Zusammenfassung
Vorab einige einleitende Bemerkungen. Beim Schreiben dieses Vortrags ging es mir um eine nüchterne Beurteilung der wichtigsten begrifflichen Probleme, die sich aus den vielfältigen Verbindungen zwischen Wagner, dem Antisemitismus, Hitler und dem Holocaust ergeben. Mein Anliegen war es, einige Auswege aus dieser häufig eher fruchtlosen Debatte aufzuzeigen. Nach einigen unvergeßlichen Tagen in Bayreuth sind mir starke Untertöne im Gedächtnis haften geblieben, die diesen eher sachlichen Vortrag in gewisser Weise als äußerst provokant erscheinen lassen könnten. Ich bitte Sie, mir zu glauben, daß Provokation oder Kränkung nicht in meiner Absicht lagen; mir ging es darum, bei den angesprochenen Themen neue Reflexionsebenen zu ermöglichen. Ich suche nicht die Konfrontation — es gibt keinerlei Veranlassung, Bayreuth zu beleidigen, zu erniedrigen oder um Verzeihung zu bitten -, dafür ist es viel zu spät. Es liegt aber auch nicht in meiner Absicht, Absolution zu erteilen; aus Israel kann es keine Erlösung Bayreuths geben, das möchte ich hier eindeutig klarstellen. Meine Intention ist es aber, einigen Wagnerianern hier Gelegenheit zu geben, sich solchen historischen Wahrheiten gegenüber zu öffnen, die wirklich nicht länger geleugnet werden müssen und denen sie nicht länger widerstehen sollten, denn sie sind hier schließlich in Bayreuth. Meiner Meinung nach haben sich zu viele Leute darum bemüht, die Opern vor dem Vorwurf des Antisemitismus zu schützen und die offensichtliche Teilhabe Bayreuths am Dritten Reich zu leugnen. Und deshalb frage ich mich manchmal, ob Bayreuth sich überhaupt klarmacht, wie merkwürdig dieses Verhalten auf die normale Außenwelt wirken mag, sogar in den Augen derjenigen, die Wagners Musik lieben.
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Notizen
Richard Wagner, Das Judentum in der Musik, Leipzig 1914, S. 42f.
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Rose, P.L. (2000). Wagner und Hitler — nach dem Holocaust. In: Borchmeyer, D., Maayani, A., Vill, S. (eds) Richard Wagner und die Juden. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01720-8_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-01720-8_13
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