szenische Dichtungen. Frankfurt/M. Suhrkamp 1986.

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  3. Vgl. ebd., Nachwort, S. 244. Greven geht hier wohl von das Theater besprechenden Motiven aus, die Walsers Prosastücke, Romane, Theaterstücke und auch Gedichte wie einen roten Faden durchziehen. Zusätzlich lassen sich Figurenhandlungen und Dialoge in Walsers Prosa und Lyrik nach dem dramatischen Modell interpretieren: Wie bei einem Bühnenauftritt erscheinen die Figuren in den verschiedensten Situationen, treten sprechend hervor, um daraufhin wieder zu verschwinden. Die Dramolette entsprechen der dramatischen Form: die technisch einfach zu realisierenden Bühnenanweisungen und die knappen, präzisen Dialoge sind durchgehend für eine Inszenierung geeignet, und es dürfte aus diesem Grund nicht zutreffen, sie als Lesedramen zu bezeichnen. Die erste Aufführung eines Stücks von Walser war wahrscheinlich 1967 die Uraufführung von Aschenbrödel im Kunsthaussaal Zürich. Daß die Uraufführung erst so spät erfolgte, dürfte nicht an der Walserschen Dramentechnik gelegen haben, sondern am geringen Bekanntheitsgrad seiner Stücke.

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  4. Robert Walser, Komödie, Berlin Bruno Cassirer 1919.

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  5. Zitiert in Greven, Robert Walser, Bd. 14, a. a. O., Nachwort, S. 248.

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  6. Vgl. Irma Kellenberger, Der Jugendstil und Robert Walser. Studien zur Wechselbeziehung von Kunstgewerbe und Literatur. Bern Francke Verlag 1981, S. 79f.

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  7. Urs Widmer, Die sechste Puppe im Bauch der fünften Puppe im Bauch der vierten und andere Überlegungen zur Literatur. Zürich Diogenes 1995, S. 108.

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  8. Ebd., S. 110, wo Widmer bemerkt: “Seinen eigenen Tod hat er gleich mehrmals vorausgedichtet, z. B. in der Prosaskizze Eine Weihnachtsgeschichte.” In Zwei sonderbare Geschichten vom Sterben fragt der Erzähler nach dem Sinn des Todes: “Warum starb sie? Hat das denn etwas genützt?”

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  9. Vgl. ebd., S. 114: “Walser ist oft ironisch, aber seine Ironie ist todtraurig. Sie ist nicht die arrogante Ironie derer, die sich im Besitz der Wahrheit glauben.” Ähnlich auch in Martin Walser, Selbstbewußtsein und Ironie. Franlkfurt/M. Suhrkamp 1981, S. 195: “Das Selbstbewußtsein der Autoren ironischen Stils wird offenbar beherrscht von dem, worunter sie leiden müssen. Ihre Ironie stammt also ganz aus dem überwältigenden Erlebnis des Mangels, dem sie zuzustimmen versucht.”

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  10. Jochen Greven (Hg.), Robert Walser. Sämtliche Werke in Einzelausgaben, Bd. 18, Zarte Zeilen. Frankfurt/M. Suhrkamp 1986, S. 7.

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  11. Vgl. Jochen Greven, “Die Geburt des Prosastücks.” Paolo Chiarini u. Hans Dieter Zimmermann (Hg.), ›lmmer dicht vor dem Sturze…‹ Zum Werk Robert Walsers. Frankfurt/M., Athenäum 1987, Ss. 83–94, hier S. 87.

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  12. Ebd., S. 89.

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  13. Vgl. Dieter Borchmeyer, “Robert Walsers Metatheater. Über die Dramolette und szenischen Prosastücke.” Paolo Chiarini u. Hans Dieter Zimmermann (Hg.) ›Immer dicht vor dem Sturze…‹ Zum Werk Robert Walsers. Frankfurt/M., Athenäum 1987, Ss 129–143. Annette Fuchs, Dramaturgie des Narrentums. Das Komische in der Prosa Robert Walsers. München Wilhelm Fink Verlag 1993.

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  14. Martin Walser, Selbstbewußtsein und Ironie, a. a. O., Ss. 116–152. Lukas Rüsch, Ironie und Herrschaft. Königstein/Ts. Athenäum 1983. Ferruccio Masini, “Robert Walsers Ironie.” Paolo Chiarini u. Hans Dieter Zimmermann (Hg.) ›Immer dicht vor dem Sturze…‹ Zum Werk Robert Walsers. Frankfurt/M., Athenäum 1987, Ss. 144–152.

