Zusammenfassung
Seit dem Beginn der Neuen Frauenbewegung in den USA am Ende der 60er Jahre taucht der Name Carolyn Heilbrun immer wieder im Kontext von Aktivitäten auf, die nicht nur an nordamerikanischen Universitäten für langfristige Umwälzungen sorgten. Mit Verve und Leidenschaft wurden die bis dahin fraglos akzeptierten Denktraditionen und Machtstrukturen als männlich kritisiert und in Frage gestellt. Neben jüngeren Frauen wie Kate Millett, deren Sexual Politics (1970) an der Columbia University als Doktorarbeit entstand, waren es vor allem bereits etablierte Wissenschaftlerinnen wie Carolyn Heilbrun, die der feministischen Kritik der Geschlechterverhältnisse engagiert institutionelle Unterstützung verschafften. Ihnen ist es unter anderem zu verdanken, daß der akademische Feminismus in den USA bis in die 80er Jahre ein Durchsetzungsvermögen erlangte, das in anderen Ländern nur Erstaunen wecken konnte.
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Anmerkungen
Für ausführliche Informationen siehe Kress, Susan: Carolyn G. Heilbrun: Feminist in a Tenured Position. Richmond 1997.
Heilbrun, Carolyn G.: Reinventing Womanhood. New York, London 1979, S. 29.
Vgl. Heilbrun, Carolyn G.: Toward a Recognition of Androgyny. New York 1973;
Bock, Ulla/Alfermann, Dorothee: Androgynie in der Diskussion: Auflösung der Geschlechter-rollengrenzen oder Verschwinden der Geschlechter? — Eine Einleitung. In: Ulla Bock, Dorothee Alfermann (Hg.): Androgynie. Vielfalt der Möglichkeiten. Stuttgart, Weimar 1999 (Querelles. Jahrbuch für Frauenforschung; Bd. 4), S. 11g–34; hier S. 17.
Siehe Heilbrun, Carolyn G./Resnik, Judith: Convergences: Law, Literature, and Feminism. In: Jacqueline St. Joan and Annette Bennington McElhiney (Hg.): Beyond Portia. Women, Law, and Literature in the United States. Boston 1997, S. 11–52;
sowie Heilbrun, Carolyn G.: Feminism: A Long Memory. In: Patricia Meyer Spacks (Hg.): Advocacy in the Classroom. Problems and Possibilities. New York 1996, S. 198–203.
Siehe Smith-Rosenberg, Carroll: The Female World of Love and Ritual: Relations Between Women in Nineteenth-Century America. In: Signs: Journal of Women in Culture and Society, 1. Jg., 1975, S. 1–29.
Zu Frauenfreundschaften vgl. Eickenrodt, Sabine/Rapisarda, Cettina (Hg.): Freundschaft im Gespräch. Stuttgart, Weimar 1998 ((Querelles. Jahrbuch für Frauenforschung; Bd. 3).
In Das Unbehagen in der Kultur zeigt Freud, daß neben dem individuellen Über-Ich ein gemeinschaftlich ausgebildetes »Kultur-Über-Ich« existiert, »unter dessen Einfluß sich die Kulturentwicklung vollzieht«. Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur. (1930) In: Ders.: Gesammelte Werke XIV. Frankfurt/M. 1976, S. 421–506; hier S. 501 f.
Vgl. Heilbrun, Carolyn G.: The Profession and Society, 1958–83. In: Publications of the Modern Language Association of America (PMLA), Jg. 99, 1984, H. 3, S. 408–426. Die MLA ist der einflußreichste akademische Berufsverband der Universitätslehrenden aus Literatur-, Kultur- und Sprachwissenschaften, auf dessen gigantischen Jahrestagungen neben der wissenschaftlichen Konferenz zugleich der universitäre Stellenmarkt ausgerichtet wird. Im Dezember 1999 erhielt Carolyn Heilbrun in Chicago die höchste Auszeichnung für ihr Lebenswerk.
Der literaturwissenschaftliche Ansatz des New Criticism, von den späten 30er bis Anfang der 60er Jahre vorherrschend, konzentriert sich auf die werkimmanente Untersuchung der sprachlichen Gestalt literarischer Werke unter dezidierter Ausblendung historischer, gesellschaftlicher oder biographischer Faktoren. Vgl. dazu Eagleton, Terry: Einführung in die Literaturtheorie. Übers. von Elfi Bettinger und Elke Hentschel. 4. Aufl. Stuttgart, Weimar 1997, (Sammlung Metzler; Bd. 246); bes. S. 59–72.
Heilbrun, Carolyn G.: The Last Gift of Time. Life Beyond Sixty. New York 1997.
Vgl. Cross, Amanda: The Puzzled Heart. New York 1998.
Vgl. Roberts, Jeanne Addison: Feminist Murder: Amanda Cross Reinvents Womanhood. In: Glenwood Irons (Hg.): Feminism in Women’s Detective Fiction. London 1995, S. 94–111; hier S. 107.
Adrienne Rich, geb. 1929 in Baltimore, aus intellektuellem jüdischen Elternhaus, Lyrikerin, Essayistin, Theoretikerin, Amerikas berühmteste Dichterin neben Audre Lorde und Alice Walker, Feministin und Aktivistin in der Frauenbewegung und den Bürgerrechtskämpfen. Seit 1966 lebt sie in New York; 1970 verließ sie ihren Ehemann und definiert sich und ihre Texte als lesbisch. Ihre frühe Lyrik, beginnend mit A Change of the World (1951), The Diamond Cutters and Other Poems (1955) bezeichnet sie später in: On Lies, Secrets and Silence (1979) als noch von männlichem Einfluß geprägt. In ihrer experimentellen Lyrik ringt sie seit Leaflets: Poems 1963–1968 und The Will to Change (1971) um eine radikale Poetik. Diving into the Wreck (1973) und The Dream of Common Languages (1978) wie auch A Wild Patience Has Taken Me This Far (1981) wendet sich den Beziehungen unter Frauen zu. Ihre Lyrikbände umkreisen in den folgenden Jahren Konflikte von Geschlecht, Klasse, Rasse und Sexualität, erkunden Körper, Alter, Krankheit und Schmerz, Kreativität und Sprache sowie ihre jüdische Herkunft. Für ihr umfangreiches Werk erhielt sie zahlreiche Preise. Von den Prosawerken waren u. a. Of Woman Born: Motherhood as Experience and Institution (1976) sowie der Essay Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence (1980) bahnbrechend für die feministische und lesbische Kulturkritik. Vgl.: Hechtfischer, Ute u. a. (Hg.): Metzler Autorinnen Lexikon. Stuttgart, Weimar 1998.
Heilbrun, Carolyn G.: The Education of a Woman. The Life of Gloria Steinern. New York 1995.
Vgl. Dworkin, Andrea: Pornography. Men Possessing Women. New York 1981;
sowie MacKinnon, Catharine A.: Only Words. New York 1993;
Dworkin, Andrea/MacKinnon, Catharine A. (Hg.): In Harms Way. The Pornography Civil Rights Hearings. Harvard 1997.
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Bettinger, E., Ebrecht, A. (2000). Grenzerweiterung als feministisches Lebensprinzip?. In: Bettinger, E., Ebrecht, A. (eds) Querelles: Jahrbuch für Frauenforschung 2000. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01716-1_16
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