Zusammenfassung
Die Tatsache, dass Schriftsteller ihr Land aus politischen Gründen verlassen und im Exil leben und schreiben müssen, ist keine spezifische Erscheinungsform des Nationalsozialismus. Der Jakobiner Georg Forster, der als Politiker und Schriftsteller maßgeblichen Anteil an der Gründung der Mainzer Republik (1792/93) hatte, musste nach dem Scheitern dieses ersten Versuchs, demokratische Verhältnisse in Deutschland zu errichten, nach Frankreich fliehen und starb 1794 im Pariser Exil. Wie Forster begaben sich in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts zahlreiche Schriftsteller und kritische Intellektuelle nach Paris. Sie bildeten dort eine regelrechte Emigrantenkolonie und versuchten, den Widerstand gegen den Feudalabsolutismus in ihrer Heimat literarisch und politisch zu organisieren. Zeitweilig sollen sich bis zu 10000 Deutsche in Paris aufgehalten haben. Zu einer zweiten großen Emigrationswelle kam es nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819, durch die ein ausgeklügeltes System der Presse-, Verlags- und Universitätsüberwachung im Deutschen Reich etabliert wurde. Nach der Juli-Revolution 1830 in Paris und den an sie anschließenden Revolutionsversuchen in Deutschland kam es zu einer dritten Auswanderungswelle, die nicht nur Intellektuelle und Schriftsteller erfasste, sondern sich zu einer regelrechten Massenflucht demokratischer Kräfte ausweitete. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts sollen zwischen 50000 und 80000 Deutsche als Exilierte allein in Paris gelebt haben, unter ihnen so bekannte Autoren wie Marx, Heine, Börne, Ruge und Weitling.
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Beutin, W. et al. (2001). Die Deutsche Literatur des Exils. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01789-5_11
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