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  15. Walter Benjamin, “Ursprung des deutschen Trauerspiels.” Rolf Tiedemann u. Hermann Schweppenhäuser (Hg.), Walter Benjamin Gesammelte Schriften, Band 1-1 Abhandlungen. Frankfurt/M., Suhrkamp 1978, Ss. 207–430, hier S. 285.

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  16. Jens Tismar, Das deutsche Kunstmärchen des zwanzigsten Jahrhunderts. Stuttgart Metzler 1981, S. 39.

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  17. Vgl. Max Lüthi, Märchen, Stuttgart Metzler 71979.

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  18. Robert Walser “Aschenbrödel.” Jochen Greven (Hg.), Robert Walser. Sämtliche Werke in Einzelausgaben, Bd. 14, Komödie. Märchenspiele und szenische Dichtungen. Frankfurt/M. Suhrkamp 1986, Ss. 29–73, hier S. 38.

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  19. Ebd., Aschenbrödel, S. 38.

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  20. Martin Walser, Selbstbewußtsein und Ironie, a. a. O., S. 117.

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  21. Vgl. Lukas Rüsch, Ironie und Herrschaft, a. a. O., Ss. 185–206.

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  22. Aschenbrödel, S. 44.

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  23. Aschenbrödel, S. 44.

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  24. Aschenbrödel, S. 49.

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  25. Aschenbrödel, S. 50.

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  26. Aschenbrödel, S. 51.

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  27. Aschenbrödel, S. 54.

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  28. Vgl. Marian Holona, “Zur Sozialethik in Robert Walsers Kleinprosa. Mediocritas — oder die Aufhebung des Rollenspiels.” Klaus-Michael Hinz u. Thomas Horst (Hg.), Robert Walser, Frankfurt/M. Suhrkamp 1991, Ss. 152–166, hier S. 157.

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  29. Aschenbrödel, S. 55.

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  30. Vgl. Erika Fischer-Lichte, Geschichte des Dramas, Band 1, Tübingen Francke 1990, S. 44.

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  31. Aschenbrödel, S. 68.

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  32. Aschenbrödel, S. 70.

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  33. Zimmermann stellt den bezeichnenden Zusammenhang zwischen Sozialismus und Christentum bei Walser heraus: “Walser interessierte sich früh für den Sozialismus. (…) die Unterdrückten und Armen, die Mühseligen und Beladenen, die Letzten in der sozialen Hierarchie sind für Walser die Ersten, aber erstaunlich ist es doch, daß er sie so eindeutig als Proletarier und Arbeiter bezeichnet.” Hans Dieter Zimmermann, “Walser und die pietistische Ethik.” Paolo Chiarini u. Hans Dieter Zimmermann (Hg.) <Immer dicht vor dem Sturze…> Zum Werk Robert Walsers. Frankfurt/M., Athenäum 1987, Ss. 237–251, hier S. 247.

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  34. Ebd. “Christentum ist für Walser eine Sache der Tat, des Lebens, nicht der Worte, nicht des Denkens.”, S. 241.

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  35. Aschenbrödel, S. 69.

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  36. Aschenbrödel, S. 72.

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  37. Vgl. Dieter Borchmeyer, Dienst und Herrschaft. Ein Versuch über Robert Walser, Tübingen 1980, S. 60f.

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  38. Borchmeyer, Robert Walsers Metatheater, a. a. O., S. 136.

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  39. Ebd., S. 133.

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  40. Vgl. Hans-Dieter Zimmermann, Robert Walser und die pietistische Ethik, a. a. O., S. 243.

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  41. Klaus-Michael Hinz, Robert Walsers Souveränität, a. a. O., S. 160.

    Google Scholar 

  42. Vg. Marian Holona, Zur Sozialethik in Robert Walsers Kleinprosa, a. a. O., S. 162.

    Google Scholar 

  43. Dieter Borchmeyer, Robert Walsers Metatheater, a. a. O., S. 130.

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  44. Robert Walser “Dornröschen”, Jochen Greven (Hg.), Robert Walser. Sämtliche Werke in Einzelausgaben, Bd. 14, Komödie. Märchenspiele und szenische Dichtungen. Frankfurt/M. Suhrkamp 1986, Ss. 167–176, hier S. 168.

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  45. Dornröschen, S. 173.

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  46. Dornröschen, S. 174.

    Google Scholar 

  47. Dornröschen, S. 174.

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Carmen Morenilla Bernhard Zimmermann

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Andresen, K. (2000). Tragische Aspekte im Märchen Aschenbrödel von Robert Walser. In: Morenilla, C., Zimmermann, B. (eds) Das Tragische. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02694-1_1

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