Ludwig der Heilige

Zusammenfassung

Heine erwähnt mit Ludwig dem Heiligen eine weitere Person der französischen Geschichte. Aber auch diesen König von Frankreich (1215/1226–1270), der 1297 heilig gesprochen wurde, erwähnt er allenfalls nebensächlich. Es kommt Heine offensichtlich nicht darauf an, sich auf Ludwig IX. als Gegenstand einer Geschichtsschreibung zu beziehen. Heine erwähnt Ludwig IX. zweimal in der „Lutetia“. Zuerst in dem Zusatz zu Artikel I „<Ludwig Philipps Friedenspolitik und die europäische Oligarchie>“, den Heine wie den Artikel I im Februar 1840 geschrieben hat.²³⁴ Heine denkt hier in seiner Kritik des Bürgerkönigs Ludwig Philipp den Fall durch, daß statt Ludwig Philipp auch ein „Spezereyhändler“ oder „Krautkrämer“ der Rue Saint-Denis, der einen ebenso „braven Mann“ abgegeben hätte wie Ludwig Philipp, zum König hätte gewählt werden können.²³⁵ Heine unternimmt damit in diesem Artikel und seinem engeren Umfeld einen dritten Anlauf, das Prestige Ludwig Philipp über seine königlichen Vorfahren zu hinterfragen. Zuerst hatte er Ludwig Philipp mit Chlodwig I. verglichen — Tertium comparationis war die „Verstellungskunst“²³⁶ — und dann hatte Heine in eben diesem Zusammenhang des „politischen Jesuitismus“²³⁷ den „priesterlichen Charakter“ als konstitutive Charaktergröße des französischen Königtums überhaupt, von „den Zeiten Caroli Magni bis auf den Sohn der Herzoginn von Berry, Heinrich V.“²³⁸ hervorgehoben. Jetzt will Heine im dritten Anlauf Ludwig Philipp als „Enkel des heiligen Ludwig“ über eine Persiflage der für die Zeit Ludwigs IX. typischen „feineren Redensarten und Manieren der Courtoisie“, die einem „Spezereyhändler“ in den Mund gelegt werden, diskreditieren:

„O schonet meiner! Verzeiht mir, daß ich so zu sagen den französischen Thron bestiegen, daß das tapferste und intelligenteste Volk, nein, ich will sagen eine Handvoll von dreyzig Millionen Unruhestifter<n> und Gottesläugnern mich zu ihrem Könige gewählt hat!“²³⁹