Zusammenfassung
Als »Kunstperiode« erschien Heinrich Heine in der Rückschau jene Zeit bis etwa 1830, die vor allem durch die übermächtige Gestalt Goethes und seines Werkes geprägt wurde. Das Ende der »Kunstperiode«, von dem auch Hegel in seinen Vorlesungen über die Ästhetik (1835) spricht und das als Motiv die Schriften der Jungdeutschen nach 1830 wie ein Leitfaden durchzieht, fällt — wenn man der heineschen Auffassung von der besonderen Bedeutung Goethes folgt — mit dessen Todesjahr (1832) zusammen. Mit dem Begriff »Kunstperiode« verband Heine u.a. die Vorstellung von einer Epoche, in der die auf Autonomie sich gründende Kunst und die Figur des autonomen Künstlers einen besonders hohen Stellenwert einnahmen und in der die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Leben zugunsten der Kunst entschieden wurde. Die besondere Rolle, welche die Kunst zwischen den beiden Revolutionen von 1789 und 1830 innehatte, ist auch in der Forschung immer wieder hervorgehoben worden und hat dort zu Formulierungen wie »Zeitalter der deutschen Klassik und Romantik«, »Zeitalter Goethes und Schillers«, »Blütezeit der deutschen Dichtung« usw. geführt. Demgegenüber erscheint der Terminus ›Kunstperiode‹ neutraler und ideologisch weniger belastet. Eingegrenzter als bei Heine, wird unter ›Kunstepoche‹ diejenige Zeit verstanden, die, eingeschlossen von zwei europäischen Revolutionen, zwischen den beiden Polen Revolution und Restauration oszillierte.
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Beutin, W. et al. (2001). Kunstepoche. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01789-5_5
